Speyer/Ludwigshafen Zweite Attacke auf Grünen-Büro binnen eines Monats

Geschockt: Romeo Franz vor der beschädigten Scheibe.
Geschockt: Romeo Franz vor der beschädigten Scheibe.

Zum zweiten Mal innerhalb eines Monats ist die Schaufensterscheibe des Büros der Grünen in der Speyerer Armbruststraße beschädigt worden. Der Europaabgeordnete Romeo Franz, Untermieter in den Räumen, geht von Schüssen aus. Er berichtet von vermehrten Morddrohungen gegen sich in diesem Jahr.

Die Polizei war am Montagabend vom Speyerer Grünen-Vorstandsmitglied Petra Zachmann über die zweite Attacke auf die Scheibe seit Anfang Juli informiert worden. Damals war ein Sachschaden von 4000 Euro und eine Beschädigung mit einem spitzen Gegenstand angenommen worden. Jetzt geht der Abgeordnete Romeo Franz in einer Mitteilung von Schüssen, möglicherweise mit einem Luftgewehr, aus: „Ich bin gerade von einer mehrtägigen Reise in der Ukraine wiedergekommen und die erste Nachricht: Romeo auf dein Büro wurde geschossen. Das war ein Schock!“

Auf die Täter gibt es keine Hinweise, so die Ermittler auf Anfrage. Es existierten keine Videoaufzeichnungen, und es hätten sich auch keine Zeugen gemeldet. Die neuerliche Attacke könne sich zwischen 30. Juli und 1. August ereignet haben. Es gebe keine Bedrohungs- oder Gefährdungslage, sagen Ghislaine Wymar vom Polizeipräsidium Rheinpfalz und Oberstaatsanwalt Kai Hempelmann. Am Donnerstag wurde ein Zeugenaufruf versandt: Wer etwas gesehen hat, wird gebeten, sich unter Telefon 06232 1370 oder E-Mail pispeyer@polizei.rlp.de zu melden.

Kein Motiv erkennbar

Franz und sein Mitarbeiter Adam Schlüssler erkennen kein Motiv für die Sachbeschädigung in Speyer. Sie wollen auch keinen Zusammenhang zum Problem herstellen, dass der Ludwigshafener Franz (55), seit 2019 erster Sinto im Europäischen Parlament, in diesem Jahr vermehrt Morddrohungen erhalten habe. Er engagiere sich gegen Rechtsextremismus und Antiziganismus. „Leider erhält er regelmäßig Drohungen“, so Schlüssler. Der heute in Altlußheim lebende Franz ist gelegentlich zu Terminen in dem sonst vom Speyerer Verband genutzten Büro, Mitarbeiter Schlüssler ebenfalls.

Zur verwendeten Waffe gehen die Meinungen auseinander. Staatsanwalt Hempelmann geht eher von dem schon bei der ersten Tat angeführten spitzen Gegenstand aus, Polizistin Wymar hält diesen für ebenso denkbar wie eine Steinschleuder oder eine Luftdruckwaffe. Vor Ort seien keine Hinweise gefunden worden, die dazu Näheres verrieten.

Betroffenheit groß

Die Betroffenheit ist auch beim Speyerer Kreisverband groß. Vorstandssprecherin Jana Dreyer auf Anfrage: „Wahrscheinlich gibt es da einen Menschen, der mit unserer Politik und unserem Handeln nicht zufrieden ist und für seinen Ärger dieses Ventil wählt, statt sachlich mit uns in Dialog zu treten.“ Auch sie betont aber: Es gebe keine Drohungen und keine akute Gefährdungs- oder Bedrohungslage. Die Partei lasse sich von solch unschönen Aktionen nicht verunsichern, so Dreyer.

Bei einer Kundgebung für Opfer rechtsextremer Gewalt in Hanau: der Europaabgeordnete Romeo Franz (mit Hut). Er engagiert sich un
Bei einer Kundgebung für Opfer rechtsextremer Gewalt in Hanau: der Europaabgeordnete Romeo Franz (mit Hut). Er engagiert sich unter anderem gegen Rechtsextremismus und Antiziganismus.
August: zwei Schadstellen im Schaufenster in der Armbruststraße.
August: zwei Schadstellen im Schaufenster in der Armbruststraße.
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