Zweibrücken Zweibrücken: Streit um Bauprojekte in Innenstadt

Für den kompletten Bereich zwischen Kaiserstraße und Fruchtschuppenstraße (mit dem Raiffeisenturm) hatte der Projektentwickler P
Für den kompletten Bereich zwischen Kaiserstraße und Fruchtschuppenstraße (mit dem Raiffeisenturm) hatte der Projektentwickler Pläne. Sogar das Bonhoefferhaus (rechts vorne) wollte er kaufen.

Altenheim, Ärztehaus, Parkhaus, Technikmarkt und großflächiger Einzelhandel – all das hätte entstehen können an der Ritter-, Kaiser- und Luitpoldstraße. Sagt Frank Ruhstorfer, selbstständiger Finanzberater aus dem schwäbischen Trossingen. Aber Stadt, Nardini-Klinikum und die evangelische Kirche Zweibrücken hätten ihn auflaufen lassen. Die Stadt äußert sich zu dem Vorwurf nicht. Die beiden anderen Institutionen weisen ihn zurück und sagen, Ruhstorfer habe außer einer Idee nie etwas Konkretes vorgelegt.

Der gebürtige Zweibrücker Ruhstorfer wollte nach eigenen Angaben zusammen mit einer GmbH aus Immobilien- und Finanzfachleuten an den drei genannten Straßen ein neues Quartier errichten. Das Konzept sah Folgendes vor: an der Ecke Kaiser-/Ritterstraße ein Ärztehaus im Dietrich-Bonhoeffer-Haus und in zwei daneben liegenden Gebäuden, die auch der evangelischen Kirche gehören, sowie in einem Neubau im Hof des Bonhoeffer-Hauses. Das Ärztehaus sollte mit einem Steg über die Ritterstraße mit dem Nardini-Klinikum verbunden werden. Ein weiteres Ärztehaus war für den Parkplatz neben dem früheren AOK-Gebäude vorgesehen. Die zwei Ärztehäuser sollten mit einem weiteren Steg über die Kaiserstraße verknüpft werden. Auf dem Gelände des Raiffeisenturms sollte ein Parkhaus entstehen, zwischen Kaiser- und Luitpoldstraße ein Altenheim, auf dem ehemaligen Weinmann-Gelände ein Technikmarkt. Für das Gelände zwischen Luitpold- und Fruchtschuppenstraße waren drei große Gebäude mit jeweils großflächigem Einzelhandel vorgesehen.

Seit 2016 an Projekt gearbeitet

Ab 2016, so Ruhstorfer, habe er an dem Projekt gearbeitet. Die Stadtspitze habe ihm gegenüber den Eindruck erweckt, seinen Plänen sehr wohlwollend gegenüberzustehen. Auch die evangelische Kirche und das Nardini-Klinikum hätten Interesse bekundet. Auf das Bonhoeffer-Haus angesprochen, habe Dekan Peter Butz gesagt, Ruhstorfer komme wie gerufen, da man ohnehin einen Käufer für das Gebäude suche. Butz habe ihm auch angeboten, zwei daneben in Richtung Elektro-Fuhrmann liegende Gebäude zu verkaufen, die der zur evangelischen Kirche gehörenden Herzog-Wolfgang-Stiftung gehören. Ruhstorfer versichert, er habe finanzkräftige Investoren an der Hand gehabt und für alle genannten Bereiche bereits konkrete Interessenten. „Das war keine Luftnummer.“ Die Projektentwicklung habe ihn viel Zeit und Geld gekostet. Dann habe es seitens des Dekanats plötzlich geheißen, die der Kirche gehörenden Gebäude an der Kaiserstraße seien nicht mehr zu verkaufen. Und auch das Nardini-Klinikum habe einen Rückzieher gemacht. Außerdem hätten zwei weitere Grundstückseigentümer nicht verkaufen wollen, und da habe er von dem Projekt Abstand genommen, so Ruhstorfer, der von einem „Possenspiel zweier Kirchen“ spricht. Man habe ihn planen und dann ins Leere laufen lassen.

Klinikum: "Nie eine konkrete Planung gesehen"

Dekan Peter Butz und Thomas Frank vom Nardini-Klinikum schildern die Sache ganz anders. Beide sagten auf Anfrage, dass sie nie eine konkrete Planung von Ruhstorfer gesehen hätten. „Über eine skizzenhafte Darstellung seiner Ideen ging es nie hinaus“, sagte Frank, und dass es für sein Krankenhaus nicht ersichtlich gewesen sei, ob die Stadt und andere Partner mit im Boot sind oder nicht. „Irgendwann haben wir dann gar nichts mehr gehört, und damit war die Sache für uns dann erledigt“, so Frank. Dekan Butz sagte, Ruhstorfer habe ihm gegenüber so getan, als ob das Projekt in trockenen Tüchern sei und die weiteren Beteiligten – Stadt und Nardini-Klinikum – mit im Boot. Dem sei aber nicht so gewesen, wie sich später herausgestellt habe. „Er hat bei jedem den Eindruck erweckt, die jeweils anderen schon überzeugt zu haben.“ Schließlich habe der verstorbene Oberbürgermeister Kurt Pirmann ein Treffen mit allen Beteiligten im Rathaus organisiert, bei dem dann klar geworden sei, dass keiner Ruhstorfer eine definitive Zusage erteilt hatte. Butz: „Danach ist die Sache im Sand verlaufen. Wir haben dann nichts mehr gehört.“

Verkauf unrentabel

Dass das Bonhoeffer-Haus bei Ruhstorfers erster Anfrage zum Verkauf stand und später nicht mehr, sei richtig, so Butz. Das habe zwei Gründe: Zum einen sei es nach einer Phase des Leerstands wieder mit Leben gefüllt worden durch verschiedene Angebote, etwa für Jugendliche. Zum anderen habe ein Marktwertgutachten ergeben, dass sich ein Verkauf nicht gerechnet hätte. „Für den Erlös aus dem Bonhoeffer-Haus hätten wir kein Ersatz-Gebäude bekommen, und wir brauchen ja eines“, so Butz. Ruhstorfers Idee habe sich anfangs gut und schlüssig angehört, so Butz. Aber dann sei die Sache zu vage geworden. Ruhstorfer habe nie einen Geschäftsplan oder Ähnliches vorgelegt, sei Zahlen und Details schuldig geblieben. „Der Oberbürgermeister mahnte irgendwann zur Vorsicht, er wollte nicht noch eine weitere Investitionsruine in der Innenstadt haben“, erinnert sich Butz. Bürgermeister Christian Gauf und Stadtplaner Harald Ehrmann wollten sich zu der Sache nicht äußern.

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