Zweibrücken Die Hobbit-Filme und der Sinn des Lebens

Berührende Pop- und Rockmusik: Bernd Russy am Keyboard bei Lists Landlust in Wattweiler.
Berührende Pop- und Rockmusik: Bernd Russy am Keyboard bei Lists Landlust in Wattweiler.

Emotional und aufwühlend wurde es am Donnerstagabend im Atelier des Künstlers Dieter List in Wattweiler. Er hatte den Sänger Bernd Russy eingeladen. Mit berührenden, ausschließlich deutschsprachigen Liedern stellte er wichtige Lebensfragen in den Fokus.

Einmal im Monat öffnet der Maler Dieter List die Pforten seines Ateliers für einen kulturellen Abend. Doch so tiefgründig wie mit Bernd Russy ist es im Wattweiler Atelier selten. „Ich finde es sehr wichtig, dass man sich mal auf was anderes fokussiert – wir alle müssen manchmal einfach mal innehalten“, leitet der Sänger zu seinem Lied „Halt ein“ über. Kraft, Ruhe und Meditation sind Kern des Lieds: Mit viel Gefühl regt Russy zum Nachdenken an. „In meinen Liedern kehre ich das Innere nach außen“, sagt Russy, der am Keyboard sitzt. Das Intro des Lieds erinnert an Cutting Crews „I Just Died in Your Arms Tonight“. Er hat eine gute Stimme. Er trifft die Töne und ist, was Umfang und Höhe der Oktaven angeht, breit aufgestellt. Der Sänger aus Niederbexbach nutzt auf dem Keyboard nur die Klangfarben Klavier und Streicher, trotzdem klingen seine Songs voll und warm. Alle Lieder sind von wichtigen Fragen des Lebens inspiriert. „Diese spirituelle Denkweise hat sich schon sehr früh bei mir entwickelt“, sagt Russy. Der hauptberufliche Grundschullehrer spricht mit seinen Liedern Ängste und Sorgen der Leute an. Wenn Titel wie „Sinn des Lebens“ trivial klingen, offenbart sich im Verlauf des Lieds der tiefere Sinn. Da geht’s eben nicht nur um das, was an der Oberfläche ist, sondern um fundamentale Fragen, auf die man nur schwer Antworten finden kann. Die Zeile „Hinter den Schleier schauen“ thematisiert im Lied „Weltenrausch“ das Verborgene, das man auf den ersten Blick nicht sieht oder nicht sehen will. Russy hat sich hier für einen weichen Zweitklang entschieden. Der Violinklang nimmt dem Klavier, das Russy vorher als einzige Klangfarbe benutzt hat, die Härte und schafft ruhige Momente. „Mich erinnert das Lied ein bisschen an die Hobbit-Filme“, sagt einer der 40 Zuschauer. Melodie und Text sind durchaus an die Hobbit-Filme angelehnt, aber dass sich Künstler von Filmen inspirieren lassen, ist nichts Verwerfliches. Das Fantasievolle, Magische, abseits von Tatsachen – das bringt Russy gut rüber. Dass eine halbe Stunde nach Beginn des Konzerts immer noch Gäste ins Atelier kommen, nimmt den Liedern etwas von der Wirkung und trägt nicht gerade zur Ruhe bei, die Russy mit den Liedern ausstrahlen will. Fast zwei Stunden unterhält der Sänger das Publikum. Auch einer seiner Schützlinge ist gekommen, um ihm zuzuhören. Es war ein schönes Konzert, aufwühlend, menschlich, emotional und tiefgründig. Der Schüler konnte sich ebenfalls freuen: Er bekam ein Autogramm vom singenden Lehrer. Das I-Tüpfelchen von Lists Veranstaltungen sind die malenden Gastkünstler, die einige ihrer Werke im Atelier ausstellen. Henrike Wolf passt an diesem Abend mit ihren floralen Acrylbildern gut in die von Gefühl, Liebe und Geborgenheit geprägten Themen Russys. Sie strahlen eine angenehme Atmosphäre aus.

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