Kusel Der Kerwestrauß hat ausgetanzt

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Die Mutter aller Kerwen, wie sie von den „Brigger Straußbuwe“ genannt wird, lockte am Sonntagnachmittag weit über 300 Besucher in die Glanstraße, wo Kerweparre Sandro Günsche und sein Adjutant Felix Penna von „Bauersch Fenschdersims“ über die Missgeschicke ihrer Mitmenschen ablästerten.

Standesgemäß, im offenem Landauer, von zwei edlen Pferden gezogen, erschienen mit Pauken und Trompeten kurz nach 14 Uhr die Kerweparre Sandro Günsche und Felix Penna in Brückens Dorfmitte. Während die 22 Straußträger ihren gut sechs Meter langen, mit tausenden bunten Bändern geschmückten Kerwestrauß aus dem Dunkel einer Scheune ans Licht bugsierten, zogen Günsche und Penna nicht nur genüsslich an ihren Havannazigarren, sondern auch ihre Runden im Kreisel. Wie immer winkten die „Parre“ gönnerhaft den in Richtung Glanstraße spazierendem Kerwevolk zu. Hinter den beiden marschierte der Musikverein, der für die richtigen Töne verantwortlich zeichnete. Zwischen Kutsche und den Musikanten liefen die Straußbuwe, die den Strauß, der fast senkrecht in den Himmel ragte, mit einer besonderen Technik über den heißen Asphalt regelrecht tanzen ließen. An Bauerjobs-Saal kamen präzise Anweisungen, teils von den Zuschauern, teils von den Straußbuwe. Dann stemmte man das Kerwesymbol mit einer eigens dafür gebauten Gabel in die Lüfte und flupp – rutschte er in seine Halterung. Nein, man kann den beiden Kerwe-Tollitäten viel vorwerfen, aber nicht, dass sie tolerant sind: Beim Lästern über die kleinen und großen Missgeschicke ihrer Mitmenschen kennen sie selbst bei ihrer eigenen Klientel kein Pardon. Wer bekanntlich den Schaden hat, braucht sich über den Spott nicht zu sorgen. Und den hatte er, „Crazy Johannes“, zu dem vor nicht allzu langer Zeit das Kerwevolk emporblickte, als er mit schwarzem Frack und überdimensionalem roten Querbinder von Bauerschfenstersims „iwwer die Leit hergezoh iss“, wie sein Nachfolger Sandro Günsche berichtete. Sei´s drum, jene Kerwehoheit ist heute glücklich verheiratet. Doch was wäre eine Hochzeit, ohne zu poltern. Dabei sei, hoch oben im Tennisheim, neben viel Geschirr auch der Fuß des Bräutigams in spe zu Bruch gegangen. Jene Schicksalssekunde kostete mit einem breitem Grinsen im Gesicht Nachfolger Günsche natürlich aus. Ob die Hälfte frei erfunden war, blieb im Verborgenen. Wahr ist, Seelenschmerzen und die Blessuren der Polternacht sind bei „Crazy Johannes“ verheilt, und seine Musikfreunde bliesen eigens für ihn unterm bunten Kerwestrauß einen zünftigen Marsch. |res

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