Speyer Zehn Geigenlehrer schwören auf die Suzuki-Methode

Jedes Kind hat das Talent, sich musikalisch auszudrücken, finden Liana Mogilerskaja (von links), Janine Zillmann und Heidi König
Jedes Kind hat das Talent, sich musikalisch auszudrücken, finden Liana Mogilerskaja (von links), Janine Zillmann und Heidi König vom Suzuki-Verbund der Metropolregion Rhein-Neckar.

Musikalität ist nicht angeboren. Davon war der japanische Violinpädagoge Shinichi Suzuki (1898 bis 1998) überzeugt. Der nach ihm benannten Lehrmethode haben sich zehn Geigenlehrer der Region verschrieben und 2017 den Förderverein Suzuki-Verbund der Metropolregion Rhein-Neckar gegründet. Sie wollen das Konzept im Unterricht etablieren.

Die Pandemie habe geplante Veranstaltungen, Projekte und Workshops ausgebremst, erklärt die stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins, Janine Zillmann, die unfreiwillig lange Pause vor dem nächsten Schritt in die Öffentlichkeit. Der steht jetzt bevor: Von Freitag, 6., bis Sonntag, 8. Juni, soll es in Altleiningen eine Suzuki-Freizeit mit Workshop für Schüler und Eltern sowie zum Abschluss ein öffentliches Konzert geben.

„Getragen wird der Verein von Pädagogen und Musikschulen“, betont Vorsitzende Liana Mogilevskaja. Die Gründer und Förderer kommen aus Dossenheim, Grünstadt, Mannheim, Remagen, Speyer und Worms. Mogilevskaja arbeitet seit mehr als zwei Jahrzehnten in der Speyerer Musikschule nach der ganzheitlichen Methode, die bereits Erfolge bei Dreijährigen verzeichnet. „Jedes Kind hat das Talent, sich musikalisch auszudrücken“, sagt die Geigenlehrerin.

In den USA weit verbreitet

Davon überzeugt hat sie ihre Tochter. Ihr hat sie vor knapp 20 Jahren nach langer Suche nach einem für kleine Kinder möglichen System das Geigenspiel nach der Suzuki-Methode beigebracht. „Heute ist sie eine tolle Bratschistin“, berichtet die Mutter. Die Amerikaner seien schon weiter bei der Verbreitung des Konzepts, betont Zillmann, die an der Mannheimer Suzuki-Schule lehrt. Demnach liegt rund 80 Prozent des Geigenunterrichts in den USA die Suzuki-Methode zugrunde.

Sie ist auf viele weitere Instrumente anzuwenden, betont Mogilevskaja. Dazu gehören Violine, Viola, Violoncello, Kontrabass, Klavier, Orgel, Flöte, Blockflöte, Trompete, Harfe, Gitarre, Mandoline und Gesang. An der Speyerer Musikschule wende auch ein Cello-Lehrer die Suzuki-Methode an. „Kinder erlernen die Sprache der Musik wie ihre Muttersprache“, beschreibt Zillmann die Suzuki-Methode, auch als Muttersprachen-Methode bekannt, in wenigen Sätzen. Sobald Kinder fähig seien zu sprechen, könnten sie auch musizieren, sagt die Geigenlehrerin. „Sie hören zu und ahmen nach. Dafür müssen sie zunächst keine Noten lernen.“

Die musiktheoretische Ausbildung komme hinzu, sobald die Schüler die Sprache der Musik beherrschten. Ausgebildete und anerkannte Suzuki-Lehrer seien damit in der Lage, musikalische Frühsterziehung in Eltern-Kind-Gruppen bereits Dreijährigen anzubieten und Erfolge zu erzielen, erklärt Mogilevskaja. Die Zwölftel-Geige der Speyerer Musikschule passt in die Hände der Kleinsten. Die Schüler erhalten wöchentlichen Einzelunterricht mit Lehrer, Kind und Elternteil. Einmal in der Woche gibt es Gruppenunterricht. Das von einem Elternteil geleitete tägliche Üben zu Hause gehört zum maßgeblichen Bestandteil der Suzuki-Methode. „Jedes Kind nach seinem Tempo“, weist Zillmann auf den individuellen Zugang hin. Eltern-Kompetenzen würden gestärkt, Kinder entwickelten die Fähigkeiten, zuzuhören und sich auf jeweils kleine Lernschritte zu konzentrieren, engagierte Pädagogen begleiteten auf dem ganzheitlichen gemeinschaftlichen, freudvollen Weg zu musikalischer Bildung.

„Gefühl für Kammermusik“

„Schüler musizieren von Anfang an miteinander“, sagt Zillmann. „Wenn sie musikalisch auf diese Weise groß werden, ergibt das ein Gefühl für Kammermusik, erklärt sie, warum Suzuki-Schüler noch als Erwachsende zusammen spielen. Auch ein Eltern-Orchester habe sich mittlerweile gebildet. Dass in Suzukis Liederheften zahlreiche deutsche Volksweisen zu finden sind, erklären die Geigenlehrerinnen damit, dass der japanische Suzuki-Methoden-Begründer mit einer deutschen Frau verheiratet gewesen sei. Im Altleininger Konzert sind deshalb Variationen des Liedes „Ein Männlein steht im Walde“ zu hören. Ein- und zweistimmig.

Info

Abschlusskonzert der Suzuki-Freizeit am Sonntag, 8. Juni, 13.30 Uhr, in der Jugendherberge Altleiningen (Burgstraße 1). Im Netz: www.suzuki-rhein-neckar.de.

Nils fragt: Was ist die Suzuki-Methode?

Geige spielen ist ganz schön schwer. Nicht nur für kleine Biber. Es gibt zwar winzige Geigen für kleine Hände, aber nur eine Möglichkeit, ein Lied zu lernen, ohne die Noten dazu lesen zu können. Das ist die Suzuki-Methode. Erfunden hat sie Shinichi Suzuki. Er war ein japanischer Geigenlehrer und ist 100 Jahre alt geworden. Mit 17 hat er mit dem Geigenspiel begonnen, es aber nie so richtig gut gekonnt. Das war dem Herrn Suzuki aber auch gar nicht so wichtig. Er wollte kleine Kinder für Musik und gemeinsames Musizieren begeistern. Kinder, die noch nicht in die Schule gehen. Sie lernen ihr Instrument so, wie sie sprechen gelernt haben: durch Zuhören und Nachmachen. Dass das funktioniert, wissen Musiklehrer schon lange. Täglich üben gehört dazu. Am Anfang nur ein paar Minuten und immer mit Mama oder Papa. Kinder lernen, wie wichtig Fleiß, Disziplin und Ehrgeiz sind, um ein Ziel zu erreichen. Das gilt fürs Musizieren und für das Leben von Menschen und Bibern. Für Shinichi Suzuki war nicht das Talent entscheidend dafür, dass Kinder die Sprache der Musik lernen. Er war ganz sicher, dass es für jedes Kind kinderleicht ist, sie zu beherrschen – jedenfalls mit der Methode, die er erfunden hat.

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