Speyer Gropius Quartett spielt bei den SchUM-Kulturtagen

Gropuis Quartett
Gropuis Quartett

Am Sonntag, 24. Oktober, um 17 Uhr spielt das Gropius Quartett zusammen mit dem Cellisten Friedrich Thiele im Alten Stadtsaal bei den SchUM-Kulturtagen Werke von Mendelssohn, Ernest Bloch und Schubert.

Gropius Quartett

Walter Gropius gilt als revolutionärer Visionär, der in den 20er Jahren den Bauhausstil begründet. Klarheit und Kühnheit zeichnen sein Werk aus. Wie bei den Musikern des Gropius Quartetts bilden Weimar und Berlin sein Schaffenszentrum. Dem Vorbild Gropius folgend – und durch persönliche Begegnungen mit Yehudi Menuhin und Mstislav Rostropovich geprägt - setzt sich das Gropius Quartett zum Ziel, die klare Struktur der Komposition herauszuarbeiten und mit leidenschaftlichem Spiel erlebbar zu machen. Im November 2018 gab das Gropius Quartett sein Gründungskonzert im Nationaltheater Weimar. Zu diesem Anlass hat der renommierte Dirigent und Komponist George Alexander Albrecht ein dramatisches Streichquartett geschrieben.

In der laufenden Spielzeit stehen Konzerte in der Elbphilharmonie Hamburg, im Konzerthaus Berlin sowie Konzertreisen nach Portugal und Kanada an. Für die Saison 22/23 sind zwei Konzertreisen in die USA geplant. Eine enge Zusammenarbeit verbindet das Gropius Quartett auch mit dem Komponisten Enjott Schneider, dessen neues Werk das Gropius Quartett im März 2022 in Berlin uraufführen wird. Die Mitglieder des Gropius Quartetts kennen sich seit gemeinsamen Studienzeiten an der International Menuhin Music Academy Gstaad und der Juilliard School New York.

Mitglieder

Friedemann Eichhorn, Violine, hat als Solist und Kammermusiker über 30 CDs bei verschiedenen Labels eingespielt, darunter sämtliche Violinwerke von Fazil Say in Zusammenarbeit mit dem Komponisten und Christoph Eschenbach. Er lehrt an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar und ist Künstlerischer Leiter der Kronberg Academy.

Indira Koch, Violine, ist Konzertmeisterin der Deutschen Oper Berlin sowie künstlerische Leiterin und Konzertmeisterin der Kammerphilharmonie Metamorphosen Berlin. Als Solistin gastierte sie unter anderem mit den Hamburger Symphonikern, dem Canberra Symphony Orchestra und der Rumänischen Staatsphilharmonie. Konzerte führten sie in New Yorks Carnegie Hall, Tokios Suntory Hall, die Berliner Philharmonie und in die Elbphilharmonie Hamburg.

Alexia Eichhorn, Viola, konzertiert als Geigerin und Bratschistin mit Orchestern in Europa und Asien und auf renommierten Festivals. Als langjährige Konzertmeisterin der Hofer Symphoniker lehrt sie als Honorarprofessorin an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar. Aufnahmen zahlreicher Werkentdeckungen liegen bei verschiedenen Labels vor.

Wolfgang Emanuel Schmidt, Cello, konzertierte als Preisträger des Internationalen Tschaikowsky Wettbewerbs Moskau mit Musikern wie Lang Lang, Emanuel Ax, Christoph Eschenbach und Gil Shaham und war unter anderem zu Gast als Solist beim Gewandhaus Orchester Leipzig, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin und dem Orchestre philharmonique de la Suisse Romande unter Leitung von Marek Janowski, Rafael Frühbeck de Burgos und Donald Runnicles. Er lehrt an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar und an der Kronberg Academy. Sony Classical veröffentlichte zahlreiche seiner Aufnahmen als Solist und Dirigent.

Gastcellist Friedrich Thiele

Friedrich Theile, Jahrgang 1996, ist seit 2016 Student in der Klasse von Wolfgang Emanuel Schmidt in Weimar. 2011 bis 2016 war Friedrich Jungstudent in Leipzig in der Klasse von Peter Bruns.

Friedrich errang bereits mehrere Preise bei nationalen und internationalen Wettbewerben. Durch aktuelle Erfolge beim renommierten Tonali-Wettbewerb 2015 in Hamburg (3. Preis und Publikumspreis), sowie beim Wettbewerb „Ton und Erklärung“ in München 2017 (erster Preis), startete Friedrich eine internationale Karriere. In Folge der Wettbewerbe gastierte er als Solist bei dem Orchester des Nationaltheaters Brasília, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und dem Münchner Rundfunkorchester. Im Jahr 2018 folgen Engagements mit dem „Orquesta Sinfónica Simón Bolívar“ in Caracas und dem Rundfunk-Sinfonieorchester Prag in Wiesbaden. Als Gast des Festivals „Heidelberger Frühling“ war er im März 2018 zu hören.

Mendelssohns f-Moll-Quartett

Im Mai 1847 starb Fanny Hensel, die musikalisch hochbegabte Schwester Felix Mendelssohns, unter tragischen Umständen im Alter von nur 41 Jahren: Am 14. Mai leitete sie eine Chorprobe zur Ersten Walpurgisnacht ihres Bruders und erlitt einen Schlaganfall. Sie ließ sich ins Nebenzimmer tragen, versicherte ihren Sängern, sie kehre gleich zurück, versuchte aufzustehen und brach dann vollends zusammen. Noch in derselben Nacht starb sie. Der erschütterte Bruder hat diesen Verlust nie verwunden. Am 4. November desselben Jahres folgte Felix ihr ins Grab. Innerhalb von sechs Monaten erloschen zwei Zwillingssterne der Romantik. In die Spannung zwischen diesen beiden tragisch früh Verstorbenen ist das f-Moll-Quartett eingeschlossen, das letzte Streichquartett Felix Mendelssohns.

Die Nachricht vom Tod seiner Schwester traf Felix völlig unvorbereitet und vernichtend: „Bis jetzt kann ich an Arbeit, ja an Musik überhaupt nicht denken, ohne die größte Leere und Wüste im Kopf und im Herzen zu fühlen.“ Um sich abzulenken, zog er sich in die Schweizer Berge zurück, wo er im Kreise der Familie und in der Natur „wieder mehr Haltung“ gewinnen wollte. Im Juli gestand er freilich, dass „eine rechte Grundfarbe noch nicht wieder da“ sei, „nicht einmal eine schwarze, geschweige denn eine hellere“. Er malte und komponierte – ein Streichquartett in der Todestonart f-Moll.

Ein stärkerer Gegensatz ist kaum denkbar als jener zwischen den hellen, friedlichen Aquarellen, die er damals von den Schweizer Bergen malte, und dem düsteren, aufgewühlten f-Moll-Quartett. Es ist eindeutig in „schwarzer Grundfarbe“ gehalten, die sich nur an wenigen Stellen aufhellt, und auch dort nur über unterschwelliger Erregung. Das Werk kann zweifelsfrei als Reaktion auf den Tod der Schwester interpretiert werden. Es ist ein Stück von so rückhaltloser Intensität des Ausdrucks, wie es Mendelssohn nur einmal geschrieben hat. Als er es im September 1847 beendete, hatte er selbst nur noch zwei Monate zu leben.

Ernest Blochs „Prayer“

Ernest Bloch gilt als der „Vater der jüdischen Musik“, wobei man ergänzen muss: der jüdischen Konzertmusik. Aus den unerschöpflichen Quellen der liturgischen und volkstümlichen jüdischen Musik nahm er die unterschiedlichsten Anregungen auf und goss sie in die klassischen Formen und Besetzungen einer typischen „Konzertsaalmusik“.

Der Sohn eines jüdischen Kaufmanns aus Genf durchlief in seinem fast sechzigjährigen Schaffen die verschiedensten Stilphasen: von romantischen Ursprüngen über Expressionismus und Neoklassizismus bis hin zu seinem vielfältigen Altersstil. Seine bekanntesten Werke, America für Chor und Orchester (1926) und das Orchesterstück Helvetia (1929), stehen für die beiden Pole seines Lebensweges. Bis 1916 wirkte er in seiner Schweizer Heimat, dann ging er als Dirigent einer Ballettkompanie auf Tournee durch die Vereinigten Staaten. Als sich die Ballett-Truppe während der Tournee auflöste, nahm er das Angebot an, an der neu gegründeten Mann“s School of Music in Manhattan zu unterrichten. Bald war er in New York so fest etabliert, dass er seine Familie nach Amerika holen konnte – 1917 über den Atlantik, mitten durch den U-Boot-Terror des Ersten Weltkriegs. Von New York wechselte Bloch 1920 nach Cleveland und 1925 nach San Francisco, jeweils als Direktor neu gegründeter Musikinstitute. Am Aufschwung des amerikanischen Musiklebens war er wesentlich mit beteiligt. 1924 nahm er die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Während der Dreißiger Jahre lebte er wieder in der Schweiz, bevor ihn der Antisemitismus endgültig nach Amerika auswandern ließ. Dort wurde er Professor in Berkeley und eine Art Nestor der Moderne in Amerika.

Seine dreisätzige Suite From Jewish Life („Aus jüdischem Leben“) entstand 1925 in Cleveland und wurde im Jahr darauf in New York gedruckt. Im ersten Satz „Prayer“ vertraute Bloch dem Cello die tief bewegende Melodie eines jüdischen Gebetsgesangs an. Dieses tief traurige Andante moderato mit seinen übermäßigen Sekunden ahmt den Gesang jüdischer Kantoren sogar bis in die Vierteltöne nach.

Franz Schuberts Streichquartett

Schuberts einziges Streichquintett in der Besetzung mit zwei Celli, komponiert im September 1828, wenige Monate vor seinem Tod, war sein kammermusikalischer Schwanengesang. In einer selbst für ihn einmaligen Weise sind hier alle Qualitäten seiner reifen Instrumentalmusik gebündelt: sinfonische Form, entrückte Klangschönheit und dramatische Kontraste. Die Tragik eines Menschen, dessen Lebensträume nicht in Erfüllung gegangen sind, legt sich wie ein Firnis von Trauer über eines der klangschönsten Werke der Romantik. „Freylich ist“s nicht mehr jene glückliche Zeit, in der uns jeder Gegenstand mit einer jugendlichen Glorie umgeben scheint, sondern jenes fatale Erkennen der miserablen Wirklichkeit, die ich mir durch meine Phantasie (Gott sey’s gedankt) so viel als möglich zu verschönern suche.“ Diese Zeilen an seinen Bruder Ferdinand von 1824 zeigen das gebrochene Weltverständnis des Komponisten, das er in seinen Briefen und Gedichten zum Ausdruck brachte. Die Pole, zwischen denen sie schwanken – die Illusion ersehnten Glücks und das „fatale Erkennen der miserablen Wirklichkeit“ – bestimmen auch das Quintett.

Bei den Verlegern der Schubert-Zeit stieß dieses in jeder Hinsicht extreme Werk auf völliges Unverständnis. Der Leipziger Verlag Probst ging auf ein briefliches Angebot Schuberts kurz vor dessen Tod nicht mehr ein, und auch die Wiener Verlage blieben Jahrzehnte lang an dem Werk uninteressiert, obwohl sie Schuberts Kammermusik rasch nach seinem Tod zu veröffentlichen begannen. Erst 1850 wurde das Quintett in Wien öffentlich aufgeführt, erst 1853 von den Nachfolgern des Verlegers Diabelli gedruckt, obwohl dieser das Manuskript schon seit 1830 besessen hatte. Mit Werken wie diesem war kein Geld zu verdienen, das wusste auch Schubert. 1824 heißt es in seinem Tagebuch: „Meine Erzeugnisse sind durch den Verstand für Musik und durch meinen Schmerz vorhanden; jene, welche der Schmerz allein erzeugt hat, scheinen am wenigsten die Welt zu erfreuen.“

Karten

Karten in der Tourist-Info und bei allen Reservix-Stellen, also auch beim RHEINPFALZ-Ticket-Service. Es gelten die aktuellen Corona-Regeln, im Moment also 2G+. Mehr Infos unter www.speyer.de/schum-kulturtage.

Friedrich Thiele
Friedrich Thiele
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