Speyer Seherische Fähigkeiten beim Brezelfest

Pausiert: der Brezelbu, Symbolfigur des Brezelfests.
Pausiert: der Brezelbu, Symbolfigur des Brezelfests.

„Als vor einigen Tagen in allen Briefkästen in allen Häusern der Stadt das bunte Brezelfestprogramm steckte, als die Spaziergänger zur Brücke und zum Domgarten sahen, wie auf dem Festplatz langsam die Kulisse zum großen Fest der Speyerer Bürgerfamilie wuchs, Hand aufs Herz! – wem wurde nicht dieses Speyerer Herz warm bei dem nun auf einmal wieder so gegenwärtigen Gedanken an das Speyerer Brezelfest?“

Nein, liebe Corona-Zeitgenossen, wir wollen euch nicht auf den Arm nehmen! So schwärmerisch beginnt zwar der Leitartikel zur Sonderbeilage der RHEINPFALZ „Speyerer Brezelfest“. Jedoch der von 1957, von dem der Redaktion jetzt ein Ausschnitt aus dem Nachlass einer Speyererin auf den Schreibtisch flatterte. Der Schreiber hatte fast seherische Fähigkeiten: „Was wäre, wenn einmal ein Juli vorüberginge ohne festlich geschmückte Straßen, ohne die vom Sommerwind in die Stadt getragenen Musikfetzen und Düfte aus dem Getriebe des Vergnügungsparks am Rhein, ohne Festzug und Gäste und schäumende Steinkrüge unter den schattenden Bäumen und unter Zeltdächern?“

Was vor 63 Jahren undenkbar erschien, wird 2020 traurige Wahrheit. Ein unsichtbarer winziger Feind vermasselt den Speyerern und ihren Gästen die Feierlust und Lebensfreude. Aber auch für diese triste Lage gilt das Prinzip Hoffnung. Auch den Speyerern wird gewiss einmal wieder das Herz aufgehen, wie dem Chronisten von 1957, der im Rückblick auf das Vorjahr schwelgte: „Als wir die Fahnen in der schönen Hauptstraße Speyers sahen und aus den Gesichtern von Tausenden Speyerer Bürgern die Festesfreude lasen ...“

So lange werden es die Herzensspeyerer wohl mit dem Schweizer Musiker Hazy Osterwald zu halten haben: „Der Fahrstuhl nach oben ist besetzt, Sie müssen warten!“

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