Zweibrücken Zweibrücker Straßennamen: Umstrittener Vormärz-Aktivist Wirth

Am Zweibrücker Mühlberg ist eine Straße nach dem Aktivisten des Vormärz, Johann Georg August Wirth, benannt.  Foto: Moschel
Am Zweibrücker Mühlberg ist eine Straße nach dem Aktivisten des Vormärz, Johann Georg August Wirth, benannt.

Von allen Männern des Vormärz in Zweibrücken um Siebenpfeiffer, Schüler, Rost und Savoye hat Johann Georg August Wirth, Sohn eines Reichspoststallmeisters, geboren am 20. November 1798 in Hof, die facettenreichste Biografie. Sie führt von Hof in Franken über München, Homburg, Zweibrücken und die Schweiz nach Frankfurt in die Paulskirche und lässt mancherlei Widersprüche erkennen.

Nach Abitur und Jurastudium begann Wirth, nach dem eine Straße in den Fuchslöchern benannt ist, seine berufliche Laufbahn 1823 als Gehilfe in einer Bayreuther Anwaltskanzlei. Diese Position gab er auf, um sich 1831 ganz der Tätigkeit als Journalist zu widmen.

In seiner ersten Zeitschrift „Der Kosmopolit“ vertrat er bürgerlich-liberale, aber keineswegs lupenrein demokratische Ziele. So sollte nach seinen Vorstellungen das Wahlrecht an die Steuerleistung gebunden sein, wobei er für die Juden eine Sondersteuer vorsah. Als Regierungsform schwebte ihm die konstitutionelle Monarchie vor. Seine erste Zeitung wurde nach sieben Ausgaben verboten. Im Herbst 1831 gründete er in München die Zeitung „Die Deutsche Tribüne“ und wurde des Inhalts wegen zu einer Arreststrafe verurteilt. Ende 1831 zog er auf Anregung Siebenpfeiffers von München nach Homburg, weil in diesem Teil Bayerns noch ein relativ freier Geist herrschte. Doch auch hier wurde seine Zeitung mehrmals konfisziert und schließlich verboten.

Wegen Hochverrats angeklagt

Wirths politische Position wurde aufgrund der Sanktionen radikaler. Er wurde Republikaner mit einer antifranzösischen Einstellung und einem nationalen Denkmuster, das seine Kritiker als „Teutomanie“ bezeichneten. Wirth wurde mit Siebenpfeiffer, Culmann und anderen zu einer führenden Kraft des Hambacher Festes, hielt dort eine furiose Rede, die ihm eine Anklage wegen Hochverrats einbrachte. Er wurde zwar diesbezüglich freigesprochen, aber vom Zuchtpolizeigericht in Zweibrücken wegen Beamtenbeleidigung zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.

Im Gefängnis, zunächst in Zweibrücken und dann in Kaiserslautern, erarbeitete er die Schrift „Fragmente zur Culturgeschichte“, die inhaltlich eine starke rassentheoretische Tendenz aufweist, wofür er heftig kritisiert wurde. Nach seiner Rassentheorie stehen auf der untersten Stufe „Neger“ und „Eskimos“, gefolgt von „Mongolen, Malaien und Indianern“. An die Spitze seiner kulturellen Pyramide setzte Wirth die „edle Gattung der Europäer“. In einer weiteren Schrift „Geschichte der Deutschen“ feierte er die Germanen als „unverdorbenes kraftvolles Urvolk“ mit einem „glühenden Freiheitsgefühl“.

Flucht nach Frankreich

Im Zweibrücker Gefängnis war Wirth ein prominenter Gefangener und genoss als solcher eine besondere Bewachung wie in einem Hochsicherheitstrakt. Nach Gerüchten über eine Befreiung Wirths wurden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft, letztlich verlegte ihn die Justizbehörde in einer Nacht-und-Nebel-Aktion am 23. April 1834 in das Zentralgefängnis Kaiserslautern. Nach Verbüßung seiner Haftstrafe sollte er nach Passau überstellt werden, um dort eine Kontumazstrafe, in der Rechtssprache Ungehorsam gegen eine richterliche Auflage oder Ladung, abzusitzen.

Wirth gelang 1835 die Flucht über Frankreich in die Schweiz. Er arbeitete dort in einem Verlagshaus. Im Jahre 1847 durfte er nach Deutschland zurückkehren und nahm in Karlsruhe seinen Wohnsitz. Ein Jahr später zog er für den Wahlkreis Reuß ins Nationalparlament in der Frankfurter Paulskirche. Seine Tätigkeit als Abgeordneter konnte er nicht lange ausüben. Er starb am 26. Juli 1848 in Frankfurt und wurde dort auch begraben. Die Grabrede hielt Robert Blum.

In der Nähe des Hambacher Platzes am Zweibrücker Mühlberg erinnert eine Straße an den Mitstreiter von Schüler und Siebenpfeiffer.

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