Speyer Suche nach neuer Führung

Die Vorstandsmitglieder des Gewerbevereins Waldsee sind frustriert und haben sich deshalb bei der Mitgliederversammlung am Donnerstagabend im Restaurant Rheinblick nicht mehr zur Wiederwahl gestellt. Andere Kandidaten fanden sich nicht, eine Lösung zeichnet sich aber ab.

Es ist paradox: Dem Gewerbeverein Waldsee geht es zwei Jahre vor dem großen Jubiläumsfest zum 100-jährigen Bestehen gut. Die Kassen sind voll, das Handwerk boomt, die Mitgliederzahl ist auf rund 100 gestiegen, die Gewerbeschauen waren erfolgreich, die vier Vorstandsmitglieder arbeiten gut zusammen. Dennoch haben sich die Vorstandsmitglieder bei der gut besuchten Mitgliederversammlung nicht mehr zur Wiederwahl gestellt, weil sie sich über die mangelnde Unterstützung der Mitglieder ärgern und die Arbeit unter diesen Umständen keinen Spaß macht. Andere Kandidaten für die Vorstandschaft fanden sich nicht, aber es zeichnet sich eine Lösung ab: Die Wahlen wurden auf Anfang kommenden Jahres verschoben. Bis dahin sollen Mitglieder gefunden werden, die sich beispielsweise in Arbeitsgruppen engagieren. Zwei Junge Frauen: Silke Heyer und Songül Yildiz, beide Gastronominnen, haben den ersten Schritt gemacht und ihre Mitarbeit zugesichert. Mit dabei ist auch wieder Marliese Klauß, ein Urgestein des Gewerbevereins. Unterstützung auf mehreren Ebenen hat auch Liliana Gatterer, Präsidentin des Bunds der Selbstständigen (BdS) Rheinland-Pfalz und Saarland zugesichert. Vorausgegangen waren Berichte der amtierenden Vorstandschaft, die nachdenklich stimmten. Vorsitzender Frank Hoecker beklagte die mangelnde Resonanz der Mitglieder und nannte Beispiele: Nur 40 von 100 Mitgliedern hätten überhaupt auf die Einladung zur Mitgliederversammlung geantwortet. Immer wieder komme es vor, dass geänderte Bankverbindungen nicht mitgeteilt würden, was zu viel Ärger führe. Für die geplante Leistungsschau 2019 hätten sich acht Betriebe angemeldet. „Ich bin mir sicher, dass wir die Halle vollgekriegt hätten, aber erst zwei Tage davor“, sagte er. So funktioniere das nicht, man müsse planen. Er wünschte sich ein Gremium, dass die Aufgabe der Organisation einer Leistungsschau unter sich aufteile. Er selbst stehe als Vorstand aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Schriftführer Peter Breuninger machte seinem Ärger mit drastischeren Worten Luft: Er habe beispielsweise die Daten der Mitglieder aktualisieren wollen. Dazu habe er nach dem Datum der Betriebsgründung gefragt. „Wenn ich die Leute drei Mal anschreibe und immer noch keine Antwort bekomme, dann zeugt das von keiner guten Kinderstube.“ Außerdem führte er die Gewerbevereinszeitung an. „Wir bieten den Mitgliedern an, dass sie kostenlos Artikel einstellen können, aber wir bekommen die Seiten nicht voll. Das ist echt traurig.“ Finanziell stehe der Verein gut da, erklärte Kassier Michael Ansorg. Trotz Leistungsschau habe der Verein im vergangenen Jahr rund 3000 Euro Gewinn gemacht. Nach diesen klaren Worten herrschte kurz betretenes Schweigen, dann aber entspann sich eine Diskussion. Am liebsten wäre es den Mitgliedern gewesen, wenn der Vorstand sich doch noch breitschlagen lassen hätte. Hoecker und Ansorg sicherten auch ihre Mitarbeit zu, aber eben nicht mehr so wie bisher. Nun sollen die Mitglieder über die Situation noch einmal informiert werden. Das wird Liliana Gatterer vom Bund der Selbstständigen in den nächsten Tagen übernehmen. Der Vorstand, der noch bis zur nächsten Mitgliederversammlung im Amt bleibt, hofft, dass weitere Mitglieder dem Beispiel der Frauen folgen und in der Vorstandschaft oder in Arbeitsgruppen mitarbeiten.

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