Zweibrücken Bei „Skyfall“ kniet der Gastgeber höchstpersönlich nieder

Gitarrist Udo Werle und Sängerin Marion Kaufmann bescheren den Zuhörern in Lists Atelier in Wattweiler einen tollen Abend.
Gitarrist Udo Werle und Sängerin Marion Kaufmann bescheren den Zuhörern in Lists Atelier in Wattweiler einen tollen Abend.

Wenn der Gastgeber höchstpersönlich vor einem niederkniet, muss man wirklich gut sein. Und das sind sie, Marion Kaufmann und Udo Werle, das Duo, das zur 21. Landlust im Wattweiler Atelier des Künstlers Dieter List musizierte. „Passion Two“ nennen sie sich – und das passt hervorragend. Leidenschaftlich, stimmgewaltig, grandios legt sich Marion Kaufmann bei „Skyfall“ ins Zeug. Auch Jazz und Swing haben sie im Repertoire.

„Jetzt spielen wir ein Stück, das Dieter schon kennt“, moderiert Marion Kaufmann am Donnerstagabend einen Song an, der die rund 45 Zuhörer am Ende jubeln lässt. Als die 57-Jährige die ersten Töne singt, strahlen bei Gastgeber Dieter List die Augen wie die eines Kindes am Weihnachtstag. Theatralisch steht List von seinem Stuhl auf und kniet sich vor die Sängerin hin. Zurecht – die Rede ist nämlich vom gleichnamigen Titelsong des 23. James-Bond-Films „Skyfall“. Den hat Marion Kaufmann im November hier auch schon gesungen. Sie schmettert die Töne raus und übertrifft sich mit jeder weiteren Note selbst. Gerade bei den vielen Höhen des 2012 von Soul-Königin Adele veröffentlichten Songs brilliert sie. Die Gitarre Udo Werles ersetzt das Klavier, und er spielt ähnliche Noten wie das Originalinstrument. Kaufmann singt mit geschlossenen Augen. Man merkt, dass sie das Lied lebt. Hatte das Duo im Vorfeld angekündigt, sie müssten ihr Programm der Zeit wegen etwas raffen, ruft eine Zuhörerin nach dem grandios dargebotenen Lied: „Wer sagt was von kürzen?“ Das Publikum jubelt und applaudiert ob dieser fabelhaften Stimme. Die beiden hat wohl der Kunstgott höchstpersönlich ins Atelier geschickt. Trat Kaufmann im November mit ihrem Saxophon und ihrer Stimme alleine auf (das Playback kam vom Band), füllt Udo Werle nun mit seinen beiden Gitarren die Lieder mit stürmischen Akkorden, leisen Zwischentönen oder perfekt mit ihrer Stimme harmonisierenden Rhythmen an. „Das ist eine Reisegitarre“, erklärt der 55-Jährige und meint die schwarze, auf den ersten Blick unvollständig aussehende Gitarre, bei der Teile zu fehlen scheinen. Die zweite, gewöhnliche Gitarre kommt aus Australien. „Das ist Gitarre und Trommel in einem“, sagt Werle lachend. Das zeigt er auch gleich bei „Darktown Strutters’ Ball“: Er klopft an verschiedene Stellen, die alle anders klingen, und erzeugt so den Rhythmus. Der Song wurde 1917 von Shelton Brooks komponiert und war damals eines der ersten Jazz-Stücke, die auf Schallplatte aufgenommen wurden. Die Sängerin wechselt bei einigen Liedern mittendrin von Gesang zum Saxofon und verleiht den Stücken so eine sinnliche Note. Mit ihrem Duopartner hat Marion Kaufmann, die hauptberuflich als Verwaltungsfachangestellte arbeitet, etwa 50 Lieder im Repertoire, erzählt sie der RHEINPFALZ in der Pause. Jedes einzelne geben die beiden mit Feuer und Leidenschaft wieder. Es ist ein bemerkenswerter Abend, an dem die beiden Musiker brillieren. Meisterhaft interpretiert Kaufmann auch „Puttin’ on the Ritz“. Etwas schneller als im Original aus den 1920er Jahren, aber genau dadurch bekommt das Lied mehr Humor, mehr Würze und gesangliche Dramaturgie. Eine herrlich leichte Atmosphäre breitet sich im Atelier angesichts des locker-leichten Songs aus. Herrlich amüsant ist auch ein Lied, bei dem Kaufmann kurzerhand ein paar Zeilen auf Deutsch eingebaut hat: „Was immer Dieter will, Dieter krieht’s – sehr zum Amüsement der Zuhörer. Und dass besagter Dieter mal derart von den Socken ist, dass er niederkniet, sieht man auch nicht alle Tage.

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