Zweibrücken Mit harmlosen Fotos fängt es an

Das Liebespaar: Maike Switzer (Francesca) und Christian Alexander Müller (Robert).
Das Liebespaar: Maike Switzer (Francesca) und Christian Alexander Müller (Robert).

Gänsehaut-Gefühle und wunderschöne Momente waren das am Mittwoch in der Zweibrücker Festhalle. Die Geschichte von „Die Brücken am Fluss“ ist vielen bekannt. Die Inszenierung des Euro-Studios Landgraf aber war neu, überraschend und berührend. Die Darsteller überzeugten auch gesanglich.

Viele erinnern sich daran, wie es war, als sie zum ersten Mal verliebt waren. Nur dass es bei Francesca (Maike Switzer) nicht die erste Liebe ist. Und nicht die einzige. Sie ist verheiratet und verliebt sich, während ihr Mann Richard (Udo Eickelmann) auf Reisen ist, in einen anderen Mann, der ihr alles gibt, was sie bisher vermisst hat. Die Geschichte ist simpel, aber in der Erzähl- und Spielweise großartig. Die Darsteller schaffen eine spannungsgeladene aber dennoch romantische Atmosphäre. Den Konflikt, dem sich Francesca stellen muss, arbeiten sie hervorragend heraus. Sie rauben den Zuschauern bei einigen Szenen fast den Atem. Dabei fängt die Geschichte, die durch den Film von 1995 mit Meryl Streep und Clint Eastwood bekannt ist, ganz harmlos an. In den 60er Jahren soll der Fotograf Robert Kincaid (Christian Alexander Müller) für das Magazin National Geographic die überdachten Brücken von Madison County ablichten. Als er bei Francescas Haus hält, um nach dem Weg zu fragen, beschließt die Italienerin, ihn zu den Brücken zu begleiten. Dort angekommen spürt sie eine starke Sehnsucht. „Willst du noch zum Abendessen bleiben?“, fragt sie ihn, als sie wieder bei ihr zuhause sind. Beim Kochen lernen sie sich näher kennen. Die Zuschauer werden in einen Bann aus Emotionen zueinander hingezogen. Wenn man die Szenerie sieht, fiebert man mit: Francesca erkennt plötzlich, dass ihr das Leben tausend Möglichkeiten bietet. Sie will frei sein. Doch mit dem Lied „Millionen Meil’n“, das Robert und Francesca so harmonisch im Duett singen, wird deutlich, wie unterschiedlich ihre Leben sind. Für Humor sorgt Francescas neugierige Nachbarin Marge (Anja Gutgesell), die zu ihrem Mann sagt: „Da ist so ein Hippie in ihrem Haus, der macht Fotos von der Brücke! Und der hat Obst in ihrem Garten gepflückt!“ Die Situation spitzt sich zu, die Zuschauer erleben die Aufregung mit, die Francesca beim Gedanken an Robert umtreibt. Bei ihrem zweiten Dinner kommt es zum ersten Kuss. Und wieder bekommt man Gänsehaut am ganzen Körper. Es ist, als würde man selbst einen Hauch der Freiheit schnuppern. Mit dem gefühlvollen Duett „Dir entgegen“, das von leisen Gitarrenklängen begleitet wird, beschreiben sie ihre Leidenschaft füreinander. Als Francesca singt, setzen zarte Violinen ein und unterstreichen die Unschuld der jungen Frau. Als ihr Mann von der Reise zurückkehrt, verhält sie sich ihm gegenüber distanziert. Im Stillen setzt sie sich dem quälenden Konflikt aus und entscheidet sich – hauptsächlich wegen der Kinder – doch für ihren Mann. Wo der Film endet, geht das Musical jedoch weiter. Es lässt in einem Zeitsprung die Charaktere altern. Richard, Francescas Ehemann ist gestorben, und auch Robert, der Fotograf, inzwischen schwer erkrankt. Am Ende seines Lebens, das er in Washington verbracht hat, erinnert er sich an die schönen Momente mit Francesca. Er schickt ihr ein Kästchen mit seiner Kamera und einem Bild, das er von ihr auf der Madison County-Brücke gemacht hat. Diese Moment lässt einem, wie in vielen Teilen des Musicals, den Atem stocken. Kein Wunder, dass es am Ende langen Applaus für eine großartige Aufführung gibt.

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