Zweibrücken Der 12. August ist der Tag X

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Kaiserslautern. Die First-Lady im rheinland-pfälzischen Judo hat es geschafft: Jasmin Külbs vom 1. JC Zweibrücken wurde dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) vom Deutschen Judobund für Olympia in Rio vorgeschlagen (wir berichteten kurz überregional). „So ganz verinnerlicht habe ich das noch nicht“, erzählte die überglückliche Judoka am Mittwoch in Kaiserslautern. Am dortigen Heinrich-Heine-Gymnasium begann ihre sportliche Laufbahn, dort war sie diese Woche im Zwischentrainingslager mit Sergio Oliveira.

Der Dampf steht im Dojo. Der blaue Judogi färbt sich dunkel. Jasmin Külbs kommt schwer ins Schwitzen. Nicht nur sie, auch Trainer Sergio Oliveira läuft ein Rinnsal durchs Gesicht. Die beiden feilen an kleinen Schwachstellen der Olympia-Kandidatin. „An Kleinigkeiten, die sich im Kampf gewaltig auswirken können“, erklärt die 24-Jährige nach der Trainingseinheit. Ganz nebenbei macht die Vorzeigesportlerin gleich noch eine Gruppe angehender Judoka stolz. Einmal mit einer echten Olympia-Frau auf der Matte zu stehen: Damit hatten die Schüler der Pestalozzi-Grundschule in Kaiserslautern nicht gerechnet, als sie zum spielerischen Judo ins Heinrich-Heine-Gymnasium kamen. Oliveira und die ehemalige HHG-Schülerin kennen sich seit 2007, die Vertrautheit ist zu spüren, die Chemie stimmt. Was Oliveira sagt, ist für die Schwergewichtskämpferin der richtige Weg. Natürlich kommuniziert der Cheftrainer der Eliteschule des Sports viel und eng mit dem Bundestrainer des Deutschen Frauen-Nationalteams, Michael Bazynski. Nur so war das „Zwischentrainingslager“ in Kaiserslautern überhaupt möglich. „Batze weiß genau, dass ich hier intensiv trainiere“, ist Jasmin Külbs glücklich über die gewonnene Woche in der von ihr geliebten Pfälzer Heimat. Pfalz, das ist für sie in erster Linie Böhl-Iggelheim. Dort steht das Elternhaus. Auch Zweibrücken ist ganz wichtig. Dort gehört sie zum 1. Judoclub Zweibrücken, Trainer Stephan Hahn ist eine weitere Bezugsperson. Auch Speyer ist eine Bank für die Judofrau. Der Judoclub Speyer war ihr erster Verein, für ihn kämpft sie nach wie vor mit der Mannschaft in der Bundesliga. Bleibt noch Kaiserslautern, das HHG, die Schule, das Internat und Sergio Oliveira mit Familie. „Meine zweite Familie“, bekennt sie lachend. Seit vier Jahren gehört sie der Sportfördergruppe der Bundeswehr an, lebt, trainiert und studiert in Köln. Dort war sie in den vergangenen Monaten aber nicht oft. Für das Olympia-Ticket hat Külbs ein Leben aus dem Koffer und auf den Matten dieser Welt verbracht. Es war ein Leben mitten im Judozirkus. Immer im Hinterkopf: In jeder Gewichtsklasse starten bei Olympia nur die 14 besten Judofrauen der Welt. Der Vorschlag zur Nominierung steht, in der Gewichtsklasse plus 78 Kilogramm soll Külbs für Deutschland starten. Im April gewann sie noch bei der Europameisterschaft in Russland Bronze. Die Nationalmannschaft trainiert diese Woche in Köln, sie in Kaiserslautern. Schon am Samstag geht es für alle weiter nach Südfrankreich ins Trainingslager, ein Turnier in Budapest steht an, und dann folgt ein Trainingslager in Spanien und das letzte in Kienbaum bei Berlin. Wann immer sich ein Zeitfenster auftut, paukt die Medien- und Kommunikationsmanagement-Studentin für zwei anstehende Klausuren, zwei Hausarbeiten sind noch abzugeben. Am 30. Juli hebt der Flieger ab nach Rio. „Auf jeden Fall marschiere ich bei der Eröffnung mit ein“, kann Külbs ihr Glück immer noch nicht fassen. Besonders froh ist sie, dass ihr Vater den Weg nach Rio nicht scheut, um am 12. August, dem Tag X, in der Carioca-Arena dabei sein zu können. Das gibt zusätzliche Motivation. Der 12. August ist der Tag, an dem die Schwergewichte ins Geschehen eingreifen. Und es ist der Tag, an dem 2008 in Peking die letzte Judo-Goldmedaille von Ole Bischof für Deutschland geholt wurde. Na, wenn das keine gute Zeichen sind. „An dem Tag kann alles oder gar nichts drin sein“, weiß Jasmin Külbs, wie im Judo der Hase läuft. Ihr Traum war das Ticket. Der erfüllt sich wohl; was jetzt noch kommt, ist die Kür. Die Kür in Gold, das wär’s doch.

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