Zweibrücken Chancenlos und pleite

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Zweibrücken. Der SVN Zweibrücken spielte im Jahr 2015 in Ligen Fußball, in denen er nichts zu suchen hatte. Die erste Mannschaft war ein chancenloser Punktelieferant, sie steht zurecht am Tabellenende der Oberliga. Der Regionalliga-Aufstieg 2013 erwies sich als Katalysator der finanziellen Pleite, die den Verein im Sommer 2015 ereilte. Rückblende: Bei der Mitgliederversammlung des SVN im September 2013 deutete der Vorsitzende Richard Denger an, dass der Verein nur dank außerplanmäßiger Zuwendungen von Gönnern und Sponsoren vor dem finanziellen Kollaps bewahrt worden sei. Auf 140 000 Euro bezifferte er die Schuldenlast. Der Verein war gerade in die Regionalliga aufgestiegen, spielte eine tolle Runde, vergeigte aber im Mai 2014 das Verbandspokalfinale. Die DFB-Pokaleinnahmen, die für den Etat 2014/15 erforderlich gewesen wären, waren futsch. Und doch ging eine – zumindest auf dem Papier – gute Mannschaft an den Start der zweiten Regionalliga-Saison des SVN. Ende August 2014 folgte die erste Vollbremsung, als teure Spieler gehen mussten. Im Winter 2014/15 dann der radikale Schnitt: Die Gehälter wurden gekürzt, billige Spieler geholt, teure unterschrieben Auflösungsverträge. Der im Spätsommer installierte Geschäftsführer Hans-Jürgen Ländle versprach vollmundig den Klassenerhalt und verkündete, dass eine Insolvenz des Vereins abgewendet sei. Nach 18 Niederlagen in Serie stieg der SVN dann sang- und klanglos in die Oberliga ab, da war Ländle schon längst wieder weg. Mit der frühzeitigen Verpflichtung von Sven Blauth als Trainer, der in der Oberliga den Neuaufbau leiten soll, schienen im Mai 2015 die Weichen gestellt. Häppchenweise offenbarte ihm Denger die finanzielle Misere, sechs Wochen vor Saisonstart sprang Blauth ab. Der SVN stand ohne Trainer und Mannschaft da. Dass der Verein kein Geld mehr hat, die Schulden bis auf 160 000 Euro angewachsen waren und Rechnungen über 28 000 Euro nicht bezahlt wurden, erfuhren die Vereinsmitglieder aus der Presse. Das Amtsgericht hatte Mitte Juli ein vorläufiges Insolvenzverfahren angeordnet. Als sich der vorläufige Insolvenzverwalter Jürgen Roth ans Werk machte, war zumindest die Trainersuche beendet. Raphaél Laghnej hatte nach einem Sichtungstraining abgesagt, danach hatte Florian di Lella den Verein getäuscht, schließlich meldete sich Sorin Radu und sagte zu. Zwei Wochen blieben Radu, um eine Mannschaft zusammenzustellen. Das einzige Testspiel vor dem Saisonstart verlor der SVN beim A-Klassen-Verein Phönix Bellheim mit 0:4. 0:4 hieß es zum Oberliga-Auftakt auch im Heimspiel gegen Hertha Wiesbach, das erwartete Debakel blieb aber aus. Heftig durchgeschüttelt wurde der SVN beim 1:6 bei Aufsteiger Burgbrohl. Dann folgten vier Spiele, in denen der SVN ganz nah dran am Punktegewinn war – 1:2 gegen Gonsenheim, 0:1 in Mehring, 0:1 in Karbach, 1:3 gegen Pfeddersheim. Es reichte aber nicht. Nach zehn Spielen, null Punkten und 3:35 Toren musste Radu gehen – der Trainerwechsel als letzte Patrone im Klassenkampf. Überraschend präsentierte Denger Laghnej als Radu-Nachfolger, die bislang beste Leistung zeigte die Mannschaft unter Co-Trainer Cedric Friedmann beim 1:3 in Jägersburg. 0:3, 0:6, 0:5 – das waren die ersten Ergebnisse, die der SVN unter Laghnej einfuhr. Am 30. Oktober, 364 Tage nach dem letzten Sieg der Niederauerbacher Ersten, konnte der erste und bislang einzige Erfolg bejubelt werden. Bei Arminia Ludwigshafen sorgte Valdrin Dakaj mit seinem Tor für den Dreier. Der Sieg kam zu spät, um den Glauben an den Klassenerhalt aufrechtzuerhalten. Insolvenzverwalter Jürgen Roth forcierte den radikalen Schnitt. Allen Vertragsspielern und Co-Trainer Cedric Friedmann wurde zum 31. Dezember gekündigt. Das sorgte bundesweit für Aufmerksamkeit. Die dem Sieg folgenden Resultate enttäuschten den Trainer. Das 1:9-Debakel mit sechs Gegentoren in 13 Minuten beim TSV Schott Mainz war der sportliche Tiefpunkt, das 1:6 zum Rückrundenauftakt in Wiesbach wohl das Oberliga-Finale für den SVN. Das Spiel gegen Burgbrohl musste wegen Personalmangels abgesagt werden. Sollte der SVN noch einmal in dieser Saison auflaufen, dann wird er das wahrscheinlich außer Konkurrenz tun. Im Februar, spätestens im März, soll das Insolvenzverfahren eröffnet werden. Was bleibt? 26 Spieler setzte der SVN in der Hinrunde ein. Dauerbrenner waren Ralph Smith und Turgut Osmantsa, die in allen 18 Partien auf dem Platz standen. Smith ist einer der wenigen Lichtblicke im Kader. Stürmer Valdrin Dakaj ist talentiert, seine vier Tore sind achtbar, der 18-Jährige wird seinen Weg machen. Als Ryan Asare-Bediako in Schwung kam, verletzte er sich schwer und fiel aus. Henry Alika startete ganz schwach, steigerte sich im Lauf der Hinrunde. Der Rest verfügt nicht annähernd über Oberliga-Format. Das spiegelte sich in den Spielverläufen wieder: Der SVN konnte häufig mithalten, leistete sich dann krasse Fehler und kassierte gegen Ende, wenn Konzentration und Kraft nachließen, die Gegentore. Hinrunde in Zahlen Die Liga-Bilanz: 19 Spiele, ein Sieg, 18 Niederlagen, 3 Punkte, 7:74 Tore, Platz 18. Zum Spiel gegen Burgbrohl trat der SVN nicht an, es wurde mit 2:0 für die SpVgg gewertet. Einsätze 18 Spiele: Ralph Smith, Turgut Osmantsa; 17 Spiele: Cihad Gündüz, Berti Brandon Diau; 16 Spiele: Valdrin Dakaj; 15 Spiele: Peter Müller; 13 Spiele: Stevo Vrbarac; 12 Spiele: Henry Alika; 11 Spiele: Miguel-Kufulu Augusto, Andrei-Christian Tomaru, Orji Ezekiel Onyemba Obichi; 10 Spiele: Jannik Jorissen; 9 Spiele: Philipp Rommelfanger, Andrei Sorin-Popescu, Arnaud Ghislain Fotso Kengne; 7 Spiele: Burak Bilaloglu, Hermon Tekele, Mounhim El Gourari, Abdallah Massandouno; 6 Spiele: Ryan Asare-Bediako; 4 Spiele: Eric Lira Muntowski, Johann Bernard; 2 Spiele: Ismail Mert, Dennis Zimmermann; 1 Spiel: Patrick Köhler Torschützen: Valdrin Dakaj (4), Ralph Smith, Stevo Vrbarac, Arnaud Fotso Kengne (je 1).

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