Speyer Grenzenlose Narretei

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„Narretei kennt keine Grenzen.“ Das hat Michael Grohmann, Sitzungspräsident der Speyerer Karneval Gesellschaft bei der Großen SKG-Prunksitzung am Samstag in der Stadthalle betont. Dass das auch geografisch gilt, haben SKG-Präsident Daoud Hattab sowie Aktive aus Speyer, Mechtersheim, Idar-Oberstein und Syrien bewiesen.

Mit Euphorie will Prinzessin Sarah II. das SKG-Zepter schwingen, kündigte die Tollität an. Frauen-Power braucht sie auch. Denn über ihr prangte das SKG-Kampagnen-Motto: „Die Herrensitzung ist der Renner. 50 Jahre Dauerbrenner“. Im Sitzungs-Elferrat war Weiblichkeit jedenfalls eindeutig in der Überzahl. Hildegard Jung, Irmgard Meyer, Jutta Bari-Scholl und Lilo Melzer konkurrierten in der Bütt mit „Till“ Horst Kapp und „Molli“ Oliver Sauer um die Gunst des närrischen Publikums. Ohne Mechtersheimer Unterstützung ging es bei der SKG nicht. Niedliche Kindergardistinnen, perfekte Funkenmariechen und mitreißende „Pälzer Früh-Grumbeere“ waren exzellente Ausleihen der befreundeten Fasnachter. In seiner Extra-Bütt blickte Till in den Spiegel aktueller Politik: „Die Kölner Verbrecher schaden dem Ruf der guten Flüchtlinge.“ Ihr Blick in den Spiegel zeuge von Tapferkeit, betonte „Schönwetterfee“ Jung. Liebesromane empfahl die unangefochtene Königin der SKG-Bütt gegen Depressionen. Die kaufe sie regelmäßig im Bahnhof – mit dem Koffer in der Hand. „Dann denken die Leute, ich komme von auswärts.“ Karin Cerin und Klaus Schneider suchten mit „Warum hast Du nicht nein gesagt“ verzweifelt nach musikalischen Erklärungen für brennende Leidenschaft, aus der schon Urheber Roland Kaiser und am Samstag das SKG-Schlagerduo jäh aufwachten. Diese Frage stellte sich den SKG-Spottdrosseln nicht: Sie legten Oberbürgermeister Hansjörg Eger und zahlreich im Publikum vertretenen Stadträten ein Konzept fürs Speyerer Stadtmarketing vor: „Sauber, krass, größenwahnsinnig“. „Fürs Kreuzworträtseln“ lieh sich Irmgard Meyer von Eger einen Kuli. Seilschaften erklärte sie so: „Eine Flasche wird von der anderen hochgezogen.“ Migranten waren viele vor und sechs auf der Bühne. Der Auftritt der arabischen Tanzgruppe „Schabab“ – einigen schon bekannt vom Auftritt beim städtischen Neujahrsempfang – riss die Zuschauer von den Stühlen, veranlasste Hattab, den SKG-„Vortänzer“ mit irakischen Wurzeln, zum Mittanzen und den Saal zu Rakete und „Hajo“. Das hatten sich auch sieben „20 up“-Tänzerinnen der Tanzschule Thiele mit ihrer gelungenen Darbietung verdient. In der gleichen Zeit, in der sich Fotografen ein Bild von ihm machten, hätte er eins gemalt. Eger sprach er besondere Anziehungskraft auf Frauen ab: Molli nahm die anwesende Prominenz nach allen Regeln der Fasnachts-Kunst aufs Korn. „Die hätte ich schon längst entlassen“, lautete der Kommentar von Werner Schineller zum Auftritt von Bari-Scholl als Sekretärin eines Eheanbahnungsinstituts. Gelohnt hatte sich der Besuch für den Ex-OB trotzdem: Zauberer Felix Lehmann überließ ihm ein Stück vom vielfach verwandelten Seil. Melzer reimte über ihren „Drang nach einem Mann“. Ledig ist die SKG-Aktive dennoch geblieben. Für eine „Sex Bomb“ hält sich jeder Tänzer des SKG-Männerballetts: Auftritt in Netzstrümpfen. „Wenn alles jubelt, alles lacht, dann hat’s die SKG gemacht“, hatte Grohmann angekündigt. Fünf Stunden und unzählige Raketen später war mancher Fasnachter überzeugt. (kya)

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