Zweibrücken Denkwürdige zweite Hälfte

ZWEIBRÜCKEN. Einige gute Spiele hat Handball-Drittligist SV 64 Zweibrücken in dieser Runde schon abgeliefert. „Das heute könnte unser bisher bestes Saisonspiel gewesen sein“, bestätigte SV-Trainer Stefan Bullacher mega-stolz auf sein bunt zusammengewürfeltes Team nach dem 31:26 (13:13)-Heimerfolg über den Neusser HV ().

Fünf Stammspieler mussten verletzungsbedingt passen. Jugendmannschaft gegen erfahrenes, körperlich starkes, internationales Team: Das war der erste Eindruck beim Aufwärmen. Dem Nachwuchs eine Chance hieß es beim SV, der aus der Not einmal mehr eine Tugend machte. Die SV-Youngster wuchsen in der Westpfalzhalle über sich hinaus, zeigten Leidenschaft pur. „Die haben wir richtig niedergekämpft“, schnaufte Abwehrchef Aris Wöschler tief durch. 60 intensive Handballminuten lagen hinter ihm und seinen Nebenleuten. „Das war ein sehr körperbetontes Spiel“, analysierte er. Ein Spiel, in dem der SV alles in die Waagschale warf, was ihn auszeichnet: Kampfgeist, Mannschaftsspiel, eine Abwehr, die jeden Schritt macht, Kombinationen im Angriff. „Nur Gegenstöße sind wir nicht gelaufen“, resümierte Bullacher. Mit den Kräften galt es gegen die erfahrenen Neusser hauszuhalten. Der Kroate Ivan Cosic schuf mit einer Aktion Platz, der Halblinke Thomas Bahn zog mit selten gesehener Urgewalt ab – Neuss kam leicht zu seinen Toren. Die zwangsweise neu formierte SV-Abwehr bekam keinen Zugriff. „Vor allem nicht auf die Halbspieler“, analysierte Bullacher. Aber hinter der Abwehr stand ein von Beginn an hoch motivierter Ladislav Kovacin im Zweibrücker Tor. Er entnervte mit 16 Paraden, unter anderem einem sensationellen Hechtsprung, mit dem er einen Ball von der Linie holte (35.), die gegnerischen Schützen. Die Jungs vor ihm arbeiteten leidenschaftlich von der ersten Minute weg, kämpften um jedes Tor und rissen mit ihrem Einsatzwillen die Fans mit. Aris Wöschler, Jerome Müller, ein fehlerfrei am Kreis spielender Jonas Denk, der mit viel Selbstbewusstsein werfende Philipp Hamann, sie alle trafen. 13:13 zur Halbzeit. Es begann eine denkwürdige zweite Hälfte. „Allein wegen der hat Zweibrücken den Sieg absolut verdient. Wir haben gegen diese Abwehr kein Mittel mehr gefunden, zu viele leichte Fehler gemacht“, analysierte Neuss’ sichtlich enttäuschter Trainer René Witte. Der SV hatte kurz vor der Pause umgestellt. Der 17-jährige Robin Egelhof, der zuvor erst wenige Drittliga-Minuten gespielt hatte, deckte nun auf der Halbposition, Michael Mathieu vernagelte fast die linke Seite. Florian Enders, der auf halb in der Abwehr nicht zurechtgekommen war, deckte wieder im angestammten Zentrum. Und explodierte leistungsmäßig, auch im Angriff. Fünf seiner sechs Tore markierte er im zweiten Abschnitt, war genialer Anspieler. Beispielsweise auf Denk. „Mit ,Jonesi’ klappt das gut“, sagte Enders lachend zum erfolgreichen Zusammenspiel. „Jerome ist im Angriff sowieso außergewöhnlich, aber heute hat er auch vorne grandios gedeckt und uns das Leben leichter gemacht“, verteilte Aris Wöschler zu Recht Komplimente an den gerade 18 Jahre alt gewordenen Jugend-Nationalspieler Müller. Egelhof hatte abgezockt das 19:17 erzielt (40.), kassierte eine Zwei-Minuten-Strafe. In Unterzahl erhöhte Müller auf 21:17. Neuss nahm einen Auszeit, wechselte den Torwart. Als René Witte, der gar nicht mehr aufs Parkett schauen mochte, in der 44. Minute am Spielfeldrand Ordner Alexander Gauf jubelnd die Arme hochreißen sah, war klar: Ladi Kovacin hatte den Strafwurf von Markus Breuer gehalten, der Psyche der Neusser einen weiteren entscheidenden Knacks versetzt. (add)

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