Speyer Vor Abfahrt in Ukraine: „Wissen nicht, was uns dort erwartet“

Sortieren gespendetes Verbandszeug: Helferinnen und Helfer von den Johannitern auf dem Festplatz.
Sortieren gespendetes Verbandszeug: Helferinnen und Helfer von den Johannitern auf dem Festplatz.

Im Minutentakt sind am Freitagnachmittag Speyerer und Menschen aus dem Umland auf den Festplatz gekommen, um Spenden für die Geflüchteten aus der Ukraine abzugeben. Ein Bus wird diese an die Grenze bringen und auf dem Rückweg Geflüchtete mitnehmen. Für alle Situationen wird vorgesorgt – auch für medizinische Einsätze.

Unter drei großen weißen Zelten stapeln sich nur wenige Minuten nach 13 Uhr Verbandszeug, Medikamente und warme Decken. Dutzende Helferinnen von Helfer der Speyerer Hilfsorganisationen verpacken sie in braunen Umzugskartons und verschließen sie sorgfältig. Alle sind zur Spendensammelaktion gekommen: Malteser, Technisches Hilfswerk (THW), Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und die Johanniter. Im Eingangsbereich des abgesperrten Areals auf dem Speyerer Festplatz, direkt neben dem großen Schild „Sammelstelle“, werden die ankommenden Autofahrer eingewiesen.

Im Minutentakt ziehen sie auf dem Platz ihre Kreise, halten, steigen aus, geben ihre Spenden in die Hände der Helfer. Eigentlich sollte die Aktion erst um 13 Uhr beginnen. Doch der Andrang war so groß, dass es schon früher losging.

94-Jähriger bringt Verbandszeug

„Man sieht die Bilder im Fernsehen und kann einfach nicht realisieren, dass das wirklich passiert“, sagt Silvia Hansch. Die Schwegenheimerin ist mit ihrem Mann Wolfgang auf den Festplatz gekommen und hat Verbandszeug mitgebracht. „Ich finde es toll, wie viele Helfer hier im Einsatz sind.“ Auch viele andere sind nach Speyer gekommen, um Sachspenden für die Geflüchteten aus der Ukraine abzugeben – zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Auto. Sogar Wagen mit Kennzeichen aus Bad Dürkheim, Frankenthal und Karlsruhe biegen auf den Platz ein. „Die Spendenbereitschaft ist unglaublich groß“, da sind sich alle Helferinnen und Helfer einig. „Wir sind im Herzen bei den Ukrainern“, sagt eine Speyererin, die mit ihrem 94-jährigen Vater Medikamente und Verbandszeug abgegeben hat. Er habe den Zweiten Weltkrieg miterlebt und könne sich gut vorstellen, was dort gerade in der Ukraine passiere.

Kurz vor 2 Uhr ist der Reisebus von Andreas Wydra schon gut gefüllt. Windeln, Küchenrollen, Decken, Medikamente und Verbandsmaterial sind untergebracht. Was nicht mitgenommen werden kann an die polnisch-ukrainische Grenze, landet zunächst auf großen Lastern des THW und wird dann im ehemaligen Stiftskrankenhaus zwischengelagert, bis es gebraucht wird.

20 Stunden Fahrt

Gut 18 bis 20 Stunden wird die Fahrt an die Grenzübergangsstelle Korczowa-Krakowez dauern, schätzt Wydra. Im Bus, organisiert von der Firma Gabis in Kooperation mit dem Speyerer Busunternehmen, werden dann zehn Begleitpersonen sitzen, darunter auch zwei Seelsorger. Der medizinische Berater der Stadt, Klaus-Peter Wresch, und seine Frau Cordula kommen mit einem Rettungswagen des DRK mit, auch ein Krankentransportwagen des städtischen Katastrophenschutzes schließt sich der Fahrt über 1400 Kilometer an. Kurz vor der Grenze werde es einen Zwischenstopp mit Übernachtung geben. Dort wolle man auch auf grünes Licht aus dem Flüchtlingslager warten, damit es dann schnell gehen kann: Hilfsgüter ausladen, Geflüchtete in den Bus aufnehmen und nach Speyer bringen. Etwa 30 Personen werden es wohl sein. „Wir rechnen vor allem mit Müttern und ihren Kindern und mit älteren Menschen“, sagt Bürgermeisterin Monika Kabs (CDU). Für die Rückfahrt hat Wydras Tochter sogar Kinder-DVDs eingepackt.

Ankunft in Speyer wird wohl später Sonntagabend oder Montagmorgen sein, schätzt Stadtfeuerwehrinspekteur Peter Eymann. Für die Geflüchteten geht es dann zunächst in die Jugendherberge, erklärt Kabs. Kommende Woche will die Stadt dann schauen, was gebraucht wird: private Unterkünfte, medizinische Versorgung, Plätze in Kitas oder Schulen. „In Speyer sind alle auf Stand-by.“

THW: Auch im Einsatz und belädt den Reisebus.
THW: Auch im Einsatz und belädt den Reisebus.
Helfen: Andreas Wydra und seine Lebensgefährtin.
Helfen: Andreas Wydra und seine Lebensgefährtin.
Mit dabei: Helferinnen und Helfer aller Speyerer Hilfsorganisationen.
Mit dabei: Helferinnen und Helfer aller Speyerer Hilfsorganisationen.
Drive-Thru: Aus den Autos werden die Spenden ausgeladen.
Drive-Thru: Aus den Autos werden die Spenden ausgeladen.
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