Speyer Mission erfüllt

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Landau

. Matthias Schmauder hadert mit seiner Dienstbezeichnung. War er bisher Geschäftsführer des Großprojekts Gartenschau und nach eigener Einschätzung in Landau „bekannt wie ein bunter Hund“, so ist er jetzt Liquidator – „so heißt das leider“. Sprich: Er muss zusammen mit Gönul Kuru aus der Kämmerei der Stadtverwaltung die 2010 gegründete Projektgesellschaft „abwickeln“. Im Verwaltungssitz in der Georg-Friedrich-Dentzel-Straße 1 am Südpark stehen die Büros leer, Schmauder ist mit zwei Mitarbeitern der letzte Offizielle. In Kürze wird der Entsorgungs- und Wirtschaftsbetrieb (EWL) hier einziehen. Ähnlich kahl sieht das ehemalige Estienne & Foch-Kasernenareal auf einer Luftaufnahme aus, die in seinem Büro an der Wand hängt. Der Blick aus dem Fenster bietet ein anderes Bild. „Die, die hier gebaut haben oder bauen, haben eine neue Heimat gefunden“, ist Schmauder überzeugt. Die Landauer schwärmen in die Grünflächen aus, ebenso wie Jugendliche mit Begeisterung die Skateranlage und Sportler die neuen Einrichtungen nutzen, die beim Wohnpark am Ebenberg angelegt worden sind, von der Sporthalle bis zum Kunstrasenplatz. „Das war unser Ziel, und das ist absolut gelungen“, sagt der studierte Landschaftsarchitekt und Sachverständige. Die sechs Monate dauernde Großveranstaltung hat der Südpfalz insgesamt genutzt, ihren Bekanntheitsgrad weiter gesteigert, ist er überzeugt. Am 3. Juli lädt der alte und neue Freundeskreis, der sich nun „Blühendes Landau“ nennt (wir berichteten) zum ersten Nach-Gartenschau-Fest in den Südpark ein. Das ehrenamtliche Engagement war „eine Wucht,“ findet der 50-Jährige. Er selbst hat nach 20 Jahren in Gartenschau-Verantwortung im Land eine neue berufliche Heimat im Mainzer Landschaftsarchitekturbüro Bierbaum und Aichele in Mainz gefunden. Sein neuer Arbeitgeber wird nicht nur die Bahnhofsvorplätze in Neustadt und Heidelberg neu gestalten, sondern auch an der Konversion der Taylor-Barracks in Mannheim arbeiten. Um einen Beitrag zu einer Gartenschau in Baden-Württemberg hat sich das Büro ebenfalls beworben. Schmauder hält Landesgartenschauen keineswegs für ein Auslaufmodell. Das habe auch schon die neue Landesregierung klar gemacht. Die Schauen könnten viel Positives für eine Stadt bewegen. Ob sie die bisherige Größe haben müssten, darüber könne man diskutieren. Und vielleicht müsse es auch mal um Abriss und Renaturierung gehen, anstatt den umgekehrten Weg zu beschreiten. „Es gibt noch viele Städte, denen ich eine Gartenschau wünschen würde.“ Idar-Oberstein wäre so ein Ort, der einen kräftigen Schub gebrauchen könnte, sagt er. Wohlwissend, dass sich die Nahestadt nicht beworben hat, doch zu konkreten Fällen mag er sich partout nicht äußern. „Ich habe es durchgestanden“, sagt er heute nicht ohne Stolz. Und meint damit sowohl die als ergebnislos eingestellten Ermittlungsverfahren wegen angeblicher Vergabeverstöße in Trier und Bingen als auch die Probleme mit dem Rechnungshof in Landau. Die größte Herausforderung in seinem Berufsleben war jedoch die Verschiebung der Gartenschau um ein Jahr aufgrund der fehlenden Kampfmittelfreiheit. Organisatorisches wie die deswegen erforderliche Kurzarbeit und Arbeitskontenregelungen haben ihm und seinem Team viel abverlangt und viele Kräfte gebunden. „Ich wäre an manches gerne noch kreativer rangegangen“, sagt Schmauder heute – aber das ging dann nicht mehr. Sein persönlicher Lieblings- und Rückzugsort ist der Bachgarten, auch wenn nicht nur dort das Unkraut derzeit meterhoch steht. Dass die ehemalige Panzerhalle, die nicht zuletzt aufgrund seiner Fürsprache zur Blumenhalle wurde, noch steht, freut ihn. Ob das so bleibt, wird er aus der Ferne beobachten. Wenn es nach Schmauder gegangen wäre, wäre auch die Wäscherei, in der sich das Grüne Klassenzimmer befand, nicht abgerissen worden. Zwei Remisen im östlichen Gleisbogen – an einer ist erst kürzlich eine Baugruppe gescheitert – hätte er dagegen aufgegeben. Den Prozess der weiteren Stadtentwicklung Landaus hält Schmauder für den richtigen Weg. Ob die Initiative „Landau baut Zukunft“ das richtige Werkzeug für die weitere Entwicklung ist, „kann ich nicht beurteilen“. Was bei Schmauder bisweilen auch heißt, dass er sich nicht den Mund verbrennen will. Aber dann lässt er sich doch noch entlocken, dass Landau vorsichtig sein müsse, weil es ganz stark von Weinbau und Tourismus lebe. Und dass eine weitere Konzentration der Bevölkerung in Ballungszentren wie dem Rheingraben nicht zu Lasten von Regionen wie Pirmasens gehen dürfe. Aber „da ist die Landesregierung gefordert“. Ganz abgeschlossen hat Schmauder mit Landau noch nicht. Seine Eigentumswohnung gleich neben dem Gartenschauareal im Philosophengarten hat er vermietet, aber als Altersruhesitz „wäre das eine Option“. Die Lebensfreude, der Genuss, die Menschen, Vegetation und Landschaft haben ihn in ihren Bann geschlagen. „Hier lebt es sich gut“, sagt Schmauder.

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