Zweibrücken Einige rollen sogar mit Elektroantrieb

Draisinen, fein säuberlich aufgereiht.
Draisinen, fein säuberlich aufgereiht.

Seit 18 Jahren hat der Kreis Kusel mit seiner Draisinenstrecke auf einer stillgelegten Eisenbahntrasse auf überregionale Touristenattraktion. Jeden Sommer tummeln sich Draisinenfahrer auf einem Abschnitt der früheren Glantal-Bahn zwischen Altenglan und Staudernheim.

Im Sommer 1985 rollte der letzte planmäßige Zug von Lauterecken nach Altenglan. Als später Versuche zur Reaktivierung der Strecke scheiterten, wurde die Idee einer Draisinenstrecke geboren. Seit dem 13. Mai 2000 gibt es nun die Draisinenbahn durchs Pfälzer Bergland. „Los ging es mit einem Studentenprojekt an der Universität Kaiserslautern 1996 und 1997“, weiß Julia Bingeser von der Kuseler Kreisverwaltung. Damals arbeitete sie an dem Projekt mit. Die Studenten entwickelten die Idee, die Glantal-Bahn zur Draisinenstrecke umzufunktionieren. Rose Götte, ehemalige Landesministerin für Bildung und Kultur, hatte auf einer Schwedenreise eine solche Draisinenstrecke besucht. Sie berichtete dem damaligen Landrat Winfried Hirschberger davon. Im Sommer 1998 erhielt der Lauterer Uni-Fachbereich Ländliche Ortsplanung von der Kuseler Kreisverwaltung den Auftrag, das Projekt umzusetzen. „Außerdem wurde bei der EU ein Antrag auf Leader-Förderung gestellt“, erzählt Bingeser. Eine Arbeitsgruppe der Kreisverwaltung habe das Uni-Konzept umgesetzt. Viele Termine in den Gemeinden seien nötig gewesen, um für dieses anfangs skeptisch beäugte Projekt zu werben. Etwa, weil viele lieber eine Dampfeisenbahn-Strecke gesehen hätten – mit parallel verlaufendem Radweg. Doch damit hätte der Landkreis kein Alleinstellungsmerkmal gehabt. Bundesweit gab es damals aber nur eine einzige Draisinenstrecke – etwa 80 Kilometer nördlich von Berlin. Birgit Schnorr war damals als Nahverkehrsbeauftragte des Landkreises dabei. Sie weiß noch genau, welche Probleme sich damals stellten. Etwa bei den Fördermitteln: Der Nachbarkreis Bad Kreuznach, zu dem Staudernheim gehört, war nämlich kein Fördergebiet. Doch der Kuseler Landrat Winfried Hirschberger habe erreicht, dass der gesamte Streckenausbau gefördert wurde. „Mittendrin kam dann noch die Bahnreform. Da musste mit einem anderen Partner verhandelt werden“, erinnert sie sich. Auch Kleinigkeiten galt es zu bedenken: „Wir hatten uns das mit dem Fahrradsattel anfangs anders vorgestellt als wir es letztlich umgesetzt haben“, so Schnorr. Als sie in Frankreich an einer Draisinentour teilnahm, seien dort die Sättel so montiert gewesen, dass man sie auch während der Fahrt in der Höhe verstellen konnte. Das ermöglichte einen ständigen Wechsel unter den Fahrern und mehr Spaß. Dies habe man dann auch in Kusel umgesetzt. Von Beginn an habe man die Touristen zur Rast in den Ortschaften entlang der Strecke animieren wollen. „Auf einer Strecke von knapp 40 Kilometern sind auch ausgiebigere Tagesausflüge möglich“, betont sie. Inzwischen gehen die Buchungszahlen zurück. Doch das Angebot werde ständig angepasst: Philipp Gruber von der Kreisverwaltung berichtet, dass es inzwischen 90 Fahrraddraisinen gebe, 15 davon barrierefrei. Eine Draisine könne komplett per Hand betrieben werden. Dazu gebe es „Konferenz-Draisinen“ für sieben Personen, davon drei mit Elektroantrieb. Zudem gibt es eine Handhebel-Draisine sowie zwei Planwagen-Draisinen für bis zu 20 Personen, die von einem Fahrzeug gezogen werden.

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