Zweibrücken „Die Brücke bin ich!“

Walther Theisohn, Oboist, Leiter der Herzog-Christian-Musikschule, übernimmt die Leitung des Zweibrücker Kammerorchesters.
Walther Theisohn, Oboist, Leiter der Herzog-Christian-Musikschule, übernimmt die Leitung des Zweibrücker Kammerorchesters.

Mit dem Konzert am 27. Mai verabschiedete sich Bernd Wilms als Leiter und Dirigent des Zweibrücker Kammerorchesters. Ein Nachfolger fand sich schnell: Walther Theisohn (49), Oboist, Leiter der städtischen Herzog-Christian-Musikschule und Vorsitzender der Mozartgesellschaft, übernahm das Orchester. Sein erstes Konzert mit dem Orchester betitelte er „Le Début“. Doch er ist dabei nicht der einzige Debütant, wie er im Gespräch verriet.

Hat man Ihnen angeboten, das Orchester zu übernehmen?

Ja. Dieter Conzelmann, der Vorsitzende, hat mich gefragt. Im Sommer. Was war Ihre erste Reaktion? Ja, mache ich. Spontan? Ja, weil ich mich gefreut habe. An der Musikschule haben wir auch ein Streichorchester, das Ensemble Vielsaitig. Wenn man Nachwuchs haben will, muss man eine Brücke schlagen. Die Brücke bin ich: von den Schülern der Musikschule zum Kammerorchester. Man sieht landauf, landab, wenn das andere Ensemble fremd ist, gibt es eine Hemmschwelle, über die die Kinder nicht gehen wollen. Es freut mich, dass im ersten Konzert einige mitspielen – nicht unbedingt aus der Musikschule, aber aus dem Dunstkreis Musikschule und der Stadtkapelle. Wie viele? Ich glaube neun. Das ist passabel. Nächstes Jahr haben wir 40 Jahre Musikschule. Dann gibt es am 23. Juni im Rosengarten ein Konzert. Dann will ich ein großes Streichorchester in Kooperation mit dem Kammerorchester auf die Bühne bringen. Das kriegen wir gewuppt! Wir haben auch viele Geigenschüler, die im Zweibrücker Kammerorchester mitspielen können. Dazu braucht man einen gewissen Spielstand, das ist etwas für die Älteren, ab 14, 15, 16 Jahre. Dann sind Sie gar nicht der einzige Debütant bei dem Konzert … Ja, es gibt ein paar mehr. Alles dreht sich ums Debüt. Auch die Werke haben mit Beginn zu tun: die Ouvertüre von Beethoven. Ein Frühwerk von Haydn, die Sinfonie Nr. 10, er hat 104 geschrieben. Das Stück von Jenkins hat seinen Weltruhm begründet, weil es als Jingle im Fernsehen lief in den 80er Jahren, bei Diamantenwerbung. Dafür wurde das Thema geschrieben, und es hat dann trotzdem den Einzug gehalten in den Konzertsaal. Das kenne ich sonst nicht. Das Mozart-Werk passt da nicht so ganz in die Reihe, aber das Motiv hat etwas Aufforderndes, den Beginn forcierendes. Sie haben das Programm in kurzer Zeit zusammengestellt? Ja, es war nicht so einfach, weil die Zeit knapp war. Kurz nach dem letzten Konzert des Kammerorchester kam Dieter Conzelmann auf mich zu. Dann haben wir verhandelt, wie es funktionieren kann. Das Kammerorchester ist umgezogen, was den Proberaum angeht. Es probt jetzt in der Musikschule. Das ist von der Schlüsselhandhabe einfacher. Und für mich ist es einfacher, wenn ich hier im Haus bin und für die Schüler etwas arrangieren muss und Noten brauche. Dann gehe ich in den Proberaum und hole die Noten aus dem Notenschrank. In der letzten Ferienwoche haben wir den Umzug gemanagt. Haben Sie noch etwas geändert? Die Probenzeit. Normalerweise probt das Orchester freitagabends. Ich habe die Probe auf Dienstag, 20 bis 22 Uhr, gelegt. Das ist mir lieber, weil ich freitags manchmal selbst musikalisch unterwegs bin. Freitags treffen sich dann einige Kumpane zum Schwarzfiedeln. Das finde ich lustig. Das machen sie dann ohne Dirigenten, aus Spaß an der Freud. Nach den Ferien haben wir mit den Proben angefangen, aber dann kam noch etwas dazu. Die Großbundenbacher mit ihrem Walnussfest. Dort spielte bisher immer das Collegium Musicum. Doch das hat sich quasi aufgelöst. So sind die Großbundenbacher ans Kammerorchester herangetreten. Da mussten wir ein kleines Programm zusammenstellen fürs Walnussfest. Das haben wir auch gespielt. Danach war die Zeit fürs Konzert schon recht knapp, so dass wir viele Sonderproben gemacht haben. Der Freitag war dann doch oft bestückt mit Proben meinerseits. Aber wir haben es hingekriegt. Und ich freue mich aufs Konzert. Wo ist das Kammerorchester noch unterbesetzt? Bratschen könnte noch gebrauchen, Kontrabässe auch. Geigen sowieso. Eigentlich alles. Die Bläser holen wir uns gelegentlich, wenn wir sie brauchen. Aber wir proben bei dem Mozartstück auch mit Bläsern. Es wäre allerdings gut, wenn sich einige Bläser finden, die auch schon dienstagabends mehr oder weniger regelmäßig in die Proben kommen. Erzwingen kann man nichts, ich kann aber Anreize geben. Es lässt sich gut an. Haben Sie früher nicht als Bläser schon im Kammerorchester mitgespielt? Ja, immer schon. Das Kammerorchester war praktisch meine musikalische Wurzel! In den 80er Jahren habe ich meine ersten Erfahrungen im Orchester, damals noch unter dem Dirigenten Friedemann Köhler, gemacht. Dann habe ich die ganze Zeit als fest Oboist dort gespielt. Immer wieder. Wenn Sie alte Fotos anschauen, sehen Sie mich. Von vorne. Jetzt werden die Leute mehr mit meinem Rücken zu tun haben als mit meinem Antlitz. Sie könnten eine Karikatur hinten auf die Dirigentenjacke malen ... (lacht). In der Tat gab es mal ein Konzert, bei dem ein schecklicher Geiger gespielt hat. Da habe ich eine Karikatur gemacht – und nichts lief mehr, weil die ganze Bläsertruppe sich schief gelacht hat. Wie geht es weiter? Es soll ja keinen Bruch geben nach der Ära Wilms. Natürlich gab es ein paar Umbesetzungen im Orchester. Weil der Mann, der vorne steht, immer andere fragt, ob sie mitspielen. Und jetzt steht ein anderer Mann da, also sind auch neue Leute da. Vor allem ist es mir wichtig, dass auch junge Leute auf die Posten kommen. Der beste Fall ist, wenn sich Alt und Jung die Posten teilen. Also: Die Älteren lassen sie die Jüngeren mal vor, und die Jungen nehmen das an, was die Älteren ihnen an Ratschlägen mitgeben. | Interview: Andrea Dittgen

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