Speyer In großer Liebe zum Süden vereint

Es war ein eindrucksvolles, sehr gut besuchtes Jubiläumssommerfest im Speyerer Feuerbachhaus am Samstag zum 40-jährigen Bestehen des Museums. Das Fest lebte künstlerisch vom Kontrast zwischen Anselm Feuerbach und Karl Hufnagel. Es lebte aber auch von Zeitzeugen, von einer wunderbaren Darstellung eines Farbenhändlers, von einem interessanten Vortrag des Alt-Oberbürgermeisters Werner Schineller und von der Atmosphäre des Areals, das seine Aura entfaltet.

Im oberen Stockwerk des Hauses Feuerbachs Werke, unten Hufnagels. Oben Feuerbach auf den Spuren von Tizian, konkret und zuweilen detailverliebt in seiner Darstellung, im Erdgeschoss Hufnagels kraftvoller, leidenschaftlicher Pinselstrich in seinen Aquarellen, gefertigt in Frankreich, Griechenland, Italien, der Türkei. Kontrast allenthalben, der sich zu einem großen Ganzen zusammenfügt. Am Samstag wurde die Ausstellung mit Reiseaquarellen Karl Hufnagels (1906-1995) unter dem Titel „Der Glanz Europas“ eröffnet. Bis zum 15. November sind im Erdgeschoss 26 Werke des Harthauseners zu sehen. Die Entwicklung des Künstlers vom detailliert Abbildenden hin zum beschwingten, stimmungsvollen Maler wird mit jedem seiner Werke greifbarer. Die Bilder Europas haben nicht immer einen sorglosen Hintergrund. So entstanden zehn gezeigte Werke in Norwegen im Zweiten Weltkrieg. Dort widmete sich Hufnagel jedoch nicht etwa dem Kriegsgeschehen, sondern der Landschaft – deutlich bildhafter als in seinen späteren Werken. Hufnagels Atelier war die Natur, wie seine beiden Töchter, Barbara Hintzen und Christina Bittmann berichteten. „Wo andere einen Fotoapparat mitgenommen haben, hatte er Pinsel und Malblock dabei“, erzählte Bittmann im RHEINPFALZ-Gespräch. Die Familie sei ihm wichtig gewesen, habe ihn immer umgeben. Einmal versank Hufnagel so sehr in seiner Arbeit, dass er am Meeresufer nicht bemerkte, wie die Wellen immer näher kamen, ihn und seine Staffelei umspülten, drohten ihn mitzureißen. „Meine Mutter und wir haben laut geschrien vor Sorge“, erinnerte sich Hintzen. Frankreich und Italien waren Hufnagels große Liebe. „Das verbindet ihn mit Feuerbach. Außerdem war Anselm Feuerbachs Vater ebenso Lehrer am Kaiserdom-Gymnasium wie mein Vater“, sagte Bittmann. Ob sich die Künstler politisch zum heutigen Europa geäußert hätten? Feuerbach vermutlich nicht, wie Peter Bilhöfer von der Künstlergruppe „Anno Domini“ in seiner wunderbar gespielten Rolle als Farbenhändler August Friedrich Deiffel deutlich machte. Und auch ein Nachfahre des Malers, Peter Anselm Maximilian Feuerbach, der Speyer am Samstag einen Besuch abstattete, bestätigte: „Politisch ist er nie gewesen. Seine Welt drehte sich um ihn, um seine Kunst.“ Selbst die Einigung Italiens fand keinen Eingang in Feuerbachs Schriftwechsel. „Der erste Feuerbach mit dem Namen Anselm war ein Jünger Rousseaus – chaotisch, gefühlvoll, ich-besessen, stürmisch. Der Alte hat das titanisch Ungestüme gelebt. Seinen Söhnen und Enkeln hat er die dämonische Natur in Brechungen weitergegeben“, berichtete Schineller eindrucksvoll und spannte einen interessanten Bogen von der Wesensbeschreibung der Feuerbach-Dynastie hin zur wechselvollen Geschichte des Hauses in der Allerheiligenstraße 2. In jenem lebte von 1929 bis 1946 – die Familie Feuerbach war schon lange ausgezogen – Hedwig Bandel. Sie war am Samstag an ihren ehemaligen Wohnort zurückgekehrt, in dem zu ihrer Zeit drei Familien mit insgesamt sieben Kindern lebten. Sie schwelgte mit ihrer Tochter Gabriele in Erinnerungen – an einen raumgreifenden Garten und einen kleinen Fußweg, der sich heute zu einer breiten Straße ausgewachsen hat. Mit Bandels Schilderungen im RHEINPFALZ-Gespräch wurde die Aura des Areals greifbar, die mehr ist als eine Kulisse für große Künstler.

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