Zweibrücken Familienfest mit Höchstleistungen

ZWEIBRÜCKEN. Am Ende von drei langen Turniertagen bildeten die Finalisten des Deutschen Voltigierpokals in der Reithallen-Arena des Landgestüts Zweibrücken am Sonntag das stimmungsvolle Schlussbild. Sie schwenkten ihre Länderfähnchen, feierten die Sieger und zeigten, dass sie alle eine große Voltigierfamilie sind.

Dass die Erfolge für die heimischen Starter nicht ganz so wie erwartet ausfielen, trübte die Freude nicht. „Es ist an beiden Tagen gut gelaufen, das ist gut fürs Gefühl“, sagte Jasmin Glahn, die mit der Mannschaft der Bundenbacherhöhe erst eine Enttäuschung verarbeiten musste, um dann an der Seite von Mara Marschall im Doppel auf Platz fünf vorzuturnen. „Im Einzel und im Doppel hatte ich die beste Saison bisher“, erzählte die 18-jährige Großbundenbacherin in gelöster Stimmung. Im Einzel startete sie bei der deutschen Juniorenmeisterschaft, mit Marschall wurde sie Vizelandesmeisterin. „Ich habe jetzt eine kurze Erholungsphase, dann beginnt die Winterarbeit“, erzählte sie. Die Ziele für 2015 hat sie bereits vor Augen: „Im Einzel wieder zur DJM und mit Mara im Doppel zur DM.“ Mit dem Saisonfinale am Wochenende vor der Haustür war sie zufrieden. „Das war ein guter Abschluss“, sagte Glahn. Am Samstag hatte Mara Marschall noch an der verpassten Finalteilnahme mit der Mannschaft zu knabbern. „Die ganze Kür war nicht so sauber“, räumte sie ein. „Wir haben in der Pflicht unnötig Fehler gemacht, die einen zurückwerfen. Da muss man dann ja in der Kür punkten“, bemerkte sie. Andererseits „waren wir nach der Sommerpause im Training auch in einem Loch“, räumte sie selbstkritisch ein. Überwältigt waren die 13- bis 24-jährigen Voltigiererinnen des 1. VC Homburg, die überraschend ins Finale der 16 besten Gruppen eingezogen waren und am Ende nach einer tollen Kür Platz sieben belegten. Es ist ein famoses Finale einer erstaunlichen Saison. „Wir sind mehr als zufrieden. Dass wir als Fünfte ins Finale eingezogen sind“, sei die Überraschung, sagte Longenführerin Janina Koch. Schließlich hat ihre Gruppe erst in dieser Saison den Aufstieg in die M-Klasse geschafft. „Mit unserem Sieg bei der Saarlandmeisterschaft sind wir aufgestiegen“, erzählte sie stolz. Das Debüt in der neuen Klasse gab die Gruppe, bei der mit Mareike Bäsel aus Bechhofen eine Südwestpfälzerin voltigiert, beim Fünf-Länder-Wettkampf. Platz drei war erstaunlich. „Das Konkurrenzfeld hier ist etwas ganz anderes“, sagte sie mit Blick auf die Spitzenteams Timeloh-Hof, Laubenheim oder Weilheim-Waitzacker, „das ist größer, unbekannter.“ Auch noch nach der Siegerehrung konnte sie ihr Glück noch nicht fassen. „Das dauert, bis man das realisiert“, sagte sie. Neben Bäsel voltigierten Jennifer Ballard, Jana Hahnenwald, Lucie Kuhn, Leonie Königer, Kim Wittmann, Selina Schmidt, Jacqueline König und Laura Seel für den VCH. Ganz gefasst war der aus Zweibrücken stammende Jürgen Köhler, der an der Seite seiner Partnerin Janine Beitz Silber im Pas-de-Deux gewann. Der 25-Jährige, der mit seiner Schwester Barbara noch für die Schwegenheimer Gruppe startete, analysierte ganz nüchtern: „Vom Gefühl war es am Samstag besser, das war locker, flüssig“, sagte er. In der zweiten Wertungsprüfung sah er „zu viel Spannung“. Für das Mainz-Laubenheimer Doppel war es die erste gemeinsame Saison, die 19-jährige Beitz hatte 2013 noch mit der Laubenheimer Mannschaft den Voltigierpokal gewonnen. 2015 sie das Ziel, den Landesmeistertitel zu verteidigen und bei der deutschen Meisterschaft unter die Top fünf vorzustoßen, sagte Köhler. Das Finale der Gruppen geriet am Sonntag zum Höhepunkt, die Entscheidung hätte viel knapper nicht ausfallen können. Am Ende triumphierte das Team Timeloh-Hof mit zwei Hundertstelnoten Vorsprung über Mainz-Laubenheim, die Revanche ist dem Team aus dem Landesverband Hannover geglückt. „Der Sieg beim Deutschen Voltigierpokal war unser großes Ziel in diesem Jahr“, sagte Longenführerin Barbara Rosiny, die mit Dark Beluga einen echten Hingucker an der langen Leine hatte. Ihre zwölf- bis 22-jährigen Voltigiererinnen riskierten im Finale viel. „Wir wussten, dass es eng ist, haben alle Schwierigkeiten gezeigt“, sagte sie. Dreimal die Höchstnote zehn zogen die Preisrichter, genau wie für die Kür der Laubenheimer. In der Gestaltung und in der Ausführung wurden die Hannoveranerinnen besser bewertet. Mit der höchsten Kürnote aller Teams – Timeloh-Hof erhielt eine 8,423, Laubenheim eine 8,199 – holten sie nicht nur den Rückstand nach der Pflicht auf den Titelverteidiger auf, sondern setzten sich an die Spitze. 7,477 zu 7,453 hieß es nach den Gesamtnoten aus Pflicht und Kür. „Das ist nicht viel Unterschied“, sagte die Laubenheimer Longenführerin Hanne Strübel mit Blick auf das Resultat. „Das sind beides gute Gruppen, wir nehmen uns nichts“, fügte sie an und erkannte an, dass die Timeloher „in der Gestaltung ein bisschen besser waren.“ Zu Stimmungshöhepunkten in einer tollen und immer fairen Atmosphäre gerieten die Übungen der Gruppen vom PSV „Die Alten Römer“ aus Frechen und von Weilheim-Waitzacker aus Bayern. Mit einem Durchschnittsalter von 26 Jahren stellte die Mannschaft aus dem Rheinland die älteste Gruppe, mit 34 Jahren war Frauke Bischof die Turnierseniorin. „Ich habe immer den Zeitpunkt zum Aufhören verpasst“, sagte sie lachend. Seit vier Jahren voltigiert sie in dieser Mannschaft, die zu großen Teilen seit dem Kindesalter zusammen ist. „Der harte Kern kennt sich, seit sie sieben sind“, fügte sie an. „Bei Turnieren sind die Leute eher überrascht, wie alt man schon ist“, erklärte sie den Aha-Effekt, der sich bei Starts der Truppe einstellt. Für Bischof war es die Abschiedsvorstellung bei den „Alten Römern“, sie ist beruflich nach Rheinland-Pfalz zurückgekehrt und wird sich ihrem Stammverein Idar-Oberstein anschließen. Auf Platz vier verdrängt wurden die „Alten Römer“ von den reifen Bayern. Vier Mannsbilder und eine Frau im Alter von 30 bis 33 Jahren, ein Twen und drei Teenager schafften es mit einem Altersschnitt von 24 Jahren auf den Bronzeplatz. Dank der zweitbesten Pflicht im Finale der 16 Gruppen hatten musste sie nur die jungen Hüpfer aus Timeloh-Hof und Laubenheim vorbeiziehen lassen. Die große Voltigierfamilie war es auch, die diese Veranstaltung zum Erfolg werden ließ, weil Turnierleiterin Sandra Schwebius und ihre Mitstreiter von der VRG Südwestpfalz beherzt um Hilfe baten und viele Helfer von Vereinen aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland mit anpackten. So konnte auch das zweite Voltigiergroßereignis nach den Landesmeisterschaften mit Bravour gestemmt werden.

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