Zweibrücken Zweibrücker bewaffnen sich

Wer den sogenannten kleinen Waffenschein besitzt, darf Reiz-, Signal- und Schreckschusswaffen mit sich führen. In den vergangenen vier Jahren verdoppelte sich die Zahl der bundesweit registrierten Besitzer einer solchen Erlaubnis. Ein Trend, der auch in Zweibrücken zu beobachten ist: Während es 2014 nur vier Neuanmeldungen gab, beantragten 222 Bürger 2016 einen kleinen Waffenschein.

Jeder darf Schreckschuss-, Reiz- und Signalwaffen, sogenannte SRS-Waffen, kaufen und daheim aufbewahren − vorausgesetzt man ist mindestens 18 Jahre alt. Wer sie jedoch in der Öffentlichkeit geladen und griffbereit am Körper tragen will, braucht einen kleinen Waffenschein. Dieser kann bei der im jeweiligen Bundesland zuständigen Behörde beantragt werden. Wer keine Vorstrafen aufweist und keine Abhängigkeitserkrankung hat, die sichere Aufbewahrung der Waffen gewährleisten kann und volljährig ist, bekommt in der Regel die Erlaubnis erteilt. 2014 waren in Deutschland etwa 260 000 Menschen im Besitz einer solchen Erlaubnis. Bis Ende 2018 wuchs die Anzahl auf 600 000 − ein Anstieg von 130 Prozent in vier Jahren. Als möglicher Grund dafür wird Verunsicherung, etwa durch Terroranschläge, genannt. Auch in Zweibrücken ist diese Entwicklung zu beobachten: Während 2014 vier kleine Waffenscheine beantragt wurden, stieg die Zahl 2015 auf 22 Anträge. Im Jahr 2016 − dem Jahr des rechtsextremistischen Anschlags in München, und des islamistischen Attentats auf den Berliner Weihnachtsmarkt − ließen sich 222 Zweibrücker Bürger die Erlaubnis ausstellen, SRS-Waffen mitzuführen. 2017 registrierten sich zudem 84 und vergangenes Jahr 34 Personen. Seit Jahresbeginn gab es drei Neuanträge. Insgesamt haben 278 Zweibrücker momentan einen kleinen Waffenschein. „Manche ziehen auch weg oder versterben. Das erklärt die Differenz“, erläutert Stadtsprecher Heinz Braun. Über die Gründe für das gestiegene Bedürfnis, Waffen mitzuführen, könne man nur spekulieren. Offenbar fühlten sich einige Bürger unsicherer seit dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise im Jahr 2015, so Braun. Auch Terroranschläge spielten eine Rolle. Das sei aber eine subjektive Wahrnehmung. Eine tatsächliche Verschlechterung der Sicherheitslage gebe es nicht. Das zeige auch die Kriminalstatistik. „Davon abgesehen finde ich nicht, dass es dem Einzelnen mehr Sicherheit bringt, wenn er eine Waffe dabei hat.“ Polizisten könnten die täuschend echt aussehenden Waffen für echte Schusswaffen halten und auf jemanden schießen, „der damit herumfuchtelt“. Solche Fälle seien durchaus schon vorgekommen. Braun: „Zudem bin ich ein großer Verfechter des Gewaltmonopols beim Staat.“

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