Speyer Regensburger Domspatzen zu Gast
Sie kamen eigens für dieses Konzert im Dom nach Speyer gereist: die Regensburger Domspatzen, der Kathedralchor in der Welterbestadt an der Donau, der auf eine über 1000-jährige Geschichte zurückblicken kann.
Bei den Internationalen Musiktagen Dom zu Speyer, die heuer unter dem Thema „Lux – Licht“ stehen, bot der Chor unter dem seit 2019 amtierenden Regensburger Domkapellmeister Christian Heiß sein Programm „Lux et Vita“ (Licht und Leben), das den Bogen von der klassischen Vokalpolyphonie bis zur Gegenwart spannt, ja in einigen Teilen auch kurze gregorianische Einwürfe hat. Das Chor sang alle Stücke unbegleitet, also a capella, ganz auf die Tragfähigkeit und Modulationskraft der Stimmen ausgerichtet.
Warmer und voller Klang
im ersten Stück des Renaissance-Meisters Thomas Tallis war dabei ein wunderbar warmer und voller Klang zu erleben, der dann in allen Stücken die Basis bildete und den Dom in großer Pracht tönend erfüllte.
Allein, dieser sagenhafte Ton war bei den Regensburgern unter der klaren, genauen und animierenden Leitung von Christian Heiß in keiner Phase Selbstzweck. Er war immer ein Mittel zu einem bewegenden musikalischen Ausdruck. Und das war dann auch das wesentliche Faszinosum dieses einzigartigen Chorkonzerts: Bei den Domspatzen wurde Klang zu einem unbedingten Ausdrucksmittel und war immer bezogen auf das Wort und seinen Sinn.
Das zeigte sich beispielhaft in der Vertonung des Psalm 2 „Warum toben die Heiden“ aus op. 78 von Felix Mendelssohn, der unter Leitung von Christian Heiß eine gewaltige Intensität entfaltete und wie ein geistliches Drama wirkte. Auch in des Chorleiters eigenem Werk „Ich will dir singen“ nach Psalm 104 waren die Schattierung des Tons, die Fülle der Farben und der dynamischen Nuancen bei dem Chor ganz immens und schier atemberaubend. In James MacMillans „O Radiant Dawn“ hatte das Wort „come“ (gemeint ist das Kommen des göttlichen Lichts) immer wieder einen anderen, eigenen Klang.
Zeitlose Chorkunst
Natürlich war die Durchdringung des Satzes in den Werken von Tallis, de Victoria oder Palestrina exzellent, hatten die Sänger auch bei den bewegten Figuren der barocken Sätze von Alessandro Scarlatti, Schein oder Pachelbel nicht die geringste Mühe.
Immer standen die Regensburger Domspatzen mit ihrem Vortragsstil so für eine wahrlich zeitlose Chorkunst ein. Das zeigt ihre Universalität. Dabei gehören sie – wie zahlreiche hochrangige Aufnahmen belegen – auf ihre Art auch zu den Pionieren der historischen Aufführungspraxis. Ihr „Lux et Vita“-Programm aber ist ebenso vielseitig wie überzeitlich: in der theologischen Aussage, aber eben auch in der Vergegenwärtigung der Botschaft in Musik. Ob Renaissance, Barock, Romantik oder Moderne: So unterschiedlich auch die Tonsprache war, so konsequent und auf den Punkt gebracht war der klingende Ausdruck, so dass in dem Speyerer Konzert ein jedes Stück auf seine Weise eine ganz große Wirkung machte.
Auch dem Jubilar Max Reger war mit seinem Morgengesang ein Programmpunkt gewidmet. Es geht auch in diesem Chorsatz um das himmlische Licht. Wie der Chor hier in großer Fülle und Individualität des Klangs die Musik zum Leuchten brachte: Das war tief berührend.
Abendlied als Zugabe
Der Dom war voll besetzt zu diesem Konzert, das Publikum nach knapp 90 Minuten begeistert. Als Zugabe sangen die Regensburger Domspatzen das Abendlied „Bleib bei uns Herr“ von Josef Gabriel Rheinberger.
