Speyer Kampfzwerg „Odi“ mit Silber nach Speyer

Rio de Janeiro. Silber für Odette Giuffrida aus dem Bundesligakader des Judosportvereins, Platz 14 für Gewichtheber Tom Goegebuer vom AV und eine Auftaktniederlage für Beachvolleyballerin Britta Büthe – das war die sehenswerte Bilanz der Speyerer am zweiten Olympia-Tag.

Giuffrida schoss in der Gewichtsklasse bis 52 Kilogramm den Vogel ab. Die Italienerin scheiterte erst im Finale an der Weltranglisten-Ersten, der Kosovarin Majlinda Kelmendi. Auf ihrem Weg in den Endkampf schaltete Giuffrida nach einem Freilos die deutsche Medaillenkandidatin Mareen Kräh aus. Danach bezwang die JSV-lerin im Poolfinale Andreea Chitu (Rumänien) und in der Vorschlussrunde Yingnan Ma aus China. „Das war ein guter Auftakt für Speyer, oder?“, sagte JSV-Teamchefin Nadine Lautenschläger im Gespräch mit der RHEINPFALZ: „Sie hat eine starke Leistung gezeigt, mit 21 Jahren bei der ersten Teilnahme direkt im Finale. Es war nur schade für Deutschland. Natürlich drücken wir Deutschland den Daumen. Ich habe zu Mareen aber weniger Bindung als zu Odi.“ Und so erfuhr sie über die Kader-WhattsApp-Gruppe schnell von der Zufriedenheit ihres Schützlings. Kelmendi sei die große Favoritin gewesen, erklärte Lautenschläger. Doch mit Chitu habe Giuffrida „schon eine Hausnummer bezwungen. Die muss man erst mal schlagen. Odi ist ein kleiner Kampfzwerg mit guter Technik, der viel tief arbeitet. Bei einer Wertung ist sie schon so ausgefuchst und taktisch auf einem so hohen Niveau, um sie über die Zeit zu bringen.“ In der Bundesliga lief die 21-Jährige noch nicht auf. „Sie kommt auf jeden Fall“, kündigte Lautenschläger, die alle ihre Duelle im Internet verfolgte, an. Schon bei TSG Backnang, wenn es darum geht, das Finale ins Judomaxx zu holen, könnten Rio-Starterinnen auflaufen. Bei der Titelentscheidung rechnet die Teamchefin mit zwei bis vier der internationalen Stars. Ob der für die Golden League in Russland, den höchsten europäischen Vereinswettbewerb, qualifizierte JSV in der Woche vor Weihnachten dort antritt, ließ die Speyererin aus finanziellen Gründen offen. Dem tollen italienischen Judo-Tag setzte übrigens Fabio Basile mit Gold bis 66 Kilo das Sahnehäubchen drauf. Ganz so doll lief’s dann gestern für den JSV nicht weiter: Platz sieben für Hedvig Karakas. Der Belgier Goegebuer beendete seine dritte Olympia-Teilnahme mit dem 14. von 18 möglichen Rängen in der Klasse bis 56 kg. Das bedeutete Platz sechs in der schwächeren B-Gruppe. Der mit 41 Jahren bei weitem älteste Starter riss 111 kg und stieß 130 kg. an 113 und 133 kg scheiterte er. 2008 kam Goegebuer in Peking mit 251 kg auf Position 13, 2012 in London (247) auf zwölf. Der Wettbewerb in der Klasse bis 56 kg fällt Goegebuer schwer: „Ich wiege 64 kg und starte überwiegend in der 62-kg-Klasse. Aber in dieser Kategorie habe ich 2000 und 2004 die Olympianorm verpasst. Allerdings ist es sehr schwierig, bei nur zehn Prozent Fettanteil im Körpergewicht acht Kilo runter zu machen“, sagte er. „Jetzt bloß nicht den Kopf in den Sand stecken“ lautet ab sofort das Motto der beim TSV Speyer groß gewordenen Beachvolleyballerin Britta Büthe. Denn den Auftakt setzte sie in den selbigen. Mit Karla Borger verlor sie 0:2 (12:21, 16:21) gegen die Schweizerinnen Nadine Zumkehr/Joana Heidrich. Büthe/Borger riefen dabei gegen die cleveren und von ihren Fans frenetisch angefeuerten Schweizerinnen kaum einmal ihre Leistung über einen längeren Zeitraum ab. „Nach den ersten zwei Punkten gegen uns am Anfang vom Spiel war schon sichtbar, dass wir zwar physisch anwesend waren, aber überhaupt nicht mental“, sagte Trainer Srdjan Veckov: „80 Prozent der Schweizer Punkte haben wir durch unsere Fehler gemacht. Aber das können wir abstellen.“ Dabei bereiteten sich die beiden speziell auf die späten Antrittszeiten und die Flutlichtverhältnisse vor. Auch sprach die bisherige Match-Bilanz mit 3:1 zugunsten von Borger/Büthe. Doch Zumkehr/Heidrich machten zuletzt durch gute Ergebnisse auf sich aufmerksam, als sie vor wenigen Tagen beim Grand-Slam-Turnier in Klagenfurt ins Endspiel einzogen. Beide Teams kennen sich sehr gut, trainierten schon gemeinsam und zogen Seite an Seite privat los. Britta Büthes Bruder Lars arbeitet in Zürich, wo auch der Freund von Joana Heidrich lebt. Die beiden verfolgten zusammen um 2 Uhr nachts das Match. „Wir haben nicht annähernd das gezeigt, was wir können“, lautete Karla Borgers Fazit: „Wir haben null Druck gemacht. Wir werden jetzt nicht den Sand in den Kopf stecken“, sagte sie und lachte mit Büthe schon wieder über den Versprecher. Die Ex-Speyererin: „ Das Spiel wird jetzt noch einmal gemeinsam mit unserem Trainer analysiert, und dann ist gut.“ Die ersten Zwei jeder Gruppe sowie die besten vier Dritten erreichen die K.o.-Phase. Dafür verzichtet Büthe sogar auf die in den Nationalfarben lackierten Fußnägel, die kein Glück bescherten. Weiter geht’s gegen die Niederländerinnen Sophie van Gestel/Jantine van der Vlist, die Sarah Pavan/ Heather Bansley aus Kanada 0:2 (15:21, 17:21) unterlagen. „Wir sind guter Dinge. Es hat noch keiner ein Turnier mit dem ersten Spiel gewonnen“, meinte Büthe, während sich Borger wieder einmal in Begleitung gleich weiter auf den Weg zur Doping-Kontrolle begab. |mer

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