Zweibrücken Auf jeder Seite „enner midme rode Fähnsche“

„So wass wär doch heid garnimmi meechlich!“ Die Dinglerstraße war zu jener Zeit schon eine der Hauptverkehrsstraßen, die gerade Verbindung „zwische Ernschdwiller un Auerbach“. Doch immer mal wieder wurde der gesamte Straßenverkehr angehalten, damit „es Bähnche vun unne no owwe“ fahren konnte. Das war nicht nur so, als das Unternehmen noch Dingler-Werke hieß. Auch später noch, als es Veränderungen gab, von Mannesmann und Demag die Rede war und die alten Zweibrücker noch vom „Schönhof“ sprachen. Es genügte, dass auf jeder Straßenseite „enner midme rode Fähnsche“ stand und für kurze Zeit die Autos auf der Straße anhielt. Aber es ging, die Verbindung zum Nordwerk des Unternehmens klappte. Daran denkt man, wenn von anstehenden räumlichen Erweiterungen der Industriebetriebe die Rede ist. So scheint es gegenwärtig nicht einfach zu sein, für die geplante Erweiterung bei John Deere eine Brücke über den Schwarzbach zu bauen, „korz no de Mündung middem Hornbach, wo friehjer de Buwehauser ihr Badepladz war“. Alle Interessen müssen berücksichtigt werden. Rege Debatten gab es auch vor Jahren, als im Gewerbebereich der Schillerstraße − dort war früher die Gießerei der Firma Lanz, dem Vorläufer von John Deere − die Fläche von den Nachfolgern der Dingler-Werke und den Stadtwerken übernommen wurden. „Im Lanz sei Altwerk“, sagten die Einheimischen. Nach einem schweren Kran-Unglück ging es dann nicht anders: Um für Sicherheit zu sorgen, wurde die Schillerstraße zur Sackgasse! Das hat das Fahrverhalten in Richtung Saarland natürlich entscheidend verändert. Wer es gewohnt war, „unnerum am Schiller-Eck vorbei“, der bekannten Gaststätte an der Brücke nach Bubenhausen hin, zu fahren (auf der Straßenseite gegenüber war die kleine Druckerei von Max Hallanzy, an der Ecke der Spitalstraße), für den galt nun „owwerum“ durch die Dinglerstraße. Zudem wurde ein Zweit-Werk für das Kranunternehmen auf einem Gelände am Eingangsbereich des Flugplatzes neu errichtet. Die Schillerstraße aber blieb zu. Dort befand sich „mid de Werdschafd vum Itsche“, wie der bekannte Fußballspieler und Trainer Richard Gräbel genannt wurde, auch eine richtige Arbeiterwirtschaft. Dort konnte man nach Feierabend „de Schdaab enunner spüle“. Mit Pekazet, Peschke Karl Zweibrücken, war ein weiteres Industrieunternehmen dort ansässig. In den Nachkriegsjahren sorgte dort auch die Molkerei mit dem Milchlastwagen vom Land für weiteres Verkehrsaufkommen. Und für Krach, wenn die vielen Milchkannen scheppernd abgeladen wurden … Aber immer wieder fanden sich Lösungen, wenn es um wichtige Arbeitsplätze ging, auch wenn man sich als Fußgänger oder Autofahrer dabei neu orientieren musste. „Müssen jetzt alle Geschichtsbücher über Schiller umgeschrieben werden?“, fragt RHEINPFALZ-Leser Hartmut Stepp. Anlass zu seiner Frage bot vergangene Woche der Hinweis des Sepp vom Hallplatz auf eine städtische Gedenkfeier für Goethes Freund, die 1955 anlässlich des 150. Todestags von Schiller in der Zweibrücker Festhalle stattgefunden hatte. Im Bericht von letzter Woche war sie zehn Jahre später, was Leser Stepp zurecht kritisierte. Dabei hatte sich Lehrer Moritz Lingenfelder in der Alleeschule vor vielen Jahren doch so bemüht, den Schulanfängern das Rechnen beizubringen. Er hatte offenbar nicht bei jedem Erfolg.

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