Zweibrücken Die Meisterschale des FCK

Elisabeth Treskow als junge Meisterin in den 20er Jahren.     Foto: Hesse/Rheinisches Bildarchiv
Elisabeth Treskow als junge Meisterin in den 20er Jahren.

Die Kaiserslauterer Pfalzgalerie hat mit der Goldschmiedin Elisabeth Treskow (18898-1992) eine neue Ausstellungsreihe gestartet, die sich mit herausragenden Kunsthandwerkerinnen beschäftigt. Kuratorin Svenja Kriebel bringt am heutigen Mittwoch um 12.30 Uhr die Meisterschale des Deutschen Fußballbundes (DFB), die der FCK 1998 erhielt, in 15 Minuten auf den Punkt.

Sie ist die wohl bekannteste Silberschmiedearbeit Deutschlands. Sie wird immer im Frühjahr von nassgeschwitzten und mit Bier geduschten Männern unter dem Jubel tausender Kehlen in den Himmel gereckt: die Meisterschale des Deutschen Fußballbundes. Sie ist ein Werk von Elisabeth Treskow (1898-1992). Der Gold- und Silberschmiedin hat die Pfalzgalerie Kaiserslautern eine Ausstellung gewidmet.

16 Edelsteine

50 Zentimeter Durchmesser hatte das Original, das Treskow 1949 entwarf und die in ihrer Werkstatt entstand. In der Mitte das DFB-Logo, verziert mit elf kleinen Turmalinen, fünf große, auf der Schale verteilte Turmaline sorgen für die Proportion. 5,5 Kilo reines Sterling-Silber und die Edelsteine sorgen für ein Gesamtgewicht von elf Kilo. Die Schale ist mittlerweile schwerer geworden, weil noch ein Ring angebracht wurde, der die Fußballmeister bis zum Jahr 2026 aufnehmen kann.

In der Pfalzgalerie sind drei Schalen zu sehen: Eine ist eine Leihgabe des 1. FC Kaiserslautern, ein Replikat, das 1991 angefertigt worden war. Die zweite kommt vom DFB, diese Schale reckte Oliver Kahn 2006 nach dem Titelgewinn des FC Bayern München in den Himmel. Die dritte ist eine Nachbildung aus Kunststoff, auch vom FCK.

Die Schale entstand, als Elisabeth Treskow auf dem Höhepunkt ihrer Karriere war. Sie leitete die Goldschmiedeklasse der Kölner Werkschulen. Eine Karriere, die Anfang des 20. Jahrhunderts erstaunlich war. 1919 durften Frauen in Deutschland erstmals wählen, seitdem hatten sie auch das Recht auf selbstständige Erwerbstätigkeiten und ungehinderten Zugang zu allen Ausbildungswegen.

Experimente mit Kügelchen

Dieser ungewöhnliche Weg wird im Ausstellungstitel gewürdigt. „Golden Girls“ bezieht sich auf die Sitcom aus dem 80er Jahren, in der vier rüstige Seniorinnen über sozialkritische Themen, auch die Emanzipation, diskutierten. Unter dem Titel „Golden Girls“ will die Pfalzgalerie noch weitere Kunsthandwerkerinnen würdigen. Treskow, in Bochum geboren, besuchte Kunstgewerbe- und Metall-Schulen, beim renommierten Münchener Goldschmied Karl Rothmüller schloss sie eine Ausbildung zur Goldschmiedin 1918 mit der Gesellenprüfung ab.

1919 machte sich Treskow in Bochum selbstständig, 1923 zog sie mit ihrer Werkstatt nach Essen um. Es war der wichtigste Schritt in ihrer Karriere. In der avantgardistischen Künstlerkolonie beschäftigte sich die Goldschmiedemeisterin mit der Granulation, einer antiken Technik, um kleinste Gold- oder Silberkügelchen auf einer Metallfläche zu verankern. Auf der Meisterschale ist dies in den Eichenblättern zu sehen, die das DFB-Logo umranken.

Treskow entwarf unzählige Schmuckstücke, schon die detailreichen Entwurfszeichnungen sind kleine Meisterwerke. Die Pfalzgalerie stellt einigen Entwürfen die entsprechenden Schmuckstücke gegenüber.

Zeitlos und multifunktional

Treskows Arbeiten sind zeitlos und faszinierend, immer wieder offenbaren sich neue Details. Etwa eine Pferdesilhouette, die durch einen Edelstein durchschimmert. Die Funktionalität einiger Stücke ist bemerkenswert und spricht für einfallsreiche Handwerkskunst: Broschen lassen sich als Anhänger verwenden, es gibt drehbare Ringe und Manschettenknöpfe, die auch als Ohrstecker getragen werden können. Viele Schmuckstücke verbinden die Strahlkraft von Edelsteinen mit dem Glanz von Gold. Da verblasst sogar die Meisterschale.

Ausstellung

Elisabeth Treskow: „Golden Girls – No. 1“, Kaiserslautern, Pfalzgalerie, bis 8. September, Dienstag 11 bis 20 Uhr, Mittwoch bis Sonntag 10-17 Uhr. Infos: www.mpk.de.

Die Meisterschale des DFB 1998 entwarf Elisabeth Treskow.   Foto: FC Kaiserslautern
Die Meisterschale des DFB 1998 entwarf Elisabeth Treskow.
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