Speyer Neuhofen entscheidet die Wahl

Es war knapp am 25. Mai. Am Ende haben Otto Reiland lediglich ein paar Stimmen gefehlt, um den Sack schon im ersten Wahldurchgang zuzumachen. Doch der Christdemokrat erreichte bei der Wahl zum Bürgermeister der neuen Verbandsgemeinde Waldsee „nur“ 49 Prozent. Jürgen Jacob (parteilos) bekam die zweitmeisten Stimmen. 33,7 Prozent standen nach der Auszählung hinter dem Namen des Altriper Bürgermeisters. Der dritte Bewerber, Andreas Seibert (SPD), erhielt 17,3 Prozent der Stimmen. Die Folge: eine Stichwahl zwischen Jacob und Reiland am Pfingstsonntag.

Und da ist der Christdemokrat Reiland ob des Ergebnisses des ersten Wahlgangs automatisch der Favorit. Oder doch nicht? Die beiden Kontrahenten wollen so weit jedenfalls nicht gehen, sehen keinen klaren Favoriten oder Außenseiter. „Die Karten werden neu gemischt“, sagen die beiden. Jacob selbst sieht sich nicht als Außenseiter. „Das wäre, wenn einer von uns drei unter ferner liefen gelandet wäre. Ist aber keiner“, sagt der Altriper. Und Reiland sei auch nicht automatisch der Favorit – trotz der 49 Prozent vom 25. Mai. Jacob denkt konkret an den Wahlkampf vor über zehn Jahren, als es um das Bürgermeisteramt in Altrip ging. Da habe man ihm vor der Stichwahl gegen Wolfgang Kühn (SPD) kaum Chancen eingeräumt. Jacob hat damals gewonnen. Und auch Otto Reiland, der vor eineinhalb Wochen als Waldseer Ortsbürgermeister bestätigt wurde, sieht sich nicht zwingend im Vorteil. Die 49 Prozent aus dem ersten Wahlgang seien eine gute Ausgangsbasis. „Doch am Sonntag gibt es einen komplett neuen Wahlgang. Und wenn dann die, die mich Ende Mai gewählt haben, das noch mal tun, ist das sehr gut“, sagt Reiland. 5767 Stimmen gab es für Reiland. 3962 Wähler machten ihr Kreuzchen bei Jacob. Die Ergebnisse in den jeweiligen Ortsgemeinden waren eindeutig. Die Altriper votierten für ihren Rathauschef. Die Waldseer und Otterstadter entschieden sich klar für den Mann, der seit 30 Jahren die Geschicke der Verbandsgemeinde lenkt. Und so sind sich beide einig, dass die Entscheidung am Sonntag in Neuhofen fallen wird. Reiland kam hier im ersten Wahlgang auf 1516 Stimmen (45,6 Prozent), Jacob auf 467 (14 Prozent). 1343 mal votierten die Bürger für den ortsansässigen Kandidaten Andreas Seibert. Er hat im RHEINPFALZ-Gespräch angekündigt, dass es von Seiten der Sozialdemokraten aus wohl keine Wahlempfehlung geben werde, die Sozialdemokraten wollten sich gestern Abend nocheinmal darüber beraten. Die entscheidende und spannende Frage lautet also für Reiland und Jacob: Bei wem machen die Neuhofener ihre Kreuzchen diesmal? Groß in den Wahlkampf sind weder Reiland noch Jacob noch mal eingestiegen. Jeder ziert mit seinem Konterfei jeweils eine Seite im Neuhofener Amtsblatt. Dazu will jeder noch Flyer verteilen. Das war’s. „Mehr kann man auch nicht machen“, sagt Jürgen Jacob. Und auch Otto Reiland ist der Überzeugung, dass sich die Leute ihre Meinung bereits gebildet haben. Hauptbestreben der beiden ist es daher, die Leute überhaupt zu zum Gang an die Urnen zu bewegen. Insgesamt lag die Wahlbeteiligung am 25. Mai bei 61,1 Prozent. Den Top-Wert bei den einzelnen Ortsgemeinden erreichte Otterstadt mit 69,7 Prozent. Schlusslicht war Neuhofen mit 56,9 Prozent Wahlbeteiligung. Nervös oder gar angespannt seien sie nicht, geben Reiland und Jacob zu Protokoll. „Ich bin ganz entspannt. Ich wundere mich über mich selbst. Ich glaube, meine Frau ist nervöser als ich“, sagt Jürgen Jacob. Otto Reiland beschreibt sich selbst als „ruhigen Menschen“. Und in Sachen Wahlen ist er ja erfahren: Viermal ging es um das Amt des Waldseer Ortsbürgermeisters, fünfmal um den Verbandsbürgermeisterposten. Zweimal entschied dabei der Verbandsgemeinderat, dreimal gab es eine Direktwahl. Die Ergebnisse laufen auch diesmal wieder im Waldseer Rathaus zusammen. Reiland rechnet damit, dass gegen 18.30 Uhr ein Ergebnis feststehen wird. Aufeinandertreffen werden die beiden Kontrahenten dort aber aller Voraussicht nach nicht. Jacob hat angekündigt, dass er auch diesen Wahlabend im Altriper Regino-Zentrum verbringen wird. Aus dem Weg gehe er Reiland aber nicht. „Ich mache es aus Verbundenheit zur Gemeinde und den Mitarbeitern.“ Reiland sieht das gelassen: „Das muss Jacob selbst entscheiden.“ (tc)

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