Zweibrücken Durchgeschwitzt nach Mitternacht

Spielen immer barfuß: Die Mitglieder der bayerischen Blaskapelle La Brass Banda in Blieskastel.
Spielen immer barfuß: Die Mitglieder der bayerischen Blaskapelle La Brass Banda in Blieskastel.

Mehr als 400 Zuhörer feierten am späten Samstagabend die Blaskapelle La Brass Banda bei ihrem Konzert in der Blieskasteler Bliesgau-Festhalle. Weit abseits von „oans zwoa g’suffa“ und Bierzeltseligkeit legte das Septett mit bayrischer Volksmusik im Reggae-, Polka-, Dub- und Rock-Gewand einen energiegeladenen, schweißtreibenden Auftritt bis weit nach Mitternacht hin.

Weil das in Dillingen vorgesehene Konzert vom Veranstalter abgesagt worden war, spielte das Septett um Frontmann Stefan Dettl (Trompete/Gesang) aus Übersee am Chiemsee im Barockstädtchen. Den Kontakt zwischen Stadt und Band hatte Dagmar Schuler hergestellt, die am Samstag ihr 60. La-Brass-Banda-Konzert besuchte. Am Samstagnachmittag hatte sie als Stadtführerin in der Rolle der Gräfin Marianne von der Leyen den Musikern noch die Stadt gezeigt. Nach dem Auftritt von Percussion under Construction beim Euroclassic-Festival wurde die Festhallenbestuhlung rausgeräumt. Die Bühne wurde umgebaut und große Teile des Publikums wurden ausgetauscht. Trotz später Stunde – mit „Bierzelt“ und „VW Jetta“, zwei ihrer bekanntesten Stücke, eröffnete die Truppe um 22.30 Uhr das Konzert – war nach wenigen Takten der Bann gebrochen. Blasmusik wirkt, so oder so. Ein Beispiel lieferte 2017 der Staatsbesuch von US-Präsident Donald Trump in Frankreich. Der französische Präsident Emmanuel Macron und Trump saßen bei der Parade am Nationalfeiertag auf der Ehrentribüne, als eine französische Militärkapelle zur Abschlussperformance ansetzte. Macron grinste und wippte mit, Trump saß versteinert daneben, als die Band ein Medley der Hits der French-House-Band Daft Punk spielte. Ein bisschen Daft Punk hat auch La Brass Banda im Programm. „Around the World“ ergänzt das Banda-Stück „Tubissimo“, das als sechster Titel die letzten Tanzmuffel in der Festhalle mobilisierte. Den Trump gab da keiner mehr. 2009 – „da gab’s uns erst zwei Jahre, da spielten wir in München noch vor 20, 30 Leuten“, erzählte der sehr unterhaltsam plaudernde Dettl – auf dem ehrwürdigen dänischen Roskilde-Festival gewannen die Bandas zum ersten Mal die Massen. Damals lockte das Wummern des Techno-Stücks „Tubissimo“ die Zuhörer vom Oasis-Auftritt auf der Hauptbühne weg ins große Zelt. Nach mehr als anderthalb Stunden, Mitternacht war schon vorbei, war es Zeit für die Zugaben. „Wisst ihr was, wir machen jetzt einfach so lange weiter, bis uns jemand den Strom abstellt“, sagte Dettl nach der ersten. Den Strom stellten sie sich dann selber ab, stiegen von der Bühne und musizierten im Saal weiter. Unplugged und ausgelassen zogen sie durch ein begeistertes Publikum und dann in die Katakomben der Festhalle. Blasmusik wirkt: Mit einem famosen, mitreißenden Auftritt hinterließ La Brass Banda in Blieskastel durchgeschwitzte, glückliche Konzertbesucher. Und die kommen beim nächsten Mal garantiert alle wieder. Ein großartiger Abend.

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