Zweibrücken „Anschlag aufs Geschmacksempfinden“

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Die Platanen-Kübel auf dem Herzogplatz werden überwiegend kritisch gesehen – so zumindest der Eindruck nach der gestrigen Telefonaktion. 13 der 18 Anrufer würden die Bäume gerne wieder weg haben. Die braunen Pflanzgefäße stören ihrer Ansicht nach den historischen Charakter des Platzes. Zustimmung für die Pflanzaktion gab es auch, aber die Befürworter waren in der Minderheit.


Gerhard Kaiser nennt die aufgestellten Kübel „einen Fehlgriff“. Der Herzogplatz sei historisch-ästhetisch gar nicht für eine Bepflanzung angelegt. „Außerdem muss man es praktisch betrachten. Jetzt wegen der Stabhochsprung-Veranstaltung müssen die Kübel wieder weggeräumt werden. Das ist dann ja bei anderen Veranstaltungen auch der Fall. Etwa beim Public Viewing oder am Stadtfest“, sagt Kaiser. Wenn die Kronen der Platanen erst mal zusammengewachsen seien, werde das Beiseiteräumen noch schwieriger. Auch kritisiert Kaiser, dass die Skulptur „Im Eck“ weichen musste, „wie ein Stück Möbel, das man nicht mehr brauchen kann“. Ralf Kaumann fand den Platz ohne Kübel schöner. „Der Blick konzentrierte sich auf das historische Gesamtbild“, sagt er. Grundsätzlich sei gegen eine Kübel-Bepflanzung nichts einzuwenden, an der Stelle sei sie aber unpassend. Es sei empörend, so Kaumann, dass die Skulptur „Im Eck“ weggestellt wurde. „Das ist unhöflich, die Bedeutung des Künstler-Ehepaars Matschinsky-Denninghoff wird verkannt.“ Ingrid Kaiser sagt, sie sei strikt gegen die Kübel. Unter historischen Gesichtspunkten, sei es Dilettantisch, auf einen solchen Platz Kübel mit Platanen zu stellen. Wer von Kunstgeschichte ein wenig Ahnung habe, müsse sich totlachen. Und die Art, wie es gemacht wurde, sei nicht hinzunehmen. „Die Entscheidung wurde ohne Beschluss gefasst“, kritisiert sie, UBZ-Chef Werner Boßlet habe in eigener Machtregie gehandelt. „Dieses Machtverständnis ist nicht zu akzeptieren, so kann’s nicht gehen“, sagt die Zweibrücker FDP-Fraktionsvorsitzende.„Eine super Idee“, meint Roswitha Steuer aus Zweibrücken. Sie bezieht sich dabei rein auf die Platanen, die Kübel freilich gefallen ihr nicht. „Das Braun ist schrecklich drückend. Es würde vielleicht bei einer Sandsteinbebauung passen. Stattdessen hätte man grau nehmen sollen.“ Auch was die Anordnung angehe, könne man nachbessern. „Man sollte jeweils drei Bäume an jede der vier Platzecken stellen.“ Renate Löbbert findet für die Art der Aufstellung ein schönes Bild: „Die Kübel wirken, als seien sie aus einem Flugzeug gefallen.“ Viel besser entspräche es dem Charakter des Platzes, wenn man die Platanen als kleine Allee aufstelle. „Denn die gewollte Strenge des Platzes müsste gewahrt bleiben“, sagt die Zweibrückerin. So, wie es jetzt ausschaue, wirke es popelig. Für Hiltrud Dreizehnter ist die Idee erst mal gut. „Wenn sich die Äste der Platanen zu Kronen zusammenfinden, wird es Schattenecken geben“, sagt sie. Dass wegen der Kübel das Kunstwerk „Im Eck“ woanders hingestellt wurde, sei freilich ein Unding. Die Skulptur heiße zwar so, gehöre von ihrer Bedeutung her aber nicht in den hintersten Winkel. Ursula Deest aus Ixheim sagt: „Durch die Platanen bekommt der Platz erst Flair, vorher war er doch viel zu kahl.“ Die Kübel-Bepflanzung sei „richtig schön“, auch die Gebäude rund um den Platz würden dadurch gewinnen. Sepp Diehl aus Battweiler spricht von „Blechtonnen“, die man am sinnvollsten auf die Deponie nach Mörsbach schaffen würde. „Für so was gibt die Stadt Geld aus“, sagt er. Gegen die Bäume habe er nichts einzuwenden, die seien in Ordnung. Die Kübel aber seien zum „Hände überm Kopf zusammenschlagen.“ Diehl wiederholt: „Altblech“. Klaus Wöschler sagt, er habe an einen Aprilscherz gedacht, als er das Zeitungsfoto mit den Kübeln sah. „Vollkommen daneben“, urteilt er. Dem Charakter des Platzes werde durch die Bepflanzung in keiner Weise entsprochen. Dina Rauch sagt: „Da hätte man sich etwas anderes einfallen lassen sollen.“ Die scheußlichen Poller würden den Herzogplatz schon länger verunstalten, die Kübel passten dazu. „Unmöglich“, meint Rauch, die ganze Aktion erinnere an den Spruch „gewollt und nicht gekonnt“. Hildegard Bodenmiller aus Bubenhausen hat an der Bepflanzung nur die Kübelfarbe auszusetzen. „Wenn man grau genommen hätte, würde es besser aussehen“, sagt sie. Das rostige Braun der Kübel passe höchstens zu den Kanaldeckeln auf dem Platz, zur baulichen Umgebung ganz sicher nicht. Christian Neu ärgert sich darüber, dass die Bürger vor vollendete Tatsachen gestellt wurden. „Da wurde ja wohl eine einsame Entscheidung getroffen“, meint er. Auch an der Ausführung müsse man etwas kritisieren. Das Bild, das sich biete, sei doch sehr grob. „Schade drum, die ursprüngliche Anlage ist doch eine Werbung für die Vorstadt.“ Walter Hauck wohnt um die Ecke zum Platz, er findet die Bekübelung alles andere als schön. „Um Gottes Willen“, meint er vielsagend. Der Platz wirke verunstaltet. „Dabei ist er ein Vorzeigeobjekt, ein Kulturerbe der Stadt.“ Heinz Weinkauf spricht von einer unsäglichen, völlig überflüssigen und städtebaulich unmöglichen Möblierung des Herzogplatzes. „Sie bedeutet einen nicht zu tolerierenden Eingriff in die einzigartige bauhistorische Substanz des kunst- und architekturgeschichtlich herausragenden Ensembles Herzogvorstadt“, sagt das Vorstandsmitglied des örtlichen historischen Vereins. „Die Aufwertung entpuppt sich für mich als Anschlag auf das Geschmacksempfinden der Bevölkerung“, urteilt der Zweibrücker Peter Schmidt, nachdem er den Platz in Augenschein nahm. „Die monströsen Kübel passen auf diesen Platz wie die berühmte Faust aufs Auge.“ Hildegard Weidler aus Zweibrücken appelliert an die Stadt, die „hässlichen rostigen Container samt dürrer Bäumchen“ wieder abzuschaffen. „Wir wollen uns doch weiter mit Sven Hedins Aussage rühmen, der Herzogplatz sei einer der schönsten Plätze Europas.“ Margit Burkhardt aus Zweibrücken geht nach eigener Aussage mit dem Planer Gunnar Martinsson konform. „Zuviel Gestaltung sollte man dem Herzogplatz nicht zumuten, wobei mir die rostigen Kübel mit den Platanen sehr gut gefallen.“ Wolfgang Beer nennt die Kübel „ein absolutes Unding“. Der Gesamteindruck des ganzen Ensembles werde extrem gestört. „Der berühmte Place Stanislaus in Nancy kommt auch komplett ohne Bäume aus. Vielleicht sollte Herr Boßlet mal nach Nancy reisen.“ Außerdem fragt Beer: „Wer hat eigentlich in dieser Stadt die Gestaltungshoheit?“ (bun)

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