Zweibrücken Sprudelnder Fluss

Spielten sich in der Zweibrücker Festhalle musikalisch gekonnt die Bälle zu: Cembalistin Margit Kovacs (links) und Flötistin Kat
Spielten sich in der Zweibrücker Festhalle musikalisch gekonnt die Bälle zu: Cembalistin Margit Kovacs (links) und Flötistin Katja Flickinger.

„Damenwahl“ nannten Flötistin Tatjana Flickinger und Cembalistin Margit Kovacs ihr Programm „von, mit, wegen und für die Dame des 18. Jahrhunderts“, mit dem sie als Gäste der Mozartgesellschaft am Sonntagabend etwa 120 Besucher im Wintergarten der Zweibrücker Festhalle in die höfische Welt des Barock und Rokoko entführten.

Die Dame als Mäzenin, als Künstlerin, als inspirierende Muse – kultivierte Frauen des höfischen Lebens beeinflussten in Barock und Rokoko die Künste nicht unmaßgeblich, wie Tatjana Flickinger in ihrer lebendigen Moderation erläuterte. Das spiegelte sich auch im künstlerischen Schaffen wieder, auch wenn nur wenige von ihnen wie Elisabeth Jacquet de la Guerre (1665-1729) selbst als Interpretinnen und sogar als Komponistinnen aktiv werden konnten. Höhepunkt des Abends war die Interpretation des Concerto d-Moll für Altblockflöte und obligates Cembalo, eine Bearbeitung des Concerto Nr. 8 aus dem Zyklus „L’estro armonico“ von Antonio Vivaldi (1678-1741) aus dem 18. Jahrhundert. Er hatte dieses Werk nicht nur für eine Dame, sondern für viele komponiert: Lange Jahre wirkte er als Lehrer am Ospedale della Pietà in Venedig. Das war ein Waisenhaus, das junge Mädchen zu professionellen Musikerinnen ausbildete, und er schrieb den jungen Frauen viele Werke direkt „auf den Leib“. Auch in der kammermusikalischen Version war Tatjana Flickinger und Margit Kovacs die Spielfreude deutlich anzumerken: Mit Schwung und unglaublicher Frische stimmten sie das Allegro des gemäß der Tradition der Concerti grossi dreisätzigen Werkes an. Vor allem die unaufdringliche Virtuosität Flickingers begeisterte die Besucher: Mit müheloser Geläufigkeit meisterte sie die kunstvollen Verzierungen ihres Themas, die in ihrem Spiel nie bloße aufgesetzte Ornamentik waren. Vielmehr betonten sie den sprudelnden Fluss des Themas, das durch sie mutwillig und verspielt wirkte, bar jeglicher Formelhaftigkeit. Innig und gefühlvoll war dagegen der langsame Mittelsatz Larghetto spiritoso. Fast wie ein Lied ohne Worte wirkte Flickingers Gestaltung des Themas hier. Die warmen, vollen Klänge ihrer Blockflöte erinnerten an eine menschliche Stimme. Im schnellen Schlusssatz wechselten Flötistin Flickinger und Cembalistin Kovacs sich als Impulsgeber ab, schienen sich musikalisch die Bälle zuzuspielen. Für die Flûte de voix (eine vor allem im Barock beliebte Flöte, deren Tonumfang und Klangfarbe zwischen Alt- und Tenorflöte liegt) und Cembalo hat die französische Virtuosin Elisabeth Jacquet de la Guerre, die bereits als Fünfjährige vor König Ludwig XIV. auftreten durfte und daraufhin von ihm gefördert wurde, ihre Sonate Nr. 1 in d-Moll geschrieben. Den unterschiedlichen Charakter der einzelnen Sätze des Werkes hoben die beiden Interpretinnen dabei form- und stilsicher hervor. Neben der feierlich-langsamen, sehr zeremoniellen Prélude fesselte vor allem die Aria durch den tief empfundenen Ausdruck der warmen Flötenklänge Flickingers. Ohne seine Frau Maria Catharina Textor hätte Georg Philipp Telemann (1681-1767) viele seiner Werke vielleicht nicht geschrieben. Die gebar nämlich in zwölf Jahren neun Kinder und verlor regelmäßig horrende Summen beim Spiel, bevor sie ihn endlich verließ. Um diese Kosten zu decken, musste Telemann komponieren und komponieren. Seine Sonate Nr. 12 für Blockflöte und Basso continuo aus den Sonate metodiche überzeugte durch das lebendige, kontrastreiche Spiel Flickingers und Kovacs, das die harmonische Farbigkeit von Telemanns Stil betonte. Das Damensextett rundeten Kompositionen von Giovanni Bassano (1551-1617) über die badende Susanna, Georg Friedrich Händel (1685-1750) und Johann Heinrich Schmelzer (1620/23-1680) ab.

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