Heidelberg Rossinis „Barbiere“ am Theater

Don Basilio führt den Reigen an: Szene aus dem zweiten Akt von Rossinis Oper mit von links Doktor Bartolo (Stefan Stoll), Figaro
Don Basilio führt den Reigen an: Szene aus dem zweiten Akt von Rossinis Oper mit von links Doktor Bartolo (Stefan Stoll), Figaro (Ipca Ramanovic), Rosina (Katarina Morfa), Graf Almaviva (João Terleira) und Kammersänger Wilfried Staber als Basilio.

Es ist eine Produktion mit Kultpotenzial: Gioachino Rossinis Opera buffa „Il barbiere di Siviglia“ am Theater in Heidelberg. Zwei Mal ist sie noch im Juni und Juli zu sehen.

Diese Oper ist eine verdammt lustige Sache, bei der die komischen Situationen nicht selten bis ins Absurde gesteigert werden. Dabei war die Uraufführung von Gioachino Rossinis Opera buffa „Il barbiere di Siviglia“ nach dem Schauspiel von Beaumarchais 1816 in Rom bekanntlich aus ganz unterschiedlichen Gründen ein Fiasko. Der Komponist blieb deshalb der zweiten Vorstellung fern – und wurde schließlich vom Triumphzug des begeisterten Publikums in seiner Unterkunft überrascht. Die Begeisterung für dieses Meisterwerk des komischen Musiktheaters hat in über 200 Jahren nie mehr nachgelassen. Sie ist auch jetzt bei der Neuproduktion am Theater in Heidelberg zu erleben, wo schon Karten für den kommenden Winter verkauft werden.

Die Inszenierung von Inga Levant in Bühnenbild und Kostümen von Petra Korink ist aber auch eine köstliche Sache, die aus dem Stück ein absurdes Theater der besonderen Art macht. War eine erste Arbeit der Regisseurin zum „Barbiere“ am Theater in Braunschweig in Corona-Zeiten noch eine Aktion auf Abstand, so gibt es jetzt am Theater in Heidelberg keine solchen Hemmnisse mehr. Entsprechend geht Inga Levant sozusagen in die Vollen und lässt ihrer Fantasie und ihren Bildideen freien Lauf.

Poppig und comicartig

Hier nach dem Symbolgehalt der Bilder oder einer inneren Logik des Geschehens zu fragen, wäre in erster Instanz unangebracht. Es gibt schlicht einen Gag nach dem anderen und eine schräge Übertreibung nach der nächsten. Die Bühnenbilder sind poppig und comicartig, die Kostüme auch reich an quietschbuntem Design. Deutlich zu merken ist die Vorliebe des Regieteams für die Tierwelt, so wenn Almaviva im zweiten Akt als Insekt im Hause Doktor Bartolos als falscher Musikus auftaucht oder Bären, Flamingos und andere stumme Kreaturen die Bühne bevölkern.

Doch irgendwie ist dieses Abbild einer verrückten Welt natürlich schon auch der Reflex einer aus den Fugen geratenen Weltordnung – und damit ein Tanz auf dem Vulkan und ein Vergnügen am Abgrund.

Ein quicklebendiger Figaro mit gepflegtem, aber auch kraftvollem Bariton ist Ipca Ramanovic. Den Grafen Almaviva singt mit hellem und beweglichem Tenor João Terleira, der zum Glück auch seine große Arie kurz vor Schluss singen darf. Rosina wird von Katarina Morfa mit kessem Charme und perlenden Koloraturen ausgestattet. Mit komödiantischen Profil agiert Stefan Stoll als Doktor Bartolo. Eine grandiose Nummer steuert Kammersänger Wilfried Staber als Musikmeister Don Basilio bei, der für das spanische Kolorit und herrlichen überdrehten Spaß sorgt. Auch Nelly Palmer bringt als Berta gehörig Witz in die Inszenierung.

Spritzige Wiedergabe

In der von mir besuchten Vorstellung dirigierte mit Mino Marani einer der Drei aus der Endrunde um den Posten des Generalmusikdirektors (die anderen sind Diego Martin-Etxebarria und Kapellmeisterin Yura Yang vom Badischen Staatstheater Karlsruhe). Mino Marani machte seine Sache sicher und klar und sorgte für viel zündende Impulse und eine spritzige Wiedergabe von Rossinis Musik.

Termine

Rossini, „Il Barbiere di Siviglia“, am Theater Heidelberg am 3. Juni und 7. Juli, 23. und 30. Dezember sowie 14. Januar. Karten unter 06221 5820 000 oder www.theaterheidelberg.de.

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