Der Sepp vom Hallplatz „Als Erschdes mol Holzkledzjer getankd“

Der Sepp vom Hallplatz erinnert sich an die Fahrzeuge mit Holzvergaser der Nachkriegszeit.
Der Sepp vom Hallplatz erinnert sich an die Fahrzeuge mit Holzvergaser der Nachkriegszeit.

„Hasche dess gesien? Ach Godd, wie lang hann ich dess schunn nimmi gesien? Nohm Kriech hann ganze Familie demid Sunndahs e Ausfluch gemachd, gell?“ Gerade war an der Abbiegung der Straße ein Motorrad mit Beiwagen vorbeigefahren. War es eine BMW noch vom Römer August in der Kaiserstraße oder eine DKW „vum Hege Oskar in de Landauer Schdroß, am Eck“? Vielleicht sogar eine alte Horex oder eine Zündapp? Natürlich alles längst vorbei, ohnehin war der Beiwagen das Wichtigste. Vater lenkte das Gefährt, „die Mamme“ saß auf dem hinteren Sitz des Motorades. In den Beiwagen durften zwei Klein-Kinder platziert werden. Der Familien-Ausflug konnte so starten.

Damals. Als das Spielen auf den Straßen noch möglich war, so wenige Fahrzeuge waren in der Nachkriegs-Zeit unterwegs. Die paar Lastwagen die es in der Stadt gab oder die Busse fuhren zuerst an den Bahnhof zum Tanken: Dafür sorgte der Spediteur Walter lange, der am Güterbahnhof Holz „zu Kledzjer“ zerkleinerte und in große Tanks füllte. Diese „Öfen“ waren als zusätzliche Aufbauten auf der Ladefläche oder bei Bussen am Heck des Fahrzeugs, angebracht. Das Ganze wurde erhitzt, stank fürchterlich und qualmte mächtig– aber das Auto wurde damit angetrieben. Nicht nur, um Waren auszuliefern wurde das „Kessel-System“ genutzt, oft wurden mit den Lastwagen auch ganze Sportvereine zu auswärtigen Wettkämpfen befördert. Hermann Fischer, in seiner Jugend ein Spitzen-Ringkämpfer, zunächst bei den VB und danach beim höheren Verein Thaleischweiler, erinnerte immer mal wieder an solch abenteuerliche Fahrten: „Uff de Ladefläch hann noch Bänk geschdann, dess dirfds heid garnimmi gewwe“, sagte der verstorbene Freund. Als man zum ersten Mal zu einem Auswärts-Wettkampf mit dem Bus ging, habe es dort reingeregnet! Doch keiner der Sportler habe deshalb gemeckert.

Pferde wissen, wo die Gaststätten sind

Ein Pferde-Fuhrwerk ersetzte damals das Auto: „Ich her schunn im Mayer sei Roll“, sagte Vater in der Jakobstraße, wenn er an der Ecke das Gefährt „quietschen“ hörte, weil die Bremsen angezogen waren. Aus dem zuverlässigen Transport-Unternehmen wurde später „de gelwe Mayer“. Auch Getränke-Händler Adolf Fehrentz fuhr noch „midme Perdche“ zu seinen Kunden und versorgte diese mit einem Planwagen. Zum täglichen Bild in der Stadt gehörten noch die Brauerei-Gäule der Parkbrauerei, welche die Gastwirtschaften mit den Bierfässern anfuhren. „Die wisse schunn, wos hingehd un kenne die Schdregge un bleiwe schdehn, wann se an de Werdschafd sinn“, gabs „vum Babbe“ dazu Erläuterungen. Ob sie auch so stimmten wie berichtet? „Unser Babbe lied doch ned, gell?“

Klar, dass beim heutigen Verkehrsaufkommen Hannes etwas ungläubig schaut, als der alte Nachbar von der einstigen Fußball-Straßen-Mannschaft an der Eremitage berichtet. Und vom täglichen „Training“ direkt auf der Straße. Das einzige Auto das regelmäßig kam, war am Morgen, wenn noch keiner spielen durfte, der Transporter von Möbel-Hoffmann. Wenn der allen vertraute Fahrer Heinz Hinkel am Abend den Wagen wieder brachte, um ihn in der Garage unterzustellen, dauerte es mit der Spielunterbrechung nur wenige Minuten und konnte gleich wieder weitergehen. Für das wichtige Straßen-Spiel „Ermidaasch geje die Schillerschdross, middem ,Itsche“ Gräwel!’“, wich man ohnehin auf einen „richtigen“ Sportplatz aus: Auf das Gelände an der noch nicht wieder aufgebauten Festhalle. Hier ging man sonntags zum Gucken hin, wenn die Feldhandballer der VT antraten: „Middem Elef, middem Keenich un middem Fritzinger Willi un de annere, die ma geere gesien hann.“ Die Frage von Hannes, wer das Straßenspiel gewonnen hatte, war schnell beantwortet: „Ich weeses nimmi!“

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