Speyer Unter keinem guten Stern

Solide – aber nicht mehr: Marc Terenzi bei seinem Konzert in der Halle 101. Anderen Plänen zum Trotz blieb es bei diesem einen A
Solide – aber nicht mehr: Marc Terenzi bei seinem Konzert in der Halle 101. Anderen Plänen zum Trotz blieb es bei diesem einen Auftritt.

Wäre alles nach Plan gelaufen, wäre Marc Terenzi mit zwei Auftritten in Speyer hier vertreten gewesen. Doch schlechtes Wetter beim Rheinland-Pfalz-Tag 2006 machte dem amerikanischen Popsänger einen Strich durch die Rechnung. So blieb es bei seinem Konzert am 14. März 2006 in der zu etwa einem Drittel gefüllten Halle 101.

Kurz zuvor hatte der frühere Sänger der Boyband Natural sein Debütalbum als Solomusiker unter dem Titel „Awesome“ veröffentlicht. Die für die Tournee zuständige Künstleragentur zog im Vorfeld alle Register in Sachen Öffentlichkeitsarbeit: So sollte dem Konzert selbst eine After-Show-Party samt Autogrammstunde bis 1 Uhr folgen. Zudem warben die Veranstalter mit Andeutungen, Terenzis damalige Ehefrau, die Sängerin Sarah Connor, werde den Amerikaner auf Tournee begleiten und eventuell auch gemeinsam mit ihm auf der Bühne stehen – obwohl sie zu diesem Zeitpunkt gerade mit dem zweiten gemeinsamen Kind schwanger war und sich deshalb eigentlich für ein Jahr aus der Öffentlichkeit zurückziehen wollte. Wenig professionell: Terenzis Konzert war ursprünglich im Mannheimer Capitol vorgesehen. Das scheiterte jedoch daran, dass der Mannheimer Sänger Laith Al-Deen das Veranstaltungszentrum in der Neckarstadt für Proben zu einem Musikvideo reserviert hatte. Eine entsprechende Anfrage für Terenzi war im Internet vorschnell als Tatsache veröffentlicht und anschließend wieder gelöscht worden. In einem RHEINPFALZ-Interview vor dem Konzert verwies Terenzi selbst die Andeutungen zu seiner Frau mehr oder weniger klar ins Reich der Fabel. „Ich habe auch unseren Sohn Tyler mit dabei, und normalerweise ist Sarah im Hotel bei ihm und bringt ihn ins Bett. Sie ist auf dieser Tournee noch nicht mit mir aufgetreten, und ehrlicherweise denke ich nicht, dass sie es tun wird, da sie ja schwanger ist“, sagte der 1978 im US-Bundesstaat Massachusetts geborene Sänger. Darüber hinaus formulierte Terenzi die Hoffnung, das Publikum in seinen Konzerten werde ihn als eigenständigen Künstler akzeptieren und nicht nur als Sarah Connors Ehemann sehen. Zugleich räumte er rückblickend selbstkritisch ein, mit Aktionen des Paares wie der zuvor produzierten Fernseh-Dokusoap „Sarah & Marc in Love“ bestehe die Gefahr, das Publikum zu überfüttern. Das Konzert an einem Dienstagabend in der Halle 101 offenbarte mehr als deutlich, dass Marc Terenzi als Solokünstler nicht nur das Problem hatte, im Schatten seiner weitaus erfolgreicheren besseren Hälfte zu stehen. Wie viele andere ehemalige Teenagerlieblinge scheiterte er außerdem daran, ein erwachsenes Publikum für sich zu gewinnen. Das lag unter anderem daran, dass das erklärte Selbstverständnis des damals 27-Jährigen als Rockmusiker in der Tradition von Bon Jovi, Aerosmith, Kiss und Guns’n’Roses nicht zu seiner Darbietung auf der Bühne sowie seiner eher für Soul geeigneten Stimme passte. Terenzi bot durchaus Solides – aber eben nicht mehr. Routiniert variierten er und seine Band zwischen schnellen Stücken wie dem Auftaktsong „Heat Between The Sheets”, Midtempo und Balladen, die sie gelegentlich auch einmal gegen den Strich bürsteten. Bis zum letzten Ton blieb er freundlich, sang „Put Your Arms Around Me” aus alten Natural-Tagen als fetzigen Rocksong, ging mehrmals auf Tuchfühlung mit seinen Fans und brachte als Zugabe mit zwei Balladen Herzen zum Schmelzen. Am 20. Mai 2006 wollte Terenzi einen zweiten Anlauf nehmen: Der Amerikaner war als Hauptattraktion für den zweiten Abend des Rheinland-Pfalz-Tages im Programm des Radiosenders RPR1 auf dem Gelände des Speyerer Technik-Museums angekündigt. Doch an diesem Samstagabend erwischte es ihn knüppeldick. Ein Unwetter mit Starkregen zerstörte Ausrüstung und Instrumente seiner Begleitband. Aus Sicherheitsgründen evakuierten die Veranstalter die ganze Bühne, und Terenzis Auftritt fiel aus. Danach ging es mit der Musikerkarriere Schritt für Schritt stetig bergab: Terenzi, zwischenzeitlich von Sarah Connor geschieden, machte mit einer Gruselshow im Europa-Park Rust von sich reden. Schließlich schloss er sich einer Strippergruppe an. Erst im vergangenen Jahr begann sich das Blatt wieder etwas zu wenden: Terenzis Teilnahme und Sieg in der RTL-Show „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ verschafften ihm neue Popularität bei einer nachgewachsenen Publikumsgeneration, die teilweise gar nicht wusste, was er zuvor gemacht hatte. „Der Dschungel ist eine Chance für mich“, sagt Terenzi. Die Zeiten, in denen er vor allem mit seinem Privatleben in der Öffentlichkeit stand, sollen vorbei sein. Die Musik soll seinen Angaben zufolge wieder stärker in den Vordergrund rücken. Von heute auf morgen funktioniert das allerdings nicht: So steht Marc Terenzi heute Abend wieder mit der Strippergruppe Sixx Paxx auf der Bühne des „Megapark“ in Playa de Palma auf Mallorca. Kontakt —Jetzt sind Sie gefragt, liebe Leser: Waren Sie bei diesem Konzert dabei? Verbinden Sie eine Erinnerung mit Marc Terenzi? Und wer sollte Ihrer Meinung nach unbedingt einmal (oder vielleicht auch noch einmal) in Speyer auftreten? —Schreiben Sie uns doch mal unter der E-Mail-Adresse redspe@rheinpfalz.de unter dem Betreff „Rock’n’Roll“ oder auf Facebook. Die spannendsten Beiträge greifen wir im Laufe unserer Serie auf.

„Dschungelkönig“: Terenzi im Europa-Park Rust.
»Dschungelkönig«: Terenzi im Europa-Park Rust.
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