Zweibrücken Die B 10 an der Felsnase herumgeführt

1955 wurde die B 10 auf eine neue Trasse unterhalb der Felsnase verlegt, die heute einen neuralgischen Punkt im Verlauf der Bund
1955 wurde die B 10 auf eine neue Trasse unterhalb der Felsnase verlegt, die heute einen neuralgischen Punkt im Verlauf der Bundesstraße bildet. Unser Foto aus dem Archiv von Eugen Klein zeigt die Bauarbeiten. Im Hintergrund ist der Bahnübergang am »Woatbrunnen« zu erkennen.

Sie ist oft in den Schlagzeilen, die Felsnase an der B 10 zwischen Hauenstein und Hinterweidenthal. Oft wird über Unfälle an dem Nadelöhr am Sandsteinfelsen berichtet, oft auch über Bauarbeiten, die Umleitungen und Staus verursachen. Für Sonntag, 29. Juli, kündigt der Landesbetrieb Mobilität dort Rodungsarbeiten und damit wieder einmal eine Sperrung an.

Als die B 10 im Jahr 1955 im Abschnitt an der Engstelle unter der Felsnase gebaut wurde, sorgte die neue Trasse für Entlastung und für mehr Sicherheit. Wer aus Richtung Pirmasens kam, musste nicht mehr den Bahnübergang am heutigen Wartbachbrunnen – damals sprach man vom „Woatbrunnen“ – passieren, an dem es oft schwere Unfälle gab. Er wurde überflüssig, denn die B 10 ließ nun die Gleise rechts liegen. Und weil man nicht mehr die Schienen überqueren musste, konnte der vergleichsweise geringe Verkehr weiter ostwärts auch geradeaus Richtung Landau fahren und musste nicht mehr die 90-Grad-Kurve über die alte Bahnbrücke am „Jakobsgalgen“ nehmen – dort, wo heute die B-10-Auffahrt Hauenstein liegt. Seither gibt es in Hauenstein die „alte B 10“, die Radler gen Hinterweidenthal bringt. Eugen Klein, der ein umfangreiches Archiv über das alte Hauenstein besitzt, verfügt über einen zeitgenössischen Bericht über die Straßenbauarbeiten vor 63 Jahren, der darüber staunen lässt, wie zügig der 2200 Meter lange Ausbau damals über die Bühne ging. Im Mai 1955 hatte die Zweibrücker Baufirma Oltsch mit den Arbeiten begonnen. Und schon am 12. Dezember wurde der Abschnitt dem Verkehr übergeben. Es war eine Baustelle, die es in sich hatte. 20 000 Kubikmeter Fels mussten laut einem Bericht des „Hauensteiner Boten“ weggesprengt werden, die gleiche Menge „verschoben“. Ein „ansehnlicher Teil des Schutts“ sei nach Hauenstein transportiert worden: Mit dem Abraum sei der Weg zwischen Dahner Straße und Glatzeck aufgefüllt worden. Wo heute das „Wasgau-Landhotel“ steht, wurde eine alte Sandgrube eingeebnet. In Hauenstein war man mit dem Verlauf der „besonders schwierigen Arbeiten“ zufrieden: „Sehr gut haben sich die Leitung der Baustelle und die Arbeiter verhalten, denn immer konnte der Bahnverkehr aufrecht erhalten werden. An Störungen auf der Bundesstraße durch Sperren war sehr wenig spürbar“, heißt es in dem Bericht weiter, der lobt, „dass Hauenstein mit seinen Straßen nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde“. Indes: Die Baustelle blieb von Unfällen nicht verschont. Schon im September berichtete der „Hauensteiner Bote“ von einem Arbeitsunfall am „Woatbrunnen“: „Dort waren Arbeiter mit dem Aufräumen des Bahndamms beschäftigt. Ein 47-jähriger Arbeiter aus Maßweiler kam einem vorbeifahrenden Zug zu nahe, wurde von demselben erfasst und an eine Felswand geschleudert. Er wurde mit bedenklichen Verletzungen ins Krankenhaus verbracht.“ Am gleichen Tag hatte es am „Jakobsgalgen“ bereits einen anderen Unfall gegeben. Ein Motorradfahrer war aus der Kurve getragen und gegen einen Laster geschleudert worden. Er verlor dabei ein Bein. Der Berichterstatter drückte seine Hoffnung aus, dass durch die neue Trasse „die große Gefahrenquelle an der Kurve ausgeschaltet ist, dass nicht die neue gerade Straße zu einer ,Rennstrecke’ wird, die vielleicht schlimmer werden kann.“ Mit Blick auf die vielen Opfer auf der B 10 in den vergangenen Jahrzehnten möchte man dem Berichterstatter fast hellseherische Gaben zuschreiben.

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