Speyer Langer Atem

Produzieren nicht nur Strom, sondern auch Einnahmen für die Gemeinde: die Hatzenbühler Windkraftanlagen (Blick von Hayna).
Produzieren nicht nur Strom, sondern auch Einnahmen für die Gemeinde: die Hatzenbühler Windkraftanlagen (Blick von Hayna).

Seit mehreren Wochen produzieren alle fünf Windräder der Windkraftanlage Hatzenbühl an windigen Tagen Strom, decken mit ihrer jährlichen Produktion von rund 30 Millionen Kilowattstunden den Elektrizitätsbedarf von 8.600 Einfamilienhäusern.

Offiziell eingeweiht wurde die Anlage am Samstag mit einem öffentlichen Windparkfest vor dem Windrad „HZ 2“, dessen Rotoren aufgrund von Sicherheitsvorschriften während der Feier still standen. Die anderen vier Anlagen drehten ihre drei Windflügel in einer Nabenhöhe von 149 Metern im kräftigem Sommerwind. Die Festredner berichteten den geladenen Gästen und vielen Bürgern über die mehr als fünf Jahre dauernde Entstehung der Windkraftanlage. Das Projekt wurde im Mai 2012 dem Verbandsgemeinderat Jockgrim und bald darauf auch dem Gemeinderat Hatzenbühl vorgestellt, erinnerte sich Wolfgang Bühring, Geschäftsführer der Stadtwerke Speyer. Dieser Betrieb gründete mit der WEAG Future Energies AG eine eigene GmbH, mit dem Ziel, den Hatzenbühler Windpark zu errichten. Bürgermeister Uwe Schwind schilderte einige der Hindernisse, die bis zum erfolgreichen Start der Anlagen aus dem Weg geräumt werden mussten. „Dazu brauchten wir einen langen Atem“, denn mehr als 200 Grundstückseigentümer mussten dem Vertrag zustimmen, der die Nutzung der 93 Hektar großen Fläche rund um die Windräder langfristig regelte. Den größten Grundstückanteil hat die Ortsgemeinde, die damit langfristig, mindestens 20 bis 25 Jahre Einnahmen erwirtschaften kann, so Ortsbeigeordneter Paul Rohatyn. Lutz Gubernator, Geschäftsführer der WEAG Futur Energies AG, betonte, dass das Hatzenbühler Projekt von Anfang an als Bürger-Windpark konzipiert wurde, an dem alle Grundstückseigentümer partizipieren. Die Ortsgemeinde erhalte während der geplanten Laufzeit rund 6,3 Millionen Pacht und rund 1,4 Millionen Gewerbesteuer. Die bisher erzeugten Strommengen liegen mindestens so hoch wie erwartet. So habe die erste Anlage bis heute schon drei Millionen Kilowattstunden Strom produziert, erläuterte Gubernator. Dietmar Seefeldt, Kreisbeigeordneter des Landkreises Germersheim, bekam spontanen Applaus, als er das Fazit zog: „Wir schauen lieber auf Windräder als auf Kühltürme eines Atomkraftwerkes.“ Groß war der Andrang, als das Erdgeschoss von „HZ 2“ besichtigt werden konnte. Die Projektleiterin Jeannine Joffre stellte die einzelnen Bauphasen vor. Als Fundament-Basis wurden 42 Betonpfähle von zehn Metern Länge in den Boden getrieben. Rund 1250 Kubikmeter Beton wurden gebraucht, das sind 3000 Tonnen, die mit 100 Betonmischern pro Tag gebracht wurden. Der Turm, auf dessen Spitze die Gondel aufgesetzt wurde, wurde in Einzelteilen geliefert; die Ringe am Boden wurden vormontiert und mit unterschiedlich hohen Kränen aufgesetzt. Die Hatzenbühler Windräder bestehen aus 28 Betonring-Elementen, darüber wurden drei Stahlringsegmente aufgesetzt. Da der produzierte Strom in das Stromnetz eingespeist werden muss, wurde eine Kabeltrasse von rund zehn Kilometern nach Kandel zu einer Einspeisestation verlegt. Unter den Besuchern des Festes fand sich keiner, der die Windräder kritisch sieht. Edmund Faust, 85 Jahre alt und mit seiner ganzen Familie, bis hin zum Urenkel, gekommen, meinte: „Ich bin froh, dass wir die Windräder jetzt haben. Ich betrachte sie als großen Vorteil, denn sie produzieren sauberen Strom.“

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