Speyer Gegenstände mit Geschichten

Erinnerungen von alteingesessenen und neu hinzugekommenen Speyerern präsentiert der Verein Ars@Poetica ab morgen in einer von Klaus Zwick konzipierten Ausstellung im Alten Stadtsaal Speyer. Zu rund 20 aufgeschriebenen Geschichten wird je ein Gegenstand gezeigt, der mit der Erinnerung verbunden ist.

In drei Lesungen (28. April, 3. und 7. Mai) tragen „Erinnerungslieferanten“ selbst den Zuhörern ihre Geschichten vor, dazu gibt es passende Klanginstallationen. Bilder des früheren RHEINPFALZ-Fotografen Fred Runck ab den 70er Jahren bilden einen stadtgeschichtlichen Hintergrund. Die jüngste Teilnehmerin ist die 17-jährige Clara Böhm. Ihre Gitarre und eine gehäkelte Pandabärenmütze stehen für ihre Zeit als Straßenmusikerin. Damals war sie 13 Jahre alt, sammelte mit ihrer Musik Spenden und wollte zeigen, dass es Jugendlichen nicht nur ums Trinken, Rauchen und Feiern geht. Älteste im Bunde ist Gertrud Deutsch (89). Sie berichtet von ihrer Hamsterfahrt als junges Mädchen in der Nachkriegszeit, als sie gerade noch den letzten Zug heim vor Sprengung der Brücke erwischte. Dazwischen erzählen bekannte und unbekannte Speyerer ihre Geschichten. Mal sind es eigene, mal erwecken sie aber auch Erinnerungen an andere wieder zum Leben. So zeigt der frühere Oberbürgermeister Werner Schineller ein Buch mit persönlicher Widmung zu einer Begegnung mit dem Dichter Jewgenij Jewtuschenko. Johannes Bruno erinnert an den Gemeindevorsteher der Speyerer jüdischen Gemeinde Mitte des 19. Jahrhunderts, Sigmund Herz, und die Altenpflegerin Gül Rastin an eine Heimbewohnerin, die ihr wie eine Oma war. Vom Tauchen mit dem Helm erzählt Schiffsführer Günter Kuhn (75), vom Aufwachsen in einem Bäckerhaushalt seit vier Generationen berichtet Katharina Höchemer (30) mit einem Kinderstuhl. Renzo Bertolini steuert ein Gerät zum Herstellen von Spaghetti-Eis bei und Silvia Rumpf eine silberne Halskette, die dokumentiert, wie sie zum Ballett fand. Für Omid Saroush (24) aus Herat in Afghanistan steht eine leere Kiste, weil er, wie er sagt, alles verloren hat. Altbischof Anton Schlembach schließlich erinnert mit dem 1987 in Speyer getragenen Messgewand Papst Johannes Pauls II. an den „beeindruckendsten Menschen, dem ich je begegnet bin“. Das Gewand gilt als kostbare Reliquie und ist deshalb nur bei der Vernissage zu sehen.

x