Speyer Usbekistan, Paris und die Emirate

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Kaiserslautern. Jasmin Külbs (23) ist Mitglied der aktuellen Olympiamannschaft und Bundesligakämpferin des JSV Speyer. Nun hat sie ihre alte Wirkungsstätte besucht, die Heinrich-Heine-Sporteliteschule in Kaiserslautern – im Judoanzug mit vielen glücklichen Hallos und netten Plaudereien. 2011 hat sie dort ihr Abitur bestanden.

Viel Zeit hat die Powerfrau nicht mitgebracht. Von morgen bis Samstag lauern in Taschkent (Usbekistan) schon die nächsten Gegnerinnen, die ihr beim Grand Prix ein Bein stellen wollen. Nahtlos reiht sich ein Grand Slam in Paris an. Anschließend mal durchatmen? Nicht bei Jasmin Külbs. Die Konkurrenz um die Olympiateilnahme wartet bereits in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) beim nächsten Grand-Prix. Die ehemalige Lautrer Sportschülerin ruft die Daten alle aus ihrem Gedächtnis ab, weiß, wann welcher Flieger wo abhebt, wo und wann die Waage vor dem jeweiligen Wettkampf steht. Die 23-Jährige ist Vollprofi ohne Bezahlung. Vollprofi aus Überzeugung und Lust an ihrem Sport und – noch nicht fertig mit der Auflistung der Termine. Den Grand Prix in China strich Bundestrainer Michael Bazynski aber für sein Küken im Nationalteam. So bleibt Zeit, gemeinsam mit den Speyrer Judofrauen in der Bundesligafinalrunde für Ippons zu sorgen, bevor es Ende November zum nächsten Grand Prix nach Korea und auf direktem Weg weiter nach Tokio zum abschließenden Grand Slam des Jahres. „Dann ist Weihnachten und ich bin daheim bei meiner Familie in Iggelheim“, reagiert die gebürtige Vorderpfälzerin auf die staunenden Blicke, die sich bei ihrer Auflistung ergeben. Mattenauftritte füllten auch die vergangenen Monate. Gerade holte die Schwergewichtskämpferin mit der Nationalmannschaft in Astana in Kasachstan Bronze bei der Weltmeisterschaft. Kurz zuvor nahm sie Silber bei den kontinentalen Entscheidungen in Baku (Aserbaidschan) in Empfang, um nur die letzten beiden Etappen zu nennen. Ob sie wohl im Flugzeug so zwischen allen Welten jene Auszeit nimmt, die der Körper sich ab und an einfordert? „Nicht wirklich“, gesteht sie, tatsächlich Flugangst zu haben. Judo bedeutet ihr offensichtlich wirklich viel. Es ist ihr Leben, und daran trägt die Sporteliteschule Heinrich-Heine-Gymnasium die Hauptschuld. 2007 trat in Kaiserslautern Trainer Sergio Oliveira in ihr Leben. „Ein Jahr lang haben wir uns gegenseitig gehasst“, blickt sie mit einem Augenzwinkern zurück und zitiert seinen Spruch, den sie wohl noch ihren Enkeln weitergeben wird: „Judo ist kein Ballett.“ Oliveira verordnete ihr gnadenlos hartes Training, achtete nicht nur auf blitzsaubere Judotechniken, sondern auch auf Ausdauer, Schnelligkeit und vor allem die Beweglichkeit. Oliveira formte aus ihr eine Spitzenkämpferin mit dem Willen, es bis nach oben zu schaffen. Er ebnete den Weg zur First Lady im Judo. Nach dem Abi ging Külbs als Sport-soldatin nach Köln, studiert dort mittlerweile dank eines Stipendiums an der Privatuni Medien- und Kommunikationsmanagement. Ein Vereinswechsel vom JSV Speyer, für den Külbs aber wieder in der Bundesliga kämpft, zum 1. Judoclub Zweibrücken schloss sich an. Stephan Hahn, den Zweibrücker Trainer, der ihr bereits an der Sportschule in Kaiserslautern zur Seite stand, beschreibt sie als wesentlichen Unterstützer in ihrer bisherigen Laufbahn. Ihm schenkte sie übrigens ihre erste Weltmeisterschaftsmedaille, Team-Bronze aus dem Jahr 2014. Ein Ankommen im Judo-Olymp ist extrem schwer. Nur der oder die Beste in Deutschland zu sein, das reicht nicht, nicht mal innerhalb Europas. Im Judo starten je Gewichtsklasse nur die 14 Besten der Weltrangliste im Zeichen der Ringe. Genau das ist der Grund, warum Jasmin Külbs auf allen Judomatten der Welt antritt. Ihr Traum, nach Rio de Janeiro 2016 zu reisen, scheint sich zu erfüllen. „Ausgerechnet Rio, die Heimat von Sergio“, sieht sie im Gespräch mit der RHEINPFALZ als gutes Omen an. Dass der ehemalige Olympionike sie dann begleitet, versteht sich fast von selbst.

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