Zweibrücken „Die geballte Ladung von allem“

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DELLFELD. Lederball statt Kinderküche, Stollenschuhe statt Puppen – Fußball spielt seit den Kindertagen im Leben von Alexandra Papke eine große Rolle. Nach mehreren Stationen als Spielerin und Spielertrainerin hat die 41-Jährige aus Dellfeld im Februar ihre Trainer-B-Lizenz beim Südwestdeutschen Fußball-Verband in Edenkoben abgelegt – als einzige Frau im Kurs.

Der Gedanke, bei den Lehrgängen im Januar und Februar als einzige Frau zwischen lauter Männern dabeigewesen zu sein, lässt Alexandra Papke schmunzeln. „Im ersten Lehrgang waren es 39 Männer und ich mittendrin – das war der Basislehrgang der B- und C-Lizenz. Beim Profil-Lehrgang waren es dann 22 Männer“, erzählt die 41-Jährige, die aktuell die Verantwortung für die Frauenmannschaft des Saarklubs SV Dirmingen II – aktuell Verbandsliga-Zweiter – trägt. Vorurteile und Klischees über Frauen und Fußball habe es aber nicht gegeben. Schließlich teilten alle Teilnehmer die gleiche Leidenschaft: Fußball. Schon als Kind war Papke, die Beamtin beim Vermessungs- und Katasteramt Westpfalz in Pirmasens ist, mit ihren Freunden, die meisten seien Jungs gewesen, am liebsten auf dem Bolzplatz und kickte. „Das ist ein leidenschaftlicher Sport mit viel Emotion. Einen hohen Stellenwert hat für mich auch der Teamgeist. Das lebe ich auf und neben dem Platz“, zählt sie nur zwei Dinge auf, die sie an dem Sport so mag. Als Spielerin ging sie für den SVN Zweibrücken und TSC Zweibrücken, die SG Parr Medelsheim – dort wurde sie zum Kapitän der Regionalliga-Mannschaft gewählt – und den FC Bierbach auf Torejagd. „In den unteren Klassen wurden wir meist von Ehemännern, Lebensgefährten oder AH-Spielern trainiert. Erst im letzten Jahr beim TSC Zweibrücken hatten wir einen Trainer, der selbst hochklassig gespielt hat. Da haben wir gesehen, was mit taktischer Schulung möglich ist“, berichtet die Mutter einer achtjährigen Tochter. Ihre Neugier an Taktik und Trainingssteuerung war geweckt. „Zuvor war mir nie so richtig bewusst, dass uns die taktische Ausbildung fehlte.“ Dass sie schließlich selbst den Schritt in Richtung Trainerausbildung wagte , dafür gebe es eine Schuldige: die A-Lizenz-Trainerin Claudia Fetzer (aktuell SV Dirmingen), die Alexandra Papke während ihrer Zeit beim FC Bierbach (2009 bis 2015) kennenlernte. Nachdem dort der Trainer während der Vorbereitung das Handtuch geworfen hatte, übernahm Alexandra Papke das Ruder. „Ich habe Claudia oft um Rat gefragt, wie man Defizite aufarbeiten kann. Sie hat die Flamme in mir entfacht, Trainerin zu werden.“ Vor zwei Jahren übernahm die Dellfelderin dann die Verbandsliga-Mannschaft der SG Parr Medelsheim – noch ohne Lizenz. Das Problem: „Ich hätte so in der Regionalliga, also eine Klasse höher, nicht mehr als Trainerin arbeiten dürfen.“ Dafür benötigte sie die Trainer-B-Lizenz, die sie Anfang des Jahres in Angriff nahm. In den drei Lehrgängen – die Kosten in Höhe von 625 Euro trug sie selbst – ging es um Technik-, Taktik- und Konditionstraining, Spielbeobachtung, Vereinsrecht und Trainingsplanung. „Es war die geballte Ladung von allem. Da hat der Kopf geraucht“, erläutert sie lachend. Aber sie hat sich durchgekämpft, die Prüfungen bestanden. Nun darf sie nicht nur Frauen-Teams bis zur Regionalliga betreuen, sondern auch Herren bis zur Oberliga. „Ich würde mir wünschen, mal eine männliche Jugend, vielleicht ab der B-Jugend zu übernehmen. Das würde mir neue Blickwinkel aufzeigen.“ Der Frauenfußball liegt ihr aber weiter am Herzen. Der müsse, vor allem in unteren Klassen, auf eine breitere Basis gestellt werden. „Dafür ist es wichtig, dass sich mehr Frauen für Lizenzen qualifizieren.“

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