Kreis Südwestpfalz Zweijahresplan für Angriff auf Dritte Liga

Jahreshauptversammlung. Von links Aufsichtsratschef Dieter Knicker, Finanzvorstand Franz-Holger Woitowitz und Vorsitzender Herbe
Jahreshauptversammlung. Von links Aufsichtsratschef Dieter Knicker, Finanzvorstand Franz-Holger Woitowitz und Vorsitzender Herbert Eder.

Die Jahreshauptversammlung des FC Homburg hatte am Mittwochabend eine schlechte und eine gute Nachricht zu bieten. Die schlechte: Dem Verein will es einfach nicht gelingen, die lähmende „Ostermann-Klausel“ aus seinem Satzungswerk zu tilgen. Die gute: Die Firma Dr. Theiss Naturwaren verlängert ihren Vertrag als Hauptsponsor um zwei weitere Jahre. Damit kann der FCH für die kommenden beiden Spielzeiten mit Zuwendungen jeweils um die zwei Millionen Euro kalkulieren.

„Die Sponsoren haben uns verpflichtet, Stillschweigen zur genauen Höhe ihres finanziellen Engagements zu bewahren“, sagte der Club-Vorsitzende Herbert Eder am Mittwochabend während der Versammlung im Homburger Schlossberg-Hotel. Er könne daher nur grob skizzieren, dass der Verein im laufenden Jahr „bei den Einnahmen die Zwei-Millionen-Euro-Marke geknackt“ habe. Gestern schob Eder nach, dass der Club „in enger Abstimmung mit dem Hauptsponsor“, seine „mittel- und langfristigen Ziele konkretisiert“ habe: Nachdem der „Betriebsunfall“ mit dem jähen Abstieg in die Oberliga repariert wurde und die sofortige Rückkehr in die Regionalliga feststeht, wolle man dort jetzt „den Kader der Ersten Mannschaft qualitativ weiter verbessern“. „Ganz konkret heißt das: In den nächsten beiden Jahren soll der Angriff auf die Dritte Liga erfolgen“, gab Herbert Eder gestern in einer Pressemitteilung die Marschroute vor. 84 der derzeit 675 FCH-Mitglieder waren zur Jahreshauptversammlung erschienen. Dort erinnerte Club-Boss Eder an die Zusage des saarländischen Innenministeriums, der Stadt Homburg vier Jahre hintereinander je eine Million Euro „für die Verbesserung der Infrastruktur im Waldstadion“ zukommen zu lassen. „Ich gehe davon aus, dass die ersten Schritte im Stadion noch dieses Jahr angegangen werden können.“ Eder sprach die geplante Überdachung der Gegengeraden mit dem FCH-Fanblock an: „Erste Angebote von Statikern sind schon da.“ Sinnvoll sei die Überdachung aber nur dann, wenn sie komplett mit Toilettenanlagen und Verkaufskiosk realisiert werde. Doch dafür seien aufwendige Pfahlgründungen nötig, die mit „Kosten im hohen sechsstelligen Bereich“ verbunden seien. „Ich denke aber, dass wir es gemeinsam mit der Stadt schaffen“, erwartet Herbert Eder „in den nächsten vier Jahren erhebliche Verbesserungen“. Immerhin gebe es einen engagierten Hauptsponsor, der zuletzt beim Bau einer VIP-Lounge in der Haupttribüne und eines Rasen-Trainingsplatzes schon viel Geld bereitgestellt habe. Für die 500 000 Euro an Verbindlichkeiten, die der FCH für diese beiden Projekte in den nächsten vier Jahren bei der Bank noch habe, habe Dr.Theiss eine Bürgschaft übernommen. Den Verbindlichkeiten und Kosten, so der Vorsitzende, stünden ein Anlagevermögen in Höhe von 901 000 Euro plus 231 000 Euro an Sachwerten gegenüber, was dem FC 08 Homburg aktuell ein „positives Vereinsvermögen von knapp 450 000 Euro“ beschere. Dies sei umso bemerkenswerter, wenn man sich die Schuldenlast von neun Millionen Euro vor Augen halte, die den Club während dessen Insolvenz anno 1999 gedrückt hatte. Hier erinnerte Herbert Eder an „einen hohen siebenstelligen Betrag“, mit dem die Victors Bau & Wert AG des Saarbrücker Unternehmers Hartmut Ostermann dem Verein damals aus der finanziellen Patsche geholfen habe. Als Gegenleistung für diese Unterstützung ließ die Victors-Gruppe seinerzeit eine ominöse Klausel in die FCH-Satzung schreiben. Damit wurde die Firma als sogenannte juristische Person als unkündbares Mitglied mit Sperr-Minorität in die FCH-Statuten eingetragen. Seither ist jede Änderung der FCH-Satzung unwirksam, wenn sie nicht von der Victors Bau & Wert AG per Unterschrift abgesegnet wird. Daher kann auch der Beschluss einer FCH-Generalversammlung vom 2. Februar 2016 nicht umgesetzt werden, die inzwischen ungeliebte juristische Person aus Verein und Satzung hinauszuwerfen. Immer wieder, sagte Herbert Eder, habe man die Saarbrücker Entscheider vergeblich gebeten, ihrem Ausscheiden schriftlich zuzustimmen. „Ich habe das ständige Anfragen jetzt aufgegeben“, ergänzte der FCH-Aufsichtsratsvorsitzende Dieter Knicker am Mittwoch: „Ich bin es leid.“ Dabei liege längst der fertige Entwurf für eine neue, an die heutige Zeit angepasste Clubsatzung vor. Doch liege dieses Papier wohl so lange auf Eis, bis die Saarbrücker sich mit der Abschaffung der „Ostermann-Klausel“ einverstanden erklären. Bis dahin ist man selbst für kleinste Regeländerungen von Ostermanns Willen abhängig. Wie Eder sagte, ist der FCH jetzt gesetzlich verpflichtet, seine bestehende Satzung durch neue Datenschutzvorschriften im deutschen Vereinsrecht zu ergänzen. „Ich bin guten Mutes, dass wir zumindest hierfür die Unterschrift bekommen. Schließlich will im Hause Victors ja keiner dem FC Homburg schaden.“

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