Zweibrücken Neues vom Hirnbesitzer

Humorvoll: Kabarettistin Tina Teubner erzählt eine Fantasie von Beethovens Leben, die Pianist Ben Süverkrüp geschrieben hat.
Humorvoll: Kabarettistin Tina Teubner erzählt eine Fantasie von Beethovens Leben, die Pianist Ben Süverkrüp geschrieben hat.

Musik. Die Mondscheinsonate. Darüber legt sich Pferdegetrappel, Eine Kutsche hält. Füße laufen. Klopfen an der Haustür. Gewieher. „Bitte nicht so laut! Der Herr Beethoven spielt die Mondscheinsonate. Wer sind Sie überhaupt? Johann Nepomuk Mälzel, kaiserlich-musikalischer Hofkammermaschinist. Glauben Sie, Sie sind etwas Besseres, wenn man fünf Minuten braucht, um Ihren Namen auszusprechen? Herr Beethoven braucht ihre Hilfe?“

Dass ein Konzert mit (fiktiven) Worten von Beethovens Hauswirtin beginnt, und die Musik zur Hörkulisse wird, war nicht unbedingt zu erwarten. Auch wenn der Titel des Abends, „Beethovenmaschine“, am Dienstag im Wintergarten der Zweibrücker Festhalle beim Euroclassic-Festival schon darauf hinwies, dass es wohl kein Konzert im üblichen Sinn werden wird. Ben Süverkrüp, Pianist und Autor (Sohn des Liedermachers Dieter Süverkrüp), hatte Beethoven-Anekdoten genommen und daraus eine neue Erzählung gebastelt, die Kabarettistin Tina Teubner in Häppchen vortrug. Immer wenn Süverkrüp und Geiger Stephan Picard einen Satz einer Beethovensonate gespielt hatten, ging die Geschichte von dem tauben, auf dem Sterbebett liegenden Beethoven, seiner Wirtin und besagtem Herrn Mälzel ein Stückchen weiter. Mälzel (1772-1838) gab es wirklich, er war Miterfinder des Metronoms und soll für Beethoven Hörrohre entwickelt haben. Soll man wirklich glauben, dass der Komponist ihm den Auftrag gab, eine Komponiermaschine zu bauen, die Musik für die Zukunft hervorbringt, wenn er, Beethoven, tot ist? Tatsache ist, Beethoven geht es um die Musik der Freiheit, die Musik des neuen Menschen. Die kann man doch nicht Schumann & Co. überlassen! Sagt Beethoven, der sich selbst als Hirnbesitzer bezeichnet (um seinen Vater zu ärgern, der sich gerne als Gutbesitzer vorstellte). Die philosophisch-satirische Geschichte ist herrlich abstrus. Teubner trägt sie – auf einem Hocker neben dem Flügel und einem Beethoven-Gemälde sitzend – mit angemessenem Ernst, klarer Stimme und einer gewissen Bewegungsdynamik vor. So bringt sie die etwa 80 Zuhörer immer wieder zum Schmunzeln. Die Dialoge zwischen Mälzel und Beethoven sind erst freundlich, dann werden sie heftiger rund lauter. Bis die Maschine fertig ist, die nur harte, schräge, unangenehme Geräusche produziert. Eine Kakophonie. Beethoven ist außer sich, schreit – und ist bald tot. Mit den Sonaten A-Dur op. 10 Nr. 2, c-Moll op. 30 Nr. 2 und der G-Dur-Sonate op. 96 Nr. 1 haben sich Süverkrüp und Picard eher selten zu hörende Stücke ausgesucht. Sie passten wunderbar zum Text, zeigten sie doch, wie geschickt Beethoven Traditionelles und Modernes verknüpfte. Das Duo brachte die mal heroisch-pathetischen (c-Moll), mal lyrisch-kantablen (G-Dur) Sonaten mit viel Leidenschaft und in perfekter Harmonie zur Geltung. Und überraschte bei der Zugabe noch mit einem dritten Instrument: Tina Teubner griff zur singenden Säge. Langanhaltender Beifall.

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