Speyer Keine besonderen Le-Pen-Freunde in den Partnerorten

Wahlsieger: Emmanuel Macron.
Wahlsieger: Emmanuel Macron.

Deutschland hat aufgeatmet, als am Sonntag der Liberale Emmanuel Macron und nicht seine rechtsextreme Gegenkandidatin Marine Le Pen zum französischen Staatschef gewählt worden ist. Den Frankreich-Partnerschaften der Stadt Speyer und von fünf Umlandgemeinden dürfte das nicht schaden. Le Pen war in den Partnerorten ohnehin nicht sonderlich stark.

58,8 Prozent für Macron, 41,2 für Le Pen – so lautete das Wahlergebnis auf Landesebene. In Speyers Partnerstadt Chartres kam der Präsident sogar auf 66,8 Prozent, im Lingenfelder Partnerort Torcy auf 72 Prozent. Auch in Römerbergs Partnerkommune Mainvilliers bei Chartres lag er mit 63,9 Prozent über dem Mittel, bei den Harthausener Freunden in Uchizy mit 57,3 Prozent knapp darunter, in Lobsann (Schwegenheim) mit 55,8 Prozent und Ruffec (Waldsee) mit 52,9 Prozent etwas mehr.

„Macrons erhöhtes Ergebnis erklärt sich in der Soziologie der Stadt Chartres“, erklärt auf RHEINPFALZ-Anfrage Patrick Géroudet, der für die internationalen Kontakte zuständige Beigeordnete der 90 Kilometer südwestlich von Paris gelegenen Stadt: „Hoher Lebensstandard und eine ältere Bevölkerung als der Durchschnitt.“ Das seien Faktoren, die Le Pens „Rassemblement National“ nicht zupass kämen. Diese Partei profitiere eher von der Unzufriedenheit der geringer verdienenden und jüngeren Franzosen. Im Chartrainer Umland komme Le Pen auf bessere Ergebnisse, so Géroudet.

Kommunale Besonderheiten

Dass sich die nationalen Wahlergebnisse von den kommunalen teilweise deutlich unterscheiden, ist in Frankreich nicht unüblich. In Chartres etwa spielen die Parteien Macrons, Le Pens und von Jean-Luc Mélenchon, dem stärksten linken Präsidentschaftskandidaten, im Stadtrat kaum eine Rolle. 30 der 39 Mandate hat ein Zusammenschluss inne, der Jean-Pierre Gorges, konservativer Bürgermeister seit 2001, stützt und nach diesem benannt ist. Macrons „La République en Marche“ hat gerade einmal drei Ratssitze inne, wie Géroudet sagt.

Dass der einflussreiche Bürgermeister Gorges im ersten Wahlgang die konservative Präsidentschaftskandidatin Valérie Pecresse unterstützte, hat dieser nur unwesentlich geholfen: Sie kam in Chartres auf 7,1 Prozent, aber die landesweit 4,8 Prozent ließen sie nicht in den zweiten Wahlgang einziehen. Macron hatte in Runde eins in Chartres vor Mélenchon und Le Pen gelegen.

Mélenchon war im Lingenfelder Partnerort Torcy im ersten Wahlgang weit vor Macron und Le Pen ins Ziel gekommen. Le Pen hatte vor 14 Tagen in Waldsees Partnerort Ruffec auf Platz eins gelegen, wurde allerdings am Sonntag von Macron überholt. Auffällig in allen Orten: die hohen Anteile „weißer“ Wahlzettel ohne Kreuzchen. In Chartres waren das etwa 6,6 Prozent, wozu nochmals 1,9 Prozent Ungültige und ohnehin 32 Prozent Nichtwähler kamen.

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