Speyer Musikalische Weltreise

Im Harthausener Tabakschuppen ist am Sonntag in einer Matinee Caterina Valente zu hören gewesen – nicht direkt, aber die Sängerin „Bo“ Schmich war mit ihrer Band und einem zweistündigen Programm voller Valente-Hits durchaus ein würdiger Ersatz, zumal die Stimmen große Ähnlichkeit hatten.

In den 50er-Jahren wurde Caterina Valente, die in Paris geboren ist und Italienerin war, zum deutschen Star und blieb es für Jahrzehnte, parallel zu ihrer internationalen Karriere. In ihren Schlagern und Musikfilmen befriedigte sie die nach dem Krieg in Deutschland aufkommende Lust nach Urlaubsreisen in ferne, auch gerne exotische Länder. So lag am Sonntag in Harthausen beim Kultur- und Heimatverein nicht einfach nur Musik in der Luft, so der Name des Programms, sondern auch Fernweh, Urlaubssehnsucht und viel Nostalgie. Auch der Jazz kam nicht zu kurz, speziell der Latin Jazz mit Bossa Nova und Samba. Was nicht alle wissen: Caterina Valente war eine ausgezeichnete Jazzsängerin, und „Bo“ Schmich ist ebenfalls eigentlich eine sehr gute Jazzsängerin. Mit „Bonjour Kathrin“, dem Eröffnungslied einer der Fernsehshows von Valente, ging es los, und nach und nach von der Insel zum Wegträumen („Wo meine Sonne scheint“) nach Mexiko, wo in „Tipitipitipso“ der Räuber Coco Fernandez sein Unwesen trieb, von dort nach Frankreich mit einem Medley aus „Ganz Paris träumt von der Liebe“, „C`est si bon“ und „Eine Frau aus Paris ist geboren für die Liebe“. Von dort ging die Reise weiter nach Spanien mit „Malaguena“, nach Brasilien, nach Kuba, nach der Pause mit „Granada“ wieder nach Spanien, von dort nach Italien und mit „Speedy Gonzales“ schließlich wieder nach Mexiko. Und der „Itsi-bitsi-teeny-weeny-Honolulu-Strandbikini“ war auch dabei, geklebt auf zwei Tafeln für Ober- und Unterteil. Den zog „Bo“ Schmich nicht an, aber sonst unterstützte sie die Hits mit zahlreichen Requisiten, vom Sombrero über das Pariser Hütchen, die Hawaii-Blumenkette, bis zur Kapitänsmütze bei „Ein Schiff wird kommen“. Und das „Traumboot der Liebe“ erforderte ein Paddel zum Rudern. Ihre drei Männer – Hans Joachim Grieb am Bass, der mit der Tuba auch eine Schiffssirene erklingen lassen konnte, Josef Zahs an der Gitarre und Jochen Wörner am Schlagzeug, und alle drei als Backgroundsänger – bekamen manchmal was ab von den Verkleidungen. So viele Länder und Sprachen, das erforderte viele verschiedene Akzente beim Ansagen, am schönsten war Hans Joachim Griebs Auftritt als Peter Alexander mit Wiener Akzent, der seinerseits Hans Moser imitierte. Musikalische Höhepunkte waren die Jazz-Interpretationen, Bossa Nova mit dem „Girl von Ipanema“, Samba mit „Black Orpheus“ von Sergio Mendes und einer großartigen Bossa-Nova-Version von „Somewhere over the Rainbow“. Auch die Zuschauer hatten zu tun: Die meisten Songs konnten sie mitsingen, und so dicht bei den Künstlern gab es oft Kontakt, etwa musste der Bogen des Kontrabasses aufgelesen werden, Komplimente an die Sängerin kamen schon mal aus der ersten Reihe.

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