Zweibrücken Blutsauger wohnen nicht in den Kästen

Die Kästen mit der kleinen Fledermaus auf der Oberseite sind an Bäumen im gesamten Stadtgebiet zu finden.
Die Kästen mit der kleinen Fledermaus auf der Oberseite sind an Bäumen im gesamten Stadtgebiet zu finden.
Herr Kinkopf. Wie ist es zu der Idee gekommen, Fledermauskästen aufzuhängen? Leben in der Stadt so viele dieser Tiere?

Der Nabu veranstaltet jedes Jahr im August die Fledermausnacht. In der wollen wir die Leute dorthin führen, wo die Fledermäuse leben. Uns ist dabei aufgefallen, dass im Bereich des Rosengartens und der Allee sehr viele Fledermäuse leben. Aber es sind hier noch keine Ersatzquartiere vorhanden. Das stellt ein Problem dar. Folglich haben wir uns mit der unteren Naturschutzbehörde zusammengetan, die uns 25 Flachkästen gestiftet hat. Wir haben die Kästen aufgehängt und kontrollieren sie. Die Zahlen geben wird dann an die untere Naturschutzbehörde weiter. Was sind Ersatzquartiere? Dorthin ziehen die Fledermäuse nach ihrem Winterschlaf, um ihre Jungen auf die Welt zu bringen und sie aufzuziehen, ihnen Fliegen beizubringen und so weiter. Sind die Kästen schon bewohnt? Eher nicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass Fledermäuse direkt nach dem Aufhängen der Kästen dort einziehen, ist sehr gering. Grund ist, dass die Tiere die Quartiere noch nicht kennen und sie daher noch meiden. Wo ist der normale Lebensraum von Fledermäusen? Wohnen sie nicht auf Dachböden? Das stimmt. Wir unterscheiden zwischen Fledermausarten, die sich hauptsächlich in Gebäuden aufhalten, und denen, die ausschließlich im Wald leben. Letztere haben aber die gleichen Probleme bei der Quartierswahl, weil im Forst viele Bäume verjüngt worden sind. Zudem wurden die alten Bäume gefällt, die Nisthöhlen für die Fledermäuse hatten. Daher haben wir auch im Wald Kästen angebracht. In den Städten ist es für die Fledermäuse oft ein Problem, in die Häuser hineinzukommen. Die Häuser werden energetisch immer weiter isoliert, mit Kantblechen an der Außenseite, sodass die Tiere kaum mehr reinkommen. Leben Fledermäuse das gesamte Jahr im gleichen Quartier? Nein. Die kommen jetzt aus ihren Winterquartieren, etwa alte Bunkeranlagen und Keller, wo es dunkel, ruhig und gut ventiliert ist. Im Frühjahr suchen sie ihre gewohnten Quartiere auf. Dort kann man zwischen einzelnen männlichen Quartieren und Wochenstuben unterscheiden. Wochenstuben sind die Quartiere, in denen die Weibchen mit ihren Jungen leben. Gegen August ziehen sie in ein Wechselquartier, von dem wir aber nicht wissen, wo es ist. Wie steht es mit der Population? Ist die Fledermauszahl in der Stadt konstant geblieben? Leider nicht. Die Zahl ist stark gesunken – um zirka 30 bis 35 Prozent in den letzten fünf Jahren. Liegt das daran, dass die Fledermäuse weniger Quartiere finden? Der Hauptgrund ist, dass sie keine Nahrung mehr finden. Die Fledermaus frisst nachtaktive Fluginsekten, und von denen gibt es immer weniger. Der Mythos aus dem Fernsehen, dass Fledermäuse das Blut von Menschen trinken, stimmt also nicht? Nein, der stimmt nicht. Es gibt zwar eine Fledermaus, die als Vampirfledermaus bezeichnet wird, die lebt aber nur in Südamerika. Und sie trinkt nicht das Blut von Menschen, sondern das von Rindern. Merken die Rinder das nicht? Nein, gar nicht. Die Vampirfledermaus geht an das Bein vom Rind, ritzt es mit ihren Zähnen an und saugt das Blut. Hinterher verschließt sie die Wunde mit ihrem Speichel. Welche Fledermäuse leben bei uns in der Stadt? Die Zwergfledermaus, das graue Langohr, die Rauhautfledermaus, kleine Armsegler, die kleine und große Bartfledermaus und die Wasserfledermaus. Wie viele Fledermäuse passen in die Kästen? Bis zu 25 erwachsene Weibchen mit je einem Jungen. Man glaubt fast gar nicht, wie viele Tiere da hinein passen.

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