Zweibrücken Zweibrücken: Mehr Hauptamtliche für die Feuerwehr

Die Fahrzeughalle der Zweibrücker Feuerwehr „platzt aus allen Nähten“, erklärte Feuerwehrchef Frank Theisinger gestern, weshalb
Die Fahrzeughalle der Zweibrücker Feuerwehr »platzt aus allen Nähten«, erklärte Feuerwehrchef Frank Theisinger gestern, weshalb die Wehr auch auf eine Mehrzweckhalle drängt. Der Neubau könnte über eine Million Euro kosten.

„Wir müssen was tun, wir sind alle gefordert“, stellte Kurt Dettweiler (FWG) am Mittwochabend fest, als Frank Theisinger im Hauptausschuss die personellen Engpässe der Zweibrücker Feuerwehr schilderte. Die Fraktionen waren sich einig, dass die freiwillige Feuerwehr mehr hauptamtliche Mitarbeiter bekommen soll, die im Ernstfall binnen einer Minute ausrücken können. Das erste Ziel: die Hauptwache in der Landauer Straße montags bis freitags von 7 bis 17 Uhr mit zwölf Leuten zu besetzen.

Derzeit arbeiten fünf Hauptamtliche in der Wache, von denen laut Stadtfeuerwehrinspekteur Frank Theisinger vier einsatzfähig sind; einer stehe kurz vor dem Ruhestand. Feuerwehrleute scheiden mit 63 Jahren aus dem Einsatzdienst aus. Es sind also acht Neueinstellungen erforderlich, um die Wache mit zwölf Leuten zu besetzen. Bereits sechs bilden eine Staffel, die kleinste Einheit, die ausrücken kann. Wie am Mittwoch ausführlich berichtet, würde die Feuerwehr langfristig gerne auf 25 Hauptamtliche aufstocken, um die Wache an 365 Tagen im Jahr von 6 bis 22 Uhr zu besetzen. Hintergrund ist, dass die Wehr die sogenannte Einsatzgrundzeit von acht Minuten − von der Alarmierung bis zur ersten Maßnahme vor Ort − nur noch bei etwa 42 Prozent ihrer Einsätze einhalten kann. Der Landesfeuerwehrverband sieht bei einer Stadt wie Zweibrücken jedoch 80 Prozent vor. In den Vororten hält die Zweibrücker Wehr die acht Minuten nach eigenen Angaben nur bei 26 Prozent der Einsätze ein.

Hauptamtliche sollen kleine Einsätze alleine meistern

Durch zusätzliche Hauptamtliche sollen die derzeit 131 ehrenamtlichen Feuerwehrleute entlastet werden. Die Hauptamtlichen könnten kleinere Einsätze alleine meistern. Denn solche Einsätze führten oft zu Frust am Arbeitsplatz. Derzeit müsse man auch bei Bagatelleinsätzen Ehrenamtliche alarmieren, um überhaupt ausrücken zu können. Und weil man nie weiß, wer an diesem Tag wie schnell von der Arbeit wegkann, alarmiere man großflächig. Die Folge: Die ersten Ehrenamtlichen, die eintreffen, rücken mit aus, ein paar weitere bleiben noch in der Feuerwache, „und den nächsten Fünf, die noch kommen, muss man dann sagen, wir brauchen euch doch nicht“, erklärte Feuerwehrchef Theisinger. Solche Alarmierungen mache ein Chef drei-, viermal mit, dann frage er seinen Angestellten, der jedes Mal Hals über Kopf wegmuss: „Verdienst du hier dein Geld oder bei der Feuerwehr?“ Wobei viele Betriebe noch recht kulant seien, wenn es darum geht, Mitarbeiter freizustellen. Theisinger sieht zudem ein Problem darin, „dass viele inzwischen nicht mehr in Zweibrücken arbeiten, sondern außerhalb“ und daher die Wache nicht rechtzeitig erreichen können. Zudem gehe die Zahl der ehrenamtlich Aktiven generell zurück.

Neben Personal- auch Platzprobleme

Die Personalprobleme drücken die Wehr am stärksten, doch listete Theisinger gestern noch weitere Forderungen der Wehr auf. Über die einzelnen Maßnahmen wird nach und nach der Stadtrat entscheiden, denn der Katastrophenschutz liegt in der Zuständigkeit der Stadt. Die Wehr brauche dringend eine Mehrzweckhalle. Die Fahrzeughalle „platzt aus allen Nähten“, es gebe „ein massives Platzproblem“, berichtete Frank Theisinger. Im neuen Feuerwehrbedarfsplan stehen Kosten von 750 000 Euro für die Halle. Doch stamme diese Zahl aus dem Jahr 2014, merkte der Beigeordnete Henno Pirmann an, „mittlerweile sind wir da bei über einer Million“. Norbert Pohlmann (Grüne) begrüßte gestern die „offene und intensive Diskussion“ über die Nöte der Feuerwehr. Eine solche habe es in den vergangenen Jahren nicht gegeben, „da dachten wir immer, die Feuerwehr wird’s schon irgendwie machen“. Matthias Nunold (Linke) forderte, wenn das Land Vorgaben macht, wie die Feuerwehr zu arbeiten hat, dann müsse es auch mehr bezahlen. Ingrid Kaiser (FDP) regte eine Feuerwehr-Arbeitsgemeinschaft an Schulen an, „um bei jungen Männern das Interesse für die Feuerwehr zu wecken“, was ihr eine Rüge von Hedi Danner (SPD) einbrachte: Auch Frauen interessierten sich für die Feuerwehr.

Gegen Dienstvorschrift verstoßen

Walter Rimbrecht (SPD) nahm den Feuerwehrbedarfsplan und Theisingers Worte „sehr besorgt“ zur Kenntnis und regte an, die Stadt solle künftig nur noch Ordnungsamtsmitarbeiter einstellen, die Feuerwehr-Erfahrung haben. Im Ernstfall könnten diese mit ausrücken. Ordnungsamtsleiter Klaus Stefaniak erklärte, man bemühe sich schon seit Jahren um städtische Mitarbeiter mit Feuerwehrerfahrung. Zu einer Einstellungsvoraussetzung dürfe man das jedoch nicht machen, erklärte Pirmann, das sei „juristisch angreifbar“. Gertrud Schiller (CDU) dankte der Wehr, dass sie auch in schwierigen Zeiten um ihre Einsatzbereitschaft kämpfe. Henno Pirmann verriet, dass die Feuerwehr beim Brand des katholischen Krankenhauses vor gut einem Jahr gegen eine Dienstvorschrift verstoßen hat: Sie sei für den ersten Angriff mit nur vier (statt sechs) Leuten ausgerückt. Doch sei es dem beherzten Eingreifen der Wehr zu verdanken, dass der Brand glimpflich endete. „Wir entgingen knapp einer großen Katastrophe. Das hätte auch anders ausgehen können“, bekräftigte Theisinger.

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