Zweibrücken In weichen, wellenförmigen Bögen schwoll die Gitarrenmelodie an

Zusammen mit Klarinettist Andreas Kern stellte Sänger und Gitarrist Hermann Gelszinus bei einer Matinee am Pfingstmontag in der evangelischen Zwinglikirche in Niederauerbach überwiegend eigene Kompositionen vor, oft zu Texten von Erich Kästner.

Die instrumentale Besetzung des Duos mit Gitarre und Klarinette harmonierte perfekt mit der Frühlingsstimmung am Pfingstmontag, die das Lied „Der Juni“ mit seinen schnell-beschwingten, tänzerischen Gitarrenrhythmen und der malerischen Klarinettenmelodie wunderbar zur Geltung brachte. Etwas makabrer wurde es dann mit dem Song „Grabgeflüster“, zu dem die Stimme von Hermann Gelszinus vielfach modulierte und eine ganze Palette an unterschiedlichen Ausdrucksvarianten präsentierte, auch Anklänge an die heimatliche Mundart der Pfalz waren dabei. Doch mit dem „Caprice Arabe“ des katalanischen Komponisten Francisco Tarrega (1852-1909) beschwor Gelszinus wieder eine mystisch-geheimnisvolle Atmosphäre. Die einzelnen Gitarrenklänge fanden sich nach und nach zu einer Melodie zusammen, deren Farbigkeit durch kleinste Mikrointervalle noch erhöht wurde, die aber auch vor gelegentlichen Härten und rau-aufwühlenden Akkorden nicht zurückscheute. Leise und versonnen perlte sie in dem weichen Anschlag von Hermann Gelszinus vor sich hin, wie ein musikalisches Lächeln in einem Lied ohne Worte, das zunehmend melodiöser und malerischer wurde und auch folkloristische Stilzitate integrierte. Die schöne Formgebung ließ die Melodie wie in einem Klangrelief plastisch hervortreten. Die Bestürzung über eine erloschene Liebe, die die Partner in einer hilflosen emotionalen Starre zurücklässt, beschreibt ein Gedicht von Erich Kästner, die „Sachliche Romanze“. „Und die falschen Töne, die sind hier ausdrücklich erwünscht“, merkte Klarinettist Andreas Kern mit einem Schmunzeln an. Im Sprechgesang von Hermann Gelszinus klang diese Geschichte sehr unpersönlich, fast wie ein analytischer Bericht in einer Akte. „Als sie einander acht Jahre lang kannten, kam ihnen plötzlich die Liebe abhanden“ - distanziert klangen diese Worte, immer wieder von motivischen Einwürfen der Klarinette kommentiert, bis sich die Töne ins Nichts zu verlieren schienen, als musikalisches Pendant zur Sprachlosigkeit der Menschen. Eine Liebe auf Zeit ist das Thema der Romanze „Jeu interdit“. In weichen, wellenförmigen Bögen schwoll die Gitarrenmelodie an, ebbte aber auch leise-verhalten wieder ab und zeichnete so das Auf und Ab der Gefühle im Wandel der Zeit nach. Eine musikalische Hommage an die Sehnsucht nach der Natur war Kästners „Die Wälder schweigen“: Als Reaktion auf die Stimme des Sängers warf Andreas Kern immer wieder kurze, mutwillige Kommentare der Klarinette ein. Witzig und skurril reflektierte das „Trostlied im Konjunktiv“ den Rückzug in die Natur: „Wär’ ich ein Baum“, sang Gelszinus da, ironisch kommentiert von geschmeidig-gleitenden Klarinettenmotiven, die wie eine tönende Karikatur wirkten und die etwa 30 Besucher in einen sonnigen Frühlingsmorgen entließen.

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