Zweibrücken Der Jungbrunnen der Löwinnen

Unerwarteter Dritter in der Oberliga: die weibliche B-Jugend des SV 64 Zweibrücken mit (hinten von links) Trainerin Dunja Bullac
Unerwarteter Dritter in der Oberliga: die weibliche B-Jugend des SV 64 Zweibrücken mit (hinten von links) Trainerin Dunja Bullacher, Vera Jänicke, Janine Baus, Carina Birringer, Denise Reiser, Hanna Müller und Lea Bullacher sowie (vorne von links) Celine Jag, Lara Neff, Hannah Ölke, Nina Schillo, Lucy Hilz und Jonna Müller.

«ZWEIBRÜCKEN.»Damals waren die B-Jugend-Mädchen des SV 64 mit 33:3-Punkten Meister der RPS-Oberliga geworden. Das Team um den heutigen Zweitliga-Trainer Martin Schwarzwald und die jetzige A-Nationalspielerin Amelie Berger sowie Zweitliga-Akteurin Elisa Burkholder spielte sich bis ins DM-Halbfinale. Dort unterlag die Truppe der HSG Blomberg-Lippe, schnappte sich im kleinen Finale aber den dritten Platz gegen den TSV Birkenau – der größte bisherige Erfolg der Löwinnen. Beinahe hätte auch die diesjährige B-Jugend-Truppe um die deutsche Meisterschaft mitgespielt. Am Ende waren die Mädels von Trainerin Dunja Bullacher punktgleich mit dem TuS Kirn (28:8) auf Platz zwei hinter Meister HSG DJK Marpingen-SC Alsweiler, der zur Teilnahme berechtigte. Aber die SV-Girls hatten den direkten Vergleich gegen Kirn verloren. „Wir haben zweimal gegen Marpingen und zweimal gegen Kirn verloren“, erläutert Bullacher. „Und jedes Mal waren wir dabei nicht vollständig“, haderte die 46-Jährige mit den Niederlagen. In den Herbstferien in Kirn fehlten zwei wichtige Rückraumspielerinnen, die Halblinke Vera Jänicke pausierte acht Spiele wegen einer Verletzung im Sprunggelenk. „Im Rückspiel gegen Kirn bekommt Lucy Hilz eine unberechtigte Rote Karte – und wir verlieren mit einem Tor Unterschied“, weiß die Gymnasiallehrerin für Sport und Mathematik in Neunkirchen, wo die Zähler liegen blieben. Dennoch war der dritte Platz ein Riesenerfolg für die Zweibrückerinnen. Denn er kam unerwartet. „Wir haben mit diesem Jahrgang 2002/03 vor zwei Jahren schon mal Oberliga gespielt und sind im Mittelfeld gelandet“, erzählt Bullacher. Und dazu verloren die Mädchen in der Qualifikation das erste Spiel und mussten danach unbedingt gegen den jetzigen Meister Marpingen gewinnen, um in die Liga reinzurutschen. „Der unerwartete Sieg nach einem super Spiel gegen Marpingen hat uns dann Selbstvertrauen gegeben. Ich dachte danach schon, dass wir um Platz drei mitspielen können. Aber die Mannschaft hatte kein konkretes Ziel.“ Besagtes Ziel und die Mannschaft haben sich erst im Lauf der Saison langsam entwickelt. „Vor zwei Jahren war Friesenheim noch eine der überragenden Mannschaften. Spätestens, als wir auch das Rückspiel gegen die gewonnen hatten, haben die Mädels gemerkt: Ey, da geht was. Danach haben sie noch zielgerichteter gearbeitet. Ich selbst hab’ das Thema aber gar nicht groß thematisiert.“ „Das ist meine Mannschaft“ Dass die B-Jugend-Mädchen sich auf gewachsene Strukturen stützen können, ist nur leicht unterschrieben. Torfrau Nina Schillo und Tochter Lea hatte Dunja Bullacher, die seit 30 Jahren Jugendarbeit macht, schon als F-Jugendliche unter ihren Fittichen. Auch viele andere Spielerinnen kennt sie schon ganz lange. „Das ist meine Mannschaft. Eigentlich schon immer“, sagt sie stolz und will kommende Runde mit einem Großteil in die A-Jugend aufrücken. Der Jahrgang 2001/02 ist für die Bundesliga gemeldet, die in Turnierform neben der normalen Oberliga-Runde gespielt wird. „Da bleiben nur knapp vier Wochen, um die neue Mannschaft zusammenzustellen“, so Bullacher. Die B-Jugend hat ihren Saisonabschluss am Anfang der Sommerferien beim Partille-Cup im schwedischen Göteborg, dem wahrscheinlich größten Handball-Jugendturnier der Welt. „Die meisten Fortschritte haben wir in dieser Saison im taktischen Bereich gemacht. Vor allem in der Mannschaftstaktik“, sieht Coach Bullacher Gründe für das gute Abschneiden. Auch ein großes Turnier im Januar in Nancy gegen körperlich deutlich stärkere Spielerinnen hat das Team weitergebracht. Da sieht der Erstmannschaftstrainer der SV 64-Damen, Rüdiger Lydorf, noch viele Möglichkeiten. „Die Mädchen sind alle noch ein bisschen schlaksig, aber ich sehe in der Mannschaft ganz viel Potenzial für die Zukunft“, sagt der 33-Jährige, im vierten Jahr Trainer der SV-Damen. Dunja Bullacher und er sind stets im engen Austausch. Die Verzahnung mit der Jugend ist eng: So trainieren einige B-Jugendliche in Teilen schon bei der Mannschaft mit. Linkshänderin Janine Baus, die am Ostermontag auch beim Pokalfinale in Saarbrücken zum Einsatz kam, absolvierte schon die komplette Vorbereitung mit der Ersten. Auch Vera Jänicke und Lea Bullacher hatten schon Oberliga-Einsätze bei den Damen. Torfrau Nina Schillo ist sogar fester Kaderbestandteil. Drittes Frauenteam möglich „Nina im Tor hat wirklich eine klasse Entwicklung gemacht“, lobt Bullacher die Frau zwischen den Pfosten. „Die hat, auch bei den Damen, keinen Respekt vor festen Würfen. So eine Torfrau ist wirklich Gold wert.“ Unglaubliches hat laut Bullacher in der abgelaufenen Spielzeit auch Lucy Hild geleistet. Die ist eigentlich noch C-Jugend-Spielerin und musste in der B-Jugend plötzlich im Rückraum ran. „Und das hat sie auf halblinks wirklich gut gemacht“, findet Bullacher. Und so ist das mit einem gut gefüllten Jungbrunnen: Nachdem mit Katharina Koch und Laura Witzgall zwei Spielerinnen ihre Karriere in der Ersten beenden und künftig zweite Mannschaft spielen wollen, und aus der A- und B-Jugend etliche Spielerinnen nachrücken, ist nicht ausgeschlossen, dass der SV 64 für die kommende Spielzeit sogar eine dritte Frauenmannschaft meldet, damit alle genug Spielpraxis haben. Kader Torfrauen: Nina Schillo, Hannah Ölke Feldspielerinnen: Vera Jänicke, Janine Baus, Carina Birringer, Denise Reiser, Hanna Müller, Lea Bullacher, Celine Jag, Lara Neff, Lucy Hilz, Jonna Müller Trainerin: Dunja Bullacher

x