Speyer Stauden statt Fleisch

91-87737814.jpg

„Es war wie ein Blitzschlag.“ So beschreibt Michael Hildenbrand aus Limburgerhof das Gefühl, mit dem er die Staudengärtnerei Kirschenlohr in Speyer zum ersten Mal betreten hat. Mit 47 Jahren glaubt er endlich seine Berufung gefunden zu haben: Er hat seine Ausbildung bei dem Betrieb abgeschlossen und ist in Flonheim als Landesbester in der Kategorie „Gärtner im Erwerbsgartenbau“ ausgezeichnet worden.

Seitdem er bewusst denken kann, interessieren Michael Hildenbrand Botanik und Pflanzen. Ein Schlüsselerlebnis sei ein Besuch im Botanischen Garten in Heidelberg gewesen, erzählt er. Damals war er 19 Jahre alt. „Am Eingang stand ein Baum und ich dachte mir: Eines Tages besitze ich so eine Pflanze. Heute ist es nicht bei einer geblieben“, sagt Hildenbrand. Dem Realschulabschluss folgte eine Ausbildung zum Fleischer und zum Fleischermeister. Er war „Betriebswirt des Handwerks“ und erlangte die Fachhochschulreife. Änderungen bei seinem bisherigen Arbeitgeber hätten ihn aber zum Jobwechsel veranlasst: „Sie waren mit meiner Arbeit der vergangenen acht Jahre nicht mehr vereinbar. Eine Arbeit, bei der ich nicht mit Herz und Verstand dabei bin, hätte ich nicht weitermachen können.“ 2014 fand Hildenbrand dann „per Zufall“ seinen neuen Job. „Meine Nichten hatten eine Theateraufführung in Speyer, danach hatte meine Schwester vorgeschlagen zu Kirschenlohr zu gehen, und mein Lebensgefährte hatte dann die Idee nach einer Ausbildung zu fragen.“ Danach sei alles ganz schnell gegangen: Nachdem er im September 2014 zunächst im Garten- und Landschaftsbau angefangen hatte, wechselte er im Mai 2015 die Fachrichtung zum Staudengärtner. „Es war für mich die beste Entscheidung“, sagt er. „Je mehr man in die Materie eindringt, desto faszinierender ist es.“ Jeden Tag komme etwas auf ihn zu, was er vorher noch nicht gesehen habe. „Michael ist sehr engagiert und war wissbegierig vom ersten Tag. Bis heute vergeht kein Tag, an dem er mir keine neuen Fragen stellt“, lobt ihn Firmenchef Andreas Kirschenlohr. „Der Durst nach Wissen hebt Michael von der Masse ab. Er stellt Fragen, die ein gewöhnlicher Azubi nicht stellt.“ Der Angesprochene gibt das Kompliment zurückt: „Ich habe Andreas sehr viel zu verdanken und großes Glück, dass er mich in meinem Alter aufgenommen hat. Das ist nicht selbstverständlich.“ Auch zu seinem privaten Umfeld hat der Pfälzer ein enges Verhältnis. „Ich bin froh, dass ich Menschen habe, die zu mir stehen. Meine Familie und mein Lebenspartner haben mich immer unterstützt. Wären sie nicht dagewesen, hätte ich keine weitere Ausbildung gemacht.“ Er habe sich in den vergangenen Jahren zum Familienmensch entwickelt. Seine Freizeit verbringt der Preisgekrönte – im Garten. „Viele sagen, dass ich verrückt bin, aber mein Garten macht mich glücklich“, berichtet er. Außerdem wolle er jetzt, nach den Prüfungen, wieder mehr lesen. „Ich genieße es sehr, Menschen um mich herum zu haben und freue mich immer über Besuch“, so Hildenbrand. Die Note 1,38 war es schließlich, mit der Hildenbrand zum landesweit besten Neu-Gärtner im Erwerbsgartenbau wurde. „Vor der Prüfung hatte ich extrem Angst, und der Anspruch an mich selbst war sehr hoch“, berichtet er. Dass er zu den guten Schülern gehört, habe er sich gedacht, „dass es so gut ausfällt, war dann aber schon erstaunlich“. Jetzt wolle er noch den Meister machen: „Ich denke, ich habe meine Berufung hier gefunden.“ Kontakt Gärtnerei Kirschenlohr, In der Haingereut 3, Speyer, Telefon 06232 77433, im Netz: www.stauden-kirschenlohr.de

x