Worms Polizei als Opfer weihnachtlicher Nächstenliebe

Das „Corpus delicti“: der Adventskranz der Wormser Polizei.
Das »Corpus delicti«: der Adventskranz der Wormser Polizei.

Zugegeben, gelegentlich kann das Bearbeiten von Pressemeldungen und anderen Textvorlagen für Journalisten in Redaktionen wie der RHEINPFALZ schon mal die Grenze des Vergnügungssteuerpflichtigen erreichen – oder gar überschreiten. Dann nämlich, wenn der Verfasser womöglich dankenswerterweise eine Aufgabe übernommen hat, um die sich sonst niemand reißt, aber nicht im wünschenswerten Ausmaß über die dafür sinnvollen Fertigkeiten verfügt. Wohlgemerkt, das ist keinesfalls böse gemeint. Zum Glück haben verschiedene Menschen ja verschiedene Stärken und Schwächen, die sich auch bei ihrer Arbeit entsprechend bemerkbar machen – beispielsweise bei Journalisten auf der einen und Polizisten auf der anderen Seite.

Dies vorausgeschickt, gilt es an dieser Stelle einmal ein ausdrückliches Lob von der einen auf die andere Seite zu schicken. Vielleicht hat das ja auch mit einer gewissen vorweihnachtlichen Milde zu tun. Ganz gewiss aber ist der konkrete Anlass untrennbar mit der Adventszeit verbunden.

Denn es begab sich also zu der Zeit, da Olaf der vorübergehend Einäugige im fernen Berlin Haushaltslöcher stopfte, dass eine gar wundersame Botschaft im elektronischen Briefkasten der einen Seite – der Redaktion – eintrudelte. Gesandt hatte sie die andere Seite – die Pressestelle der Polizeidirektion Worms. Vor nahezu kindlich staunenden Redakteursaugen stand ein Text in jenem Tonfall, wie er Pressemitteilungen der Polizei üblicherweise prägt. Doch ging es nicht um schwere Unfälle, Mord, Totschlag oder andere schlimme Dinge, sondern um etwas völlig anderes – und viel Schöneres.

Täter entkommt unerkannt

Durch diese – vom Verfasser offenbar sehr bewusst gewählte – Schere zwischen Form und Inhalt vermochte jener Text mit unverhoffter Kreativität, ja: Schönheit, zu verzaubern. Dergestalt, dass er eine vollständige Wiedergabe verdient.

Da hieß es: „Ein bislang unbekannter ,Täter’ deponierte am 1. Advent einen Adventskranz vor der Polizeidirektion Worms. Sich dem Dank der Kolleginnen und Kollegen entziehend, verschwand die Person im Schutze der Dunkelheit unerkannt – ohne Spuren oder Täterhinweise zu hinterlassen.“

Als Motiv vermutet die Wormser Polizei eine der Weihnachtszeit besonders ausgeprägt zu Grunde liegende Form der Nächstenliebe. Die Ermittlungen blieben, heißt es weiter, bis dato ohne Erfolg. „Insoweit möchte die Wormser Polizei sich auf diesem Weg herzlich bei der Spenderin oder dem Spender bedanken – auch für alle anderen Weihnachts- und Nikolausgrüße, die uns im Alltag in dieser besinnlichen Zeit in unterschiedlichen Formen begegnen.

Die Wormser Polizei – insbesondere die Kolleginnen und Kollegen des Wechselschichtdienstes, die rund um die Uhr für Ihre Sicherheit sorgen – freuen sich über diese Zeichen der Wertschätzung.

Der Adventskranz wurde ,sichergestellt’ und mit dem Entzünden der ersten Kerze einer sachgerechten Bearbeitung zugeführt. Die Wormser Polizei wünscht allen Bürgern auf diesem Weg eine besinnliche Adventszeit!“

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