Speyer Zeit für neue Herausforderungen

„Das ist wie ein großer Schatz, aus dem ich immer wieder schöpfen werde.“ So erinnert sich die frühere kommissarische Domkapellmeisterin Elke Voelker an ihre berufliche Zeit in Speyer. Die Organistin arbeitet derzeit parallel an verschiedenen künstlerischen Projekten.

16 Jahre lang wirkte die 1968 geborene Lampertheimerin in allen Aufgabenfeldern der Speyerer Dommusik mit. Nachdem sie 1995 den ersten Preis im „Internationalen Orgelwettbewerb Dom zu Speyer“ gewonnen hatte, war sie Assistentin des damaligen Domkapellmeisters Leo Krämer geworden. Darauf hatte sie ihr Studium in Kirchenmusik, Orgel, Schulmusik, Germanistik, Romanistik und Musikwissenschaft an den Universitäten in Mainz, Mannheim und Heidelberg sowie in Paris und Chicago vorbereitet. Als Krämer vor sechs Jahren in Ruhestand ging, ernannte das Domkapitel Voelker von Januar bis August 2009 zur kommissarischen Domkapellmeisterin. Zurückblickend sagt die Musikerin: „Das war eine wunderbare Zeit, die mir Unglaubliches gegeben hat.“ Für alle musikalischen Erfahrungen und Begegnungen sei sie heute sehr dankbar, weil sie alles Weitere in ihrem beruflichen Leben stets mitprägen würden. Voelkers Speyerer Tätigkeit endete damals abrupt: Das Bistum entschloss sich, in Krämers Nachfolge zwei Stellen neu zu besetzen, und ernannte nach einem langwierigen Bewerbungsverfahren Markus Melchiori zum Domkapellmeister sowie Markus Eichenlaub zum Domorganisten. Für Voelker ergab sich in den vergangenen sechs Jahren einiges Neues: So begünstigte die Entwicklung nach eigenen Angaben die Fertigstellung ihrer Dissertation an der Universität Heidelberg 2012. Thema waren der estnische Kirchenmusikreformer Rudolf Tobias und sein Oratorium „Des Jona Sendung“. Die Öffentlichkeit wisse meist gar nicht, dass sich im Baltikum erst nach 1850 klassische Musik zu entwickeln begann, sagt Voelker und fügt hinzu: „Die Komponisten dort hatten innerhalb von nur wenigen Jahrzehnten all das aufzuarbeiten, was wir über Jahrhunderte hinweg entwickelten.“ In der evangelischen Christus- und Friedensgemeinde Mannheim arbeitet sie als Kantorin und leitet die von ihr vor vier Jahren ins Leben gerufene Singschule Mannheim. „Ich lernte diese Arbeit bei der Speyerer Domsingschule kennen, und mir macht es auch hier in Mannheim riesige Freude, wie unbefangen die mittlerweile 60 Kinder an die Musik herangehen“, erzählt sie. Vor drei Jahren übernahm Voelker zusätzlich den Kirchenchor der katholischen Kirche St. Josef in Ludwigshafen-Friesenheim, der Hauskirche von Altbundeskanzler Helmut Kohl. Aktuell bereitet sie dort ein großes Benefizkonzert zum 90. Geburtstag des Altdekans Monsignore Erich Ramstetter im September vor, an dem auch der von ihr gegründete Deutsche Rotary Chor mitwirkt. Außerdem ist sie künstlerische Leiterin der internationalen Konzertreihe „Deidesheimer Musikherbst“, die in diesem Jahr vom 12. September bis zum 10. Oktober geplant ist. Im vergangenen Mai veröffentlichte sie „Volume 8“ ihrer laufenden und mehrfach ausgezeichneten Edition „Ultimate Organ Works“ mit Orgelwerken des Komponisten Sigfrid Karg-Elert. Nicht zuletzt geht die Lampertheimerin mehr als früher ihrem Interesse an Musik und Orgeln in anderen Ländern nach. Ausgedehnte Konzertreisen führten sie unter anderem nach Brasilien, Australien und Neuseeland. Durch Russland tourte sie gemeinsam mit einer Saxofonistin, und zusammen mit der Zürcher Tanzkompagnie „Somafon“ verband sie Bachs Orgelmusik mit modernem Ausdruckstanz. Auf die Reise zu einem ganz bestimmten Instrument freut sich Voelker nach eigenen Worten aber besonders: Sie möchte bald einmal die ihr noch so vertraute alte Speyerer Domorgel an deren jetzigem Standort in der polnischen Stadt Bialystok besuchen. Termin Am 20. September, 16 Uhr, gibt Elke Voelker in der Ludwigshafener Kirche St. Josef ein Geburtstags- und Benefizkonzert für die Jugendarbeit des Heinrich-Pesch-Hauses Ludwigshafen. Auf dem Programm steht „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn. Der Eintritt ist frei.

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