WORMS Konzept zum Schutz der Helfer vor Gewalt

Gewalt gegen Ärzte ist ein Problem. Dagegen will das Wormser Klinikum mit einem eigenen Konzept vorgehen.
Gewalt gegen Ärzte ist ein Problem. Dagegen will das Wormser Klinikum mit einem eigenen Konzept vorgehen.

Gewalt im Gesundheitssektor ist nicht erst seit gestern ein Problem. Als Reaktion auf einschlägige, schlechte Erfahrungen hat das Wormser Klinikum ein Konzept entwickelt, um seine Beschäftigten besser vor aggressiven Übergriffen zu schützen. Dafür erhielt das Krankenhaus jetzt einen Preis.

Für viele Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte in medizinischen Einrichtungen gehört Angst vor aggressiven Übergriffen mittlerweile zum Berufsalltag. Das Wormser Klinikum will mit vorbeugenden Maßnahmen, Handlungsempfehlungen und Hilfestellungen gegensteuern. Dafür zeichnete die Unfallkasse Rheinland-Pfalz das Haus jetzt mit einer Prämierung bei ihrem Präventionspreis aus.

Den Ausschlag gab ein Tag im April vor sieben Jahren: Damals führte ein aggressiver Übergriff im Klinikum zu Verletzten und Sachschäden. Die Folge war die Erkenntnis, dass die Klinik auf solche Ereignisse nicht gut vorbereitet gewesen war: So zeigten sich Mängel in der Koordination der Handelnden und der innerbetrieblichen Kommunikation. Darüber hinaus fehlten eindeutige Handlungsempfehlungen.

Hilfeteams und „Betriebliche Lotsen“

Deshalb entwickelte ein Arbeitskreis einen Erfassungsbogen für aggressive Übergriffe und ein spezielles betriebliches Modell. Es legt fest, welche konkreten Maßnahmen je nach „Eskalationsstufe“ zu ergreifen sind. Zudem richteten die Wormser eine Notfallnummer ein, um zentral Hilfe zu organisieren. In einem weiteren Schritt stellte die Einrichtung Hilfeteams zusammen und bestimmte „Betriebliche Lotsen“. Deren Aufgabe ist es, die Polizei im Bedarfsfall zu ihrem Einsatzort durch die Klinik zu bringen.

Vorbeugende Maßnahmen sollen dabei helfen, dass es gar nicht erst zu Übergriffen kommt, und mögliche Schäden verringern. Nicht zuletzt benannten die Rheinhessen konkrete Maßnahmen zur Hilfe während eines Übergriffs und zur Versorgung danach. Dazu zählt auch eine innerbetriebliche Meldekette.

Checkliste zu Gefahrenpotenzial

Als wichtiges Instrument in diesem gesamten Prozess gilt eine Checkliste, um Gefährdungen zu beurteilen: Dafür überprüften die Verantwortlichen Stationen, Bereiche und Funktionen der Klinik auf mögliche Gefahrenpotenziale. „Bei dieser Art der Durchführung werden die fachlichen Kompetenzen gebündelt und tätigkeitsspezifisches Fachwissen für die Ableitung von Maßnahmen genutzt“, erklärt der Leiter des Projektmanagements im Klinikum, Markus Koch.

Schließlich galt es, den Beschäftigten die gewonnenen Erkenntnisse und neuen Regelungen auch zu vermitteln. Dazu gibt es Unterweisungen, unter anderem in Form digitaler Kurzmodule.

„Guter und wichtiger Ansatz“

In seiner Bewerbung für den Präventionspreis sieht das Klinikum durch sein Konzept „die Sicherheit der Beschäftigten erheblich verbessert“. Das bewertete auch die Jury der Unfallkasse so, die von einem „guten und wichtigen Ansatz“ spricht.

Laut Statistiken der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung wurden 5,8 Prozent der Arbeitsunfälle im Gesundheitswesen im Jahr 2022 durch Gewalt ausgelöst. Das sei im Vergleich mit anderen Branchen ein hoher Wert. Mitverantwortlich dafür sind aus Sicht der Versicherung die Arbeitsbedingungen in den Kliniken, besonders in der Notfallmedizin: Sie böten besondere Voraussetzungen für eskalierendes Verhalten – sowohl von Patienten im Ausnahmezustand als auch von aufgebrachten Angehörigen.

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